Nach nur neun Monaten Bauzeit
Neue Wohnanlage für Geflüchtete in Knittlingen
Knittlingen (hk) Nach dem Baubeschluss im Frühjahr 2023 ist die neue Wohnanlage für die vorläufige Unterbringung von Geflüchteten im Pflegmühlweg in Knittlingen nach einer Bauzeit von nur neun Monaten nun einsatzbereit. Am vergangenen Mittwoch, 11. September, nutzten Bürgermeister Alexander Kozel, Landrat Bastian Rosenau sowie Vertreter der Fraktionen im Kreistag die Gelegenheit, die Anlage persönlich in Augenschein zu nehmen. Begleitet wurden sie von weiteren Verantwortlichen: Neben dem Landrat nahmen auch Holger Nickel, Dezernent für Landwirtschaft, Forsten und öffentliche Ordnung, Miriam Mayer, Leiterin des Amts für Technische Dienste, sowie Lukas Klingenberg, Leiter des Amts für Migration und Flüchtlinge, an dem Rundgang teil.
Modulares Konzept und nachhaltige Bauweise
Die technischen Details wurden von Architekt Niklas Lennermann sowie Miriam Mayer vorgestellt. Im Rahmen ihrer Ausführungen betonten sie, dass sich die neu errichtete Wohnanlage durch ein modulares Gebäudekonzept auszeichne. Die Anlage besteht aus drei Wohnblöcken: einem größeren Wohnblock sowie zwei kleineren, gegenüberliegenden Blöcken. Diese sind durch einen zentralen Laubengang miteinander verbunden, der nicht nur als Zugang zu den Wohnungen dient, sondern auch eine barrierefreie Erschließung des Erdgeschosses sicherstellt.
Flachdach mit Photovoltaikanlage und Dachbegrünung verbessert Energieeffizienz
Das zweistöckige Gebäude wurde unter Berücksichtigung nachhaltiger Prinzipien entworfen. Besonders auffällig ist das Flachdach, das sowohl eine Dachbegrünung als auch Photovoltaikanlagen hat. Während die Dachbegrünung das Mikroklima verbessert, dienen die Photovoltaikanlagen der umweltfreundlichen Stromerzeugung. Die so erzeugte Solarenergie unterstützt die Stromversorgung des gesamten Gebäudes. Ein weiteres besonderes Merkmal ist die im Inneren installierte Infrarotheizung, die an jeder Decke angebracht wurde. Anders als herkömmliche Heizsysteme erwärmt sie nicht die Luft, sondern überträgt die Wärme direkt auf Personen und Gegenstände im Raum. Diese Technologie sorgt für eine gleichmäßige Wärmeverteilung und minimiert gleichzeitig Energieverluste, was eine erhebliche Reduktion des Energieverbrauchs ermöglicht.
Wohnungen für Familien
Und ein weiterer Punkt macht den Neubau in Knittlingen besonders: Üblicherweise würden Gemeinschaftsunterkünfte errichtet werden, in diesem Fall jedoch sind Einzelwohnungen mit bis zu vier Zimmern entstanden, die Familien zur Verfügung stehen. Neben einem Sozialdienst wird ein 24-Stunden-Sicherheitsdienst vor Ort aktiv sein. Zusätzlich wird die Unterkunft von einer Unterkunftsleitung und einem Hausmeister betreut.
Enzkreis erweitert Unterbringungskapazitäten mit 80 neuen Plätzen
Die Unterkunft ist laut Rosenau Teil einer Gesamtstrategie des Enzkreises, die darauf abzielt, Notunterkünfte schrittweise durch reguläre Unterbringungsmöglichkeiten zu ersetzen. Dieses Vorgehen soll den langfristig steigenden Bedarf an Plätzen für Geflüchtete besser abdecken. Durch die Inbetriebnahme der neuen Wohnanlage in Knittlingen kann der Enzkreis nun seine Kapazitäten erweitern. Insgesamt betreibt der Kreis künftig 19 Unterkünfte, was die Zahl der verfügbaren Plätze auf 1.237 erhöht – von denen aktuell 922 belegt sind. Die neu errichtete Unterkunft in Knittlingen bietet zusätzlich 80 Plätze, die ab Oktober belegt werden können. Für September rechne der Enzkreis bereits mit 97 neuen Zugängen, darunter etwa 54 Personen aus der Ukraine und 43 aus weiteren Ländern wie der Türkei, Syrien und Afghanistan. Mit den neuen Kapazitäten in Knittlingen erhöht sich die Zahl der freien Plätze auf insgesamt 315.
Kosten des Neubaus bleiben unter dem veranschlagten Budget von 4,7 Millionen Euro
Trotz der modularen Bauweise sei das Gebäude sowohl optisch ansprechend als auch funktional und energetisch effizient, lobte Landrat Rosenau. Die Unterbringung der Geflüchteten stelle jedoch nur den ersten Schritt dar; die eigentliche Herausforderung, die über viele Jahre und Generationen hinweg dauern werde, sei die Integration der Menschen. Synergieeffekte erhoffe man sich von den bestehenden Unterkünften für Geflüchtete der Stadt Knittlingen, die sich in direkter Nachbarschaft befinden. Das Land Baden-Württemberg finanziert den Neubau, wobei die veranschlagten 4,7 Millionen Euro „deutlich unterschritten“ werden würden, so Rosenau. Das Grundstück im Pflegmühleweg hat die Stadt Knittlingen dem Enzkreis im Rahmen eines Erbpachtvertrags zur Verfügung gestellt. Jetzt gelte es, das Gebäude mit Leben zu füllen, sagte Bürgermeister Kozel abschließend.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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