Geplantes interkommunales Gewerbegebiet "Bauschlotter Platte" erhitzt in Neulingen die Gemüter
Bürger sollen entscheiden

Umstrittene Gewerbepläne: Noch ist Ackerfläche, wo dereinst das interkommunale Gewerbegebiet „Bauschlotter Platte“ entstehen soll. Im Hintergrund die Ausläufer des bestehenden Gewerbegebiets Göbrichen. | Foto: rol
  • Umstrittene Gewerbepläne: Noch ist Ackerfläche, wo dereinst das interkommunale Gewerbegebiet „Bauschlotter Platte“ entstehen soll. Im Hintergrund die Ausläufer des bestehenden Gewerbegebiets Göbrichen.
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NEULINGEN (rol) „Aus einem Guss“ soll der Bürgerentscheid zum geplanten, von Teilen der Einwohner erst seit Kurzem heftig kritisierten interkommunalen Gewerbegebiet „Bauschlotter Platte“ in Neulingen-Göbrichen sein. Das kündigt Bürgermeister Michael Schmidt auf Nachfrage an und erklärt, was er damit meint: Der Termin für den Bürgerentscheid soll so festgelegt werden, dass vorher ausreichend Zeit für Diskussions- und Informationsveranstaltungen bleibt, bei denen beide Seiten ihre Sichtweise darstellen können: sowohl die das Gewerbegebiet befürwortende Gemeindeverwaltung als auch die sich dagegen aussprechende Bürgerinitiative (BI).

Bürgermeister geht auf Gegner zu

Der Bürgermeister sagt, momentan sei er zusammen mit seinen Mitarbeitern auf der Suche nach einer externen Agentur, die geeignet ist, die Diskussionsveranstaltungen zu moderieren. Wenn er eine Vorauswahl getroffen habe, wolle er damit auf die Fraktionsvorsitzenden und die BI zugehen – mit dem Ziel, dass im Gemeinderat ein Gesamtbeschluss zu allen, den Bürgerentscheid betreffenden Details gefasst werden kann. Dass sie einen Bürgerentscheid grundsätzlich begrüßen, das machten die Neulinger Gemeinderäte schon in der vergangenen Sitzung deutlich. Aus Schmidts Sicht bietet diese Vorgehensweise unter anderem den Vorteil, dass dabei eine einfache, für alle Bürger leicht verständliche Fragestellung formuliert werden kann, mit der beide Seiten – sowohl Befürworter als auch Kritiker – einverstanden sind.

BI kritisiert „enorme Flächenversiegelung“

Die Bürgerinitiative hat inzwischen mehr als 430 Unterschriften gegen das Gewerbegebiet gesammelt. Kritisiert wird vor allem „die enorme Flächenversiegelung“. Das Gebiet liege unmittelbar angrenzend an ein FFH-Schutzgebiet mit sehr guter Bodenqualität und in einem Biotopverbund, auf dem Bautätigkeiten unterbleiben müssen. „In Zeiten des Klima- und Naturschutzes ist ein solches Projekt nicht mehr zeitgemäß“, sagt BI-Sprecher Philippe Boob. Laut BI hat Göbrichen bereits flächenmäßig das größte Gewerbegebiet Neulingens und wenige Kilometer entfernt würden in Pforzheim-Nord weitere große Flächen ausgewiesen. Um gewerbliches Entwicklungspotential für die Zukunft zu gewährleisten, befürwortet die BI eine nachhaltige Umstrukturierung der bestehenden Neulinger Gewerbegebiete. Weiter spricht aus ihrer Sicht ein stark erhöhtes Verkehrsaufkommen gegen die Erschließung, „ganz zu schweigen von der nachteiligen Veränderung des ländlichen Ortscharakters“, so der Sprecher der Bürgerinitiative. Die Gegner befürchten, dass Göbrichen von allen sechs Teilorten der Verbandsgemeinden die Gesamtlast nahezu alleine zu tragen hat.

„Kein Amazon zwei“

Bürgermeister Schmidt verteidigt das Gebiet und betont: Die Bürger seien schon mehrfach beteiligt worden, alle Fachbehörden dabei gewesen. Der Bürgermeister verspricht: Sollte das Gebiet kommen, werde man es „nicht im Hurra verbraten“. Man wolle nicht „Amazon zwei“, sondern kleine bis mittelständische Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen. Wie viel man tatsächlich auf einmal erschließe, sei noch nicht festgelegt. Über Ansiedlungswünsche von Firmen werde im Gemeinderat gesprochen, der dann den Vertretern der Verbandsversammlung eine Weisung gebe. Schmidt sagt, es solle ein Gebiet entstehen, das „fast schon mustergültig“ sein kann. Man wolle die „allerhöchsten Maßstäbe“ ansetzen und suche Firmen aus, die dabei mitmachen. Der Rathauschef bringt ein Blockheizkraftwerk und eine ÖPNV-Anbindung ins Gespräch. Und er betont: Ein wohnortnahes Gewerbegebiet leiste einen Beitrag zum Klimaschutz – gerade mit Blick auf den Verkehr. Spätestens seit Mitte 2014 sei der Umfang des Gebiets in der Öffentlichkeit bekannt gewesen.

Autor:

Nico Roller aus Region

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