GEW-Chefin fordert: Abschlussklassen sollen Unterricht aufnehmen
Ohne vorherigen Unterricht halte ich die Prüfungen nicht für vertretbar

Heilbronn/Mannheim/Baden-Baden (dpa/lsw) - Die Landeschefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Doro Moritz, fordert, dass die Schüler der Abschlussklassen in Baden-Württemberg spätestens Ende April wieder in den Unterricht einsteigen. «Eine weitere Verschiebung ist nicht akzeptabel - und daher sollten die Prüfungsklassen spätestens Ende April wieder den Unterricht aufnehmen, damit sie noch drei Wochen Vorbereitung haben, bis sie Prüfungen machen können. Ohne vorherigen Unterricht halte ich die Prüfungen nicht für vertretbar», sagte Moritz im Interview der «Heilbronner Stimme» und dem «Mannheimer Morgen» (Samstag).

Wegen des Coronavirus sind die Schulen seit dem 17. März geschlossen. Bislang ist vorgesehen, dass die Prüfungen im Südwesten ab dem 18. Mai durchgeführt werden. Am kommenden Mittwoch will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten beraten, wie es an den Schulen in der Corona-Krise weitergehen soll.

Laut Moritz sollen die Prüfungen aber nur durchgeführt werden, wenn es aus medizinischen Gesichtspunkten vertretbar ist. Sei dies nicht der Fall, sei sie dafür, die Prüfungen komplett abzusagen. «In der Tat setzt sich immer mehr die Meinung durch, dass sämtliche Abschlussprüfungen ausfallen sollen. Die Abschlüsse könnten dann anhand der bisherigen Leistungen vergeben werden. Das ist ein Verfahren, das ich unterstütze, sollte der Schulbetrieb aus Gründen des Infektionsschutzes noch mehrere Wochen nicht möglich sein», erklärte Moritz.

Bei den Kitas warnte Moritz vor einem zu frühen Einstieg. Diese sollten wegen der hohen Ansteckungsgefahr erst nach den Schulen öffnen. Hier sei denkbar, dass man zunächst einsteigt mit kleinen Gruppen und die Betreuung zeitlich an Vor- und Nachmittagen trennt, sagte Moritz. Daher gehe sie davon aus, dass die Kitas noch später den Normalbetrieb wieder aufnehmen werden als die Schulen.

Im «Badischen Tagblatt» sagte Moritz: «Je jünger die Kinder, umso zurückhaltender muss der Wiedereinstieg sein.» In Kitas und Schulen dürften keine anderen Regeln gelten als im öffentlichen Raum und in der Familie.

Der Philologenverband geht noch einen Schritt weiter und liest aus einem Brief von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) an alle Rektoren konkret heraus, dass «eine Öffnung zum 20. April vom Tisch ist». Solange nicht geklärt sei, wie viele Kinder infiziert waren oder sind und ob infizierte, aber symptomfreie Kinder Menschen in unmittelbarer Nähe ansteckten, verbiete es sich, Schulen wieder zu öffnen. Denn das Einhalten der notwendigen Abstandsregeln sei «schlicht undurchführbar», sagte der Landesvorsitzende Ralf Scholl.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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