Tausende bei "Fridays for Future"-Demos im Südwesten
"Bei der Klimakrise sind wir alle Risikogruppe"

Stuttgart (dpa/lsw) - Nach der längeren Demonstrationspause sind Tausende Aktivisten der Bewegung Fridays for Future bei bundesweiten Klimaprotesten am Freitag auch in Baden-Württemberg zurück auf die Straße gegangen. Insgesamt wurde bei über 50 Menschenketten, Protestzügen und Kundgebungen vor den Folgen des Klimawandels gewarnt. Landesweite Teilnehmerzahlen wurden bislang nicht bekannt, die Aktivisten rechneten aber insgesamt mit weniger Demonstranten als im vergangenen Jahr: «Das war einfach eine andere Situation. Aber es wird Zeit, dass wir das Thema wieder auf der Tagesordnung platzieren», sagte die Stuttgarter Aktivistin Nisha Toussaint-Teachout.

Gutes Zeichen für den Klimaschutz

Applaus für die neuen Proteste gab es aus der Staatskanzlei. «Hinter Fridays for Future stehen längst nicht mehr nur Schülerinnen und Schüler, sondern ein breiter Teil der Gesellschaft», twitterte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Die Corona-Pandemie habe die Klimakrise in den Hintergrund gedrängt, ergänzte zudem die baden-württembergische Landesregierung über ihren Twitter-Account. «Deshalb ist es gut, dass heute viele Menschen ein Zeichen für den Klimaschutz setzen. Für Corona gibt es hoffentlich bald einen Impfstoff. Die Klimakrise können wir nicht wegimpfen.»

Konstanz hatte 2019 Klimanotstand ausgerufen

Bereits am Vormittag versammelten sich die ersten Demonstranten in Karlsruhe. Fridays for Future-Aktivist Alexander Giemza schätzte die Zahl der Teilnehmer bei der Menschenkette auf rund 2.000. Unter anderem sollte auch in Mannheim, Freiburg und Ulm demonstriert werden. In Stuttgart zogen nach Schätzungen der Veranstalter mehrere Tausend meist junge Menschen durch die Stadt zu einer Kundgebung. Die Polizei äußerte sich nicht zur Zahl der Teilnehmer. In Konstanz wollten die Fridays-for-Future-Anhänger unter anderem für eine klimapositive Stadt bis 2030 auf die Straße gehen. Dann soll die Stadt der Umwelt mehr Treibhausgase entziehen, als sie verursacht. Konstanz hatte im Mai 2019 als erste deutsche Stadt den Klimanotstand ausgerufen. Bundesweit wollten die Klima-Protestler am Freitag an insgesamt rund 400 Orten auf die Straße gehen - stets unter Einhaltung der Corona-Auflagen mit Abstand und Maske, wie sie betonten.

Schüler, Studenten, Wissenschaftler und andere Erwachsene beteiligen sich an Demos

«Bei der Klimakrise sind wir alle Risikogruppe», warnte Nisha Toussaint-Teachout. Sie habe kein Verständnis mehr dafür, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Klimakrise so wenig Beachtung fänden. «Bei Corona hören wir auf die Wissenschaft. Bei der Klimakrise tun wir das nicht und das ist für mich schwer nachzuvollziehen.» Wegen der weltweiten Pandemie hatten die Aktionen der Bewegung zuletzt überwiegend im Internet stattgefunden. Im vergangenen Jahr hatten die Klimaschützer regelmäßig Tausende vor allem junge Menschen zu Demonstrationszügen durch die Städte motiviert. Im Alter von 15 Jahren hatte sich die Schwedin Greta Thunberg im August 2018 vor das Parlament in Stockholm gesetzt, um die Politiker ihres Landes zu einem stärkeren Einsatz für den Klimaschutz aufzufordern. Daraus ist die Fridays-for-Future-Bewegung entstanden. An den Klimaprotesten beteiligen sich vor allem Schüler und Studenten, zunehmend auch Wissenschaftler und andere Erwachsene.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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