Jahresbericht des Enzkreises
Rückblick auf ein bewegtes Jahr

Von links: Landrat Bastian Rosenau, Frank Stephan (Dezernent für Finanzen und Service), Katja Kreeb (Dezernentin für Familie und Soziales), Erster Landesbeamter Wolfgang Herz sowie Dr. Daniel Sailer (Dezernent für Landwirtschaft, Forsten und öffentliche Ordnung).  | Foto: Enzkreis
  • Von links: Landrat Bastian Rosenau, Frank Stephan (Dezernent für Finanzen und Service), Katja Kreeb (Dezernentin für Familie und Soziales), Erster Landesbeamter Wolfgang Herz sowie Dr. Daniel Sailer (Dezernent für Landwirtschaft, Forsten und öffentliche Ordnung).
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Enzkreis (hk) Kontaktbeschräkungen, Abstandsgebote, Maskenpflicht und Lockdown – so hat sich das Jahr 2020 vermutlich niemand vorgestellt. Inzwischen „kommt einem das eine oder andere so vor, als wäre es ewig her“, sagte Landrat Bastian Rosenau am heutigen Donnerstag bei der Besprechung des Jahresberichts für den Enzkreis. Erwartungsgemäß nahm die Pandemie eine große Rolle im Rückblick auf das vergangene Jahr ein. Dass die Krise im Kreis bisher eher „glimpflich“ verlaufen sei, lag laut Rosenau unter anderem an der guten „Vernetzung aller Akteure“. Man sei im Enzkreis „gut durch die erste Corona-Welle gekommen – zumindest bis zum großen Ausbruch bei der Firma Müller-Fleisch im April und Mai“. Dort begann am 9. April 2020 mit einem ersten positiven Testergebnis der größte Corona-Ausbruch in der Region – und der erste bei einem Fleisch verarbeitenden Betrieb in Deutschland. Mehr als 400 Menschen waren bis Ende Mai insgesamt infiziert.

„Aufbauarbeit nach der Krise“

Sieben Monate später setzte im Pflegezentrum Wiesengrund in Knittlingen das Mobile Impfteam des ZIZ Karlsruhe die ersten Impfspritzen im Enzkreis; 28 Heimbewohner*innen und 27 Mitarbeiter*innen erhielten die erste Impfung. Vize-Landrat Wolfgang Herz betonte, dass die „hohen Todeszahlen in den stationären Einrichtungen“ sehr belastend gewesen seien. Am 24. März 2020 hatte die Region den ersten Todesfall im Zusammenhang mit dem Corona-Virus beklagt: Ein Mann über 70 aus einer Enzkreis-Gemeinde starb im Helios-Klinikum.  „Trotzdem muss der Blick nach vorne gehen“, sagte Herz und verwies auf eine „hohe Aufbauarbeit nach der Krise.“ Ein Höhepunkt des vergangenen Jahres sei für ihn die Einrichtung des Kreisimpfzentrums in Mönsheim gewesen.

Drittes Trockenjahr in Folge

Dezernent für Landwirtschaft, Forsten und öffentliche Ordnung, Daniel Sailer, berichtete, dass vor allem die „spürbaren Folgen des Klimawandels“ das Forstamt stark beschäftigt hätten. Seit Beginn der Wetteraufzeichnung sei 2020 das wärmste Jahr in Europa gewesen und „das macht sich auch im Wald bemerkbar“, so Sailer: Das dritte Trockenjahr habe dazu geführt, dass die Kronen der Bäume abgestorben – wodurch die Gefahr für Waldspaziergänger von herabfallenden Ästen bestehe – und die Waldbrandgefahr gestiegen ist. „Infolge der Dürre müssen wir somit mehr Holz schlagen als geplant“, bedauerte er. Gleichzeitig seien die Holzpreise aktuell durch das Überangebot im „Keller“. Es brauche eine Waldverjüngung mit Baumarten, die mit dem Wassermangel umgehen können, erklärte Sailer. Eichen, Elsbeere, bestimmte Nussbaumarten und Douglasie hätten sich als besonders dürreresistent erwiesen.

Neue Düngeverordnung trat in Kraft

„Corona hat dazu geführt, dass viel mehr Menschen ihre Liebe zum Wald entdeckt haben“, stellte Sailer fest. Mittlerweile sei das Spazierengehen im Wald eine wahre Trendbeschäftigung. Für die landwirtschaftlichen Betriebe dagegen sei 2020 ein schwieriges Jahr gewesen. War zwar die Erntebilanz insgesamt gut, so sorgten doch die Corona-Einschränkungen für abnehmende Erzeugerpreise. Zugenommen haben dagegen die Vorgaben und Auflagen, unter denen produziert werden muss: So trat 2020 die neue Düngeverordnung in Kraft, das Biodiversitäts-Stärkungsgesetz wurde beschlossen und das Insektenschutzgesetz auf den Weg gebracht. Auswirkungen gab es auch auf das Projekt Bio-Musterregion. „Es hat uns sehr frustriert, dass keine Produkte live probiert und verkostet werden konnten“, sagte Sailer.

Ein Thema im Veterinäramt sei nach wie vor die Afrikanische Schweinepest. Bis zum Jahreswechsel wurden 403 infizierte Wildschweine gefunden, „zum Glück nicht in Süddeutschland, aber wir wissen ja nun, dass sich ein Virus schnell verbreitet“, so Sailer. Hinsichtlich der Geflügelpest müsse man aktuell aus Präventionsgründen tätig werden, da ein Geflügelpestverdacht im Landkreis Ludwigsburg besteht. „Es gibt aber im Enzkreis keinen Betrieb, in dem man den Bestand keulen müsste“, versicherte er.

Sechs neue Blitzer im Enzkreis

Im Ordnungs- und Straßenverkehrsamt habe man sich stark mit Verkehrslärm und Verkehrsüberwachung beschäftigt. „Es ist festzustellen, dass von der Bevölkerung Verkehr zunehmend als Belastung wahrgenommen wird.“ Aus diesem Grund sei der Enzkreis im letzten Jahr der Motorradlärm-Initiative beigetreten. Im Oktober, also in den letzten Wochen der laufenden Motorradsaison, wurde ein Motorradlärmdisplay des Enzkreises an seinem ersten Standort am Birkenfelder Ortsausgang in Richtung Straubenhardt eingerichtet. Auch die Verkehrsüberwachung sei ausgebaut worden, indem mobile Blitzeinheiten aufgestellt wurden. Dem Wunsch der Bevölkerung nach fest installierten Blitzanlagen will man 2021 nachkommen. Sechs über den Enzkreis verteilte Standorte seien bereits ermittelt, für deren Auswahl vor allem Verkehrssicherheits- und Lärmschutzgesichtspunkte ausschlaggebend waren. Erfreulich: 2020 waren nur noch 4 von 100 gemessenen Fahrzeugen zu schnell unterwegs – ein erfreulicher Beleg für die mobile Geschwindigkeits-Überwachung. Im Bereich des Ausländer- und Migrationsamt sei es 2020 eher „ruhig“ geblieben. „Es gab nur wenige Corona-Ausbrüche in Flüchtlingsunterkünften“, erzählte Sailer.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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