Schulden als Herausforderung: Bürgermeister Werner Weber, Sternenfels, im Interview

Das Freibad in Sternenfels will Bürgermeister Werner Weber um jeden Preis erhalten. swiz
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Brettener Woche: Vor welchen Herausforderungen steht die Gemeinde Sternenfels?
Bürgermeister Werner Weber: Wir stehen zuerst einmal vor einer großen Herausforderung was den Haushalt angeht. In Zahlen bedeutet das eine Verschuldung, die vom Landratsamt Enzkreis mit rund 4,65 Millionen Euro angegeben wird. Damit liegt Sternenfels über dem Gemeinde-Durchschnitt. Wir haben bereits damit begonnen, die aufgenommenen Kassenkredite zu tilgen. Durch Verzicht auf die Aufnahme neuer Darlehen soll die Verschuldung schrittweise verringert werden. Dazu kommt ein Fehlbetrag aus dem Haushaltsjahr 2014 in Höhe von rund 1,14 Millionen Euro, der spätestens 2017 ausgeglichen werden muss. Zudem bestehen noch sehr hohe Kasseneinnahmereste. Diese Geldansprüche der Gemeinde müssen sehr zügig durchgesetzt werden, bevor sie verjähren. Aus den genannten Gründen besteht nur ein minimaler finanzieller Spielraum in 2016. Und in zwei Jahren ist wieder mit einer Verschlechterung der Finanzen zu rechnen, da sich die guten Gewerbesteuereinnahmen aus 2016 negativ im Finanzausgleich niederschlagen werden.

Wie wollen Sie dieser Herausforderung entgegentreten?
Zuerst einmal bin ich vollkommen davon überzeugt, dass wir das schaffen. Es bedeutet aber auch, dass wir auf verschiedenen Ebenen sparen müssen. Das heißt vor allem, dass die gesamte Wirtschafts- und Finanzstruktur der Gemeinde auf den Prüfstand gestellt werden muss, um mittel- und langfristig eine stabile Verbesserung der Finanzlage zu erhalten. Zudem müssen wir uns auch Ko-Finanzierungen mit dem Land noch einmal genau anschauen, da natürlich auch dort ein Eigenanteil von uns als Gemeinde gefordert wird. Zum anderen werden wir die Eigenbetriebe der Gemeinde auf den Prüfstand stellen und dort die Einnahmen- und Ausgabenseite prüfen. Allerdings rechne ich nicht mit einer kurzfristigen Gesamtlösung, denn die jetzige Lage hat sich über Jahre hinweg aufgebaut.

Gilt es auch interne Abläufe in der Gemeinde zu prüfen?
Die erwähnten offenen Forderungen deuten natürlich auf Mängel in den Verwaltungsabläufen hin. Deshalb wollen wir die Abläufe in der Verwaltung optimieren und zwar auf allen Ebenen. Darüber hinaus gibt es auch in der Innenverwaltung Optimierungsbedarf. Das zeigt sich deutlich bei Mietverträgen, Personalverwaltung, Kassenvorgängen, Gebühren und Satzungen. Doch auch da werden wir rangehen. Bei allem Sparen und Optimieren gilt für mich aber eines ganz klar: Sparen ja, aber nicht zu Tode sparen. Notwendige Projekte müssen dennoch finanziert werden.

Welche Projekte haben Sie da speziell im Auge?
Da ist sicherlich das Freibad in Sternenfels zu nennen. Das will ich um jeden Preis erhalten, da es meiner Meinung nach ein klarer Standortvorteil für unsere Gemeinde ist. Zudem wollen wir natürlich auch weiterhin eine attraktive Gemeinde für Neubürger bleiben. Darum haben wir auch im Gemeinderat die Weichen für die Neubaugebiete Nähere Hofstadt und Sommeräcker in Sternenfels gestellt. Dort wollen wir dann spätestens Ende 2019, Anfang 2020 etwas vorweisen können. Das ist auch dringend nötig, denn wir haben eine starke Nachfrage nach Baugrundstücken und in den letzten Jahren wurden keine Neubaugebiete mehr erschlossen.

In der Region wird viel über die Breitband-Internetversorgung gesprochen. Wie stellt sich Sternenfels da auf?
Wir sind Mitglied im Zweckverband Enzkreis Breitbandversorgung. Durch den Zweckverband, der auf Basis der bestehenden Infrastruktur von Breitbandanbietern notwendige Infrastrukturmaßnahmen für den Aufbau eines Hoch-/Höchstgeschwindigkeitsnetzes schaffen will, wollen wir schnelles Internet auch bei uns in Sternenfels forcieren. Dabei wollen wir durch den Verband, dem inzwischen 25 Kommunen angehören, Synergieeffekte nutzen und maximale Gelder aus den Fördertöpfen bekommen. Bis zur Finallösung, Glasfaserausbau bis an die Haushalte, suchen wir parallel auch nach temporären Zwischenlösungen. Uns liegen da schon einige Ideen vor, die nun geprüft werden. Grundsätzlich soll der Ausbau aber über den Verband erfolgen.

Ein Thema in jeder Gemeinde sind die Gewerbegebiete. Was hat Sternenfels in diesem Bereich zu bieten?
Das Thema ‚Gerwebegebiete‘ ist für mich Chefsache. Wenn Gewerbeflächen verkauft werden, muss man immer am Ball bleiben und das mache ich. Sternenfels hat momentan, was Gewerbeflächen angeht, noch rund 2 Hektar freie Gesamtfläche zur Verfügung. Das ist in etwa die Größe zweier Fußballfelder. Diese Fläche ist teilbar in Parzellen. Wir wollen bei der Vergabe der Flächen aber mit Bedacht vorgehen und diese hauptsächlich für die Erweiterung von ortsansässigen Betrieben vergeben.

Die Fragen für die Brettener Woche stellten Christian Schweizer und Chris Heinemann.

Das Freibad in Sternenfels will Bürgermeister Werner Weber um jeden Preis erhalten. swiz
Überprüfung der kommunalen Wirtschafts- und Finanzstruktur: Brettener Woche-Redakteur Chris Heinemann im Gespräch mit dem Sternenfelser Bürgermeister Werner Weber (rechts). | Foto: swiz
Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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