„Die Kuh ist für viele Kinder immer noch lila“
Luisenhof in Flehingen wird „Lernort Bauernhof“

Karin Wolf und Susanne Stein (1. und 2. von links) freuen sich über die Zertifizierung zum "Lernort Bauernhof" - und mit ihnen Gerrit Kleemann (3. von rechts), Cordula Pfaff (2. von rechts), Bürgermeister Thomas Nowitzki (1. von rechts) und Ann-Kathrin Schmider (vorne rechts). | Foto: hk
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  • Karin Wolf und Susanne Stein (1. und 2. von links) freuen sich über die Zertifizierung zum "Lernort Bauernhof" - und mit ihnen Gerrit Kleemann (3. von rechts), Cordula Pfaff (2. von rechts), Bürgermeister Thomas Nowitzki (1. von rechts) und Ann-Kathrin Schmider (vorne rechts).
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Oberderdingen (hk) Der Luisenhof in Flehingen könnte ein Leuchtturm für eine neu erwachende Bedeutung von Landwirtschaft und Bildung in der Region werden – der erste Schritt dazu ist jedenfalls getan. Der Betrieb hat sich als „Lernort Bauernhof“ qualifiziert und wird künftig Schulklassen von der ersten bis zur sechsten Klasse sowie Gruppen von Kindern und jungen Erwachsenen im Alter zwischen sechs und 27 Jahren Einblicke in die Aufgaben auf einem landwirtschaftlichen Betrieb bieten.

„Bitte engagieren Sie sich“

Am Donnerstag empfing Susanne Stein, Chefin des Luisenhofes zusammen mit Ihrer Familie und Ihrer Schwester Karin Wolf eine Delegation an eingeladenen Vertretern. Oberderdingens Bürgermeister Thomas Nowitzki, Gerrit Kleemann, Leiter des Landwirtschaftsamtes im Landratsamt Karlsruhe, Cordula Pfaff, die im Landwirtschaftsamt für das "Lernort Bauernhof-Programm" zuständig ist, sowie Ann-Kathrin Schmider von der Zentralen Koordination Lernort Bauernhof in Baden-Württemberg mit Sitz in Bad Waldsee. „Viele Kinder wissen nicht, woher ihr Essen überhaupt kommt. Sie sind sehr oft nicht informiert und zum Teil sogar fehlinformiert. Die Kuh ist für viele Kinder immer noch lila“, sagte Kleemann. Er gratulierte Stein und Wolf zu der Auszeichnung und betonte: „Bitte engagieren Sie sich – ich bin mir aber sicher, dass Sie das tun werden“.

„Aufgabe in die Hand genommen“

Mit Freude übergaben die Gäste das Hofschild an die Luisenhof-Schwestern, das den Betrieb nun offiziell als „Lernort Bauernhof“ ausweist. Agrarpädagogin Schmider, die den Hof bei der Schulung zum Lernort Bauernhof begleitete und unterstützte, erklärte, dass sie eine zunehmende Entfremdung der Kinder von der Landwirtschaft beobachte. Sie sagte: „Kinder haben keinen direkten Bezug mehr zur Landwirtschaft.“ Auf dem Luisenhof haben jetzt Menschen aus der ganzen Region die Möglichkeit, Landwirte und ihre Arbeit kennenzulernen. Das von den Landwirten vermittelte Wissen sei angelehnt an den Bildungsplan, daher arbeite man eng mit Schulen zusammen, erklärte Schmider. Das Angebot für eine Schulklasse ist als ein Hofbesuch mit Mitmachangeboten konzipiert, also nicht nur als reine Hofführung. Sie hoffe, dass Kinder dadurch nicht nur ein besseres, sondern auch ein nachhaltiges Verständnis für die Bedeutung der Landwirtschaft in unserer Gesellschaft erlangen. „Es freut mich, dass ihr diese Aufgaben in die Hand genommen habt“, sagte sie an Stein und Wolf gewandt. Dabei reiche das Anliegen der Schwestern eine Generation zurück. Denn bereits deren Mutter, Line Bitterich, habe seit Jahren Schulklassen die Landwirtschaft auf dem Hof nähergebracht. Jetzt sind die Töchter in die Fußstapfen der Mutter getreten – und dank entsprechender Qualifizierungen bestens gerüstet. Als regionale Ansprechpartnerin für den Lernort Bauernhof in Baden-Württemberg steht ihnen Cordula Pfaff vom Landwirtschaftsamt im Landkreis Karlsruhe zur Seite.

Sieben aktive Betriebe im Landkreis

Mit dem Luisenhof beteiligen sich nun sieben landwirtschaftliche Betriebe im Stadt- und Landkreis aktiv am Lernort Bauernhof. Bürgermeister Nowitzki zeigte sich stolz über die Auszeichnung des Hofes als Lernort und betonte, dass die Gemeinde als familienfreundliche Gemeinde dafür viel Potenzial biete. Allein in diesem Jahr seien 52 Familien nach Oberderdingen gezogen. „Ihr habt erneut bewiesen, dass ihr gute Ideen habt“, lobte er das Engagement der Luisenhof-Familie.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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