Langer Atem: Tauziehen um Beseitigung des Gondelsheimer Bahnübergangs dauert schon Jahrzehnte
Der Ärger über lange Staus, Abgas- und Lärmbelästigungen wegen häufig geschlossener Schranken am Gondelsheimer Bahnübergang währt schon Jahrzehnte. Wir geben einen kurzen Überblick über die jüngere Geschichte des Projekts.
GONDELSHEIM (ch) Der Ärger über lange Staus, Abgas- und Lärmbelästigungen wegen häufig geschlossener Schranken am Gondelsheimer Bahnübergang währt schon Jahrzehnte. Wir geben einen kurzen Überblick über die jüngere Geschichte des Projekts.
Kreistagsbeschluss vor siebeneinhalb Jahren
Nach rund 20-jährigem Tauziehen hat der Kreistag des Landkreises Karlsruhe im Sommer 2010 einstimmig beschlossen, den Bahnübergang durch einen unterirdischen Kreisverkehr zu ersetzen. Damals sah es so aus, als könnten Pendler, Anwohner und Zulieferer bald aufatmen. „Die belastenden Rückstaus sind bald passé“, freute sich im August 2010 Gondelsheims Bürgermeister Markus Rupp, der als SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag für die Lösung geworben hatte. Die Machbarkeit einer innerörtlichen Kreiselunterführung hatte einige Jahre zuvor bereits der Leiter des Brettener Amts für Stadtentwicklung und Baurecht, Ulrich Braun, im Auftrag des damaligen Brettener OB Paul Metzger nachgewiesen. Anlass damals war ein Streit über die von Gondelsheim schon beschlossene Nordumgehung und die von Bretten bevorzugte Südumfahrung.
Bürger stehen hinter Projekt
Ein vom Gondelsheimer Bürgermeister Markus Rupp angeregter Bürgerentscheid im März 2012 machte deutlich, dass auch die Bevölkerung hinter der Lösung steht. Mit einer großen Mehrheit von 80,55 Prozent der gültigen Stimmen stimmten die Gondelsheimer für die Beseitigung des bestehenden Bahnübergangs durch die sogenannte „Deckelvariante“, die eine Überdachung der Kreisel-Unterführung vorsieht. 19,45 Prozent stimmten dagegen. Die Beteiligung lag bei 55,78 Prozent der Stimmberechtigten. Rupp sprach damals von einem „Lehrbeispiel für die Demokratie in Gondelsheim“. Danach wurde es still um das Projekt.
Einzigartiges Bauvorhaben
Die von der Gemeinde bevorzugte Planung sieht vor, die Unterquerung der Bahntrasse rund 140 Meter nördlich des bestehenden Bahnübergangs zu bauen, um ausreichend Abstand für die erforderlichen Rampen zu schaffen. Wegen der beengten Raumverhältnisse entschied man sich, den Kreisel direkt unter der Bahnbrücke anzulegen. Damit betreten die Planer Neuland. Ein Bauwerk dieser Art sei ihm im Landkreis Karlsruhe bisher nicht bekannt, gab der Leiter des Amts für Straßen im Landratsamt, Patrick Bohner, damals zu Protokoll. Der unterirdische Kreisverkehr mit einem Durchmesser von 40 Metern sei „mit Sicherheit anspruchsvoll.“
Mehr Verkehr vom „Schlossbuckel“
Ein vom Landratsamt in Auftrag gegebenes Verkehrsgutachten war damals zu dem Ergebnis gekommen, dass der Bahnübergang täglich von bis zu 8.000 Fahrzeugen passiert wurde. Befürchtungen, dass es nach dem Kreiselbau erheblich mehr werden könnten, nannte Amtsleiter Bohner damals unbegründet. Für eventuellen Ausweichverkehr gebe es wesentlich bessere Strecken. Die Verkehrsverlagerungen hielten sich nach seiner Einschätzung „im unteren Bereich“. Allerdings ist seither das Verkehrsaufkommen infolge der Besiedelung des neuen Wohngebiets Schlossbuckel gestiegen, was der Forderung nach einer besseren innerörtlichen Anbindung der östlichen Wohngebiete zusätzliches Gewicht verleiht.
Verzögerung erhöht die Kosten
Die Gesamtkosten für die „Deckelvariante“ wurden 2012 auf 22,8 Millionen Euro beziffert. Diesen Betrag müsse man jedoch unter Berücksichtigung seither eingetretener Preissteigerungen fortschreiben, gibt Bohner heute zu bedenken. Eine verlässlichere Aussage zu den Kosten könne man erst nach einem rechtskräftigen Planfeststellungsbeschluss und dem darauf aufbauenden Zeitplan machen.
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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