Schilddrüsenerkrankungen
Chirurgen und Nuklearmediziner arbeiten Hand in Hand in den RKH Kliniken

Dr. Raied Nakchbndi leitet schon seit über einem Jahr die Nuklearmedizin an den RKH Kliniken. | Foto: RKH Gesundheit
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  • Dr. Raied Nakchbndi leitet schon seit über einem Jahr die Nuklearmedizin an den RKH Kliniken.
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Region (red) Im Lauf des vergangenen Jahres konnte an den RKH Kliniken des Landkreises Karlsruhe mit der Einstellung von qualifizierten Ärzten sowohl die Endokrine Chirurgie als auch die Nuklearmedizin weiter ausgebaut werden. Dr. Axel Schöttler verantwortet seit Juli letzten Jahres die Endokrine Chirurgie, während Dr. Raied Nakchbndi schon seit über einem Jahr die Nuklearmedizin leitet.
Auf den ersten Blick sind die Endokrine Chirurgie und die Nuklearmedizin zwei völlig unterschiedliche Fachgebiete. Beide spielen jedoch bei der Therapie von Schilddrüsenerkrankungen eine große Rolle und erfordern eine enge Zusammenarbeit. Durch den Ausbau beider Disziplinen mit personeller Verstärkung durch die beiden renommierten Ärzte und der Anschaffung eines neuen Diagnosegeräts bestehen an den RKH Kliniken des Landkreises Karlsruhe nun optimale Bedingungen für eine professionalisierte Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen. Der Einsatz der Nuklearmedizin ist aber nicht nur bei der Diagnose und Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen von Bedeutung. Das erläutern die beiden Fachärzte im Gespräch.

Herr Dr. Schöttler, was versteht man unter Endokrine Chirurgie?
Dr. Axel Schöttler: Das Spezialgebiet der Endokrinen Chirurgie befasst sich generell mit Erkrankungen und der chirurgischen Behandlung der endokrinen, also hormonproduzierenden Organe, insbesondere der Schilddrüse, der Nebenschilddrüsen, der Nebennieren und der Bauchspeicheldrüse. In den RKH Kliniken des Landkreises Karlsruhe liegt der Schwerpunkt auf der Schilddrüse.

Herr Dr. Nakchbndi, wie arbeitet die Nuklearmedizin?
Dr. Raied Nakchbndi: In der Nuklearmedizin werden radioaktive Stoffe mit sehr kurzer Halbwertszeit zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken eingesetzt. Bildgebende Verfahren machen die Befunde für die behandelnden Ärzte sichtbar. So können krankhafte Veränderungen in den Organen, aber auch in Knochen oder im Brustgewebe festgestellt werden. Die Nuklearmedizin wird also in nahezu allen medizinischen Fachgebieten benötigt und eingesetzt.

Wie macht sich eine mögliche Schilddrüsenerkrankung bemerkbar und was kann der Patient tun?

Schöttler: Erste Anzeichen, dass mit der Schilddrüse etwas nicht in Ordnung ist, finden sich häufig in einer Blutuntersuchung, die Auskunft über die Funktionslage der Schilddrüse gibt (TSH-Wert). Typische Beschwerden für eine Überfunktion können beispielsweise Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, innere Unruhe oder vermehrte Reizbarkeit, aber auch eine unklare Gewichtsabnahme sein; bei einer Unterfunktion hingegen ist mit schnellerer Ermüdung/Erschöpfung, Antriebsarmut, depressiver Stimmung, Gewichtszunahme, Neigung zu Verstopfung und Weiterem zu rechnen.
Zu diesem Zeitpunkt spielt die Chirurgie noch keine Rolle, sondern es ist zunächst die weitere Ursachensuche und eventuell medikamentöse Behandlung erforderlich. Neben den Störungen der Hormonproduktion kann es aber auch zu knotigen Organveränderungen und/oder einer Schilddrüsenvergrößerung kommen, infolge derer aufgrund der Lage der Schilddrüse Druckgefühle im Hals oder auch Schluckbeschwerden auftreten können. Hier kann ich vorausschicken,
dass es sich in der großen Mehrzahl der Fälle dennoch um gutartige Veränderungen handelt. Ein Patient mit den beschriebenen Beschwerden wird in der Regel zunächst seinen Hausarzt aufsuchen. Dieser wird als erstes die Blutuntersuchung vornehmen, sowie, je nach Erfahrung und apparativer Ausstattung seiner Praxis vielleicht auch noch eine Sonografie, also eine Ultraschalluntersuchung durchführen. Besteht tatsächlich der Verdacht, dass eine krankhafte Veränderung der Schilddrüse vorliegt, stellt der Hausarzt die Weichen für die weitere Befundung. Erfahrungsgemäß entscheidet er individuell, ja nach Beschwerdebild des Patienten, ob er ihn zur weiteren Abklärung in die Nuklearmedizin oder in die Chirurgie überweist. Nachdem sich der Patient mit seinen Vorbefunden erstmals bei uns in der Klinik vorgestellt hat, erfolgt ohnehin eine enge Abstimmung zwischen Nuklearmedizin und Chirurgie. Für den weiteren Behandlungsverlauf ist es also unerheblich, wo der Patient zuerst erscheint.

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen den Chirurgen und den Nuklearmedizinern aus, wenn ein Patient mit Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung in die Klinik kommt?
Nakchbndi: In der Nuklearmedizin wird generell, unabhängig von den mitgebrachten Vorbefunden, zunächst nochmals Ultraschall und zusätzlich bei Bedarf ein Szintigramm gemacht, da der Nuklearmediziner seine eigenen Untersuchungsschwerpunkte setzt. Eine Szintigrafie ist ein nuklearmedizinisches Untersuchungsverfahren, das zur funktionsmorphologischen Untersuchung der Schilddrüse angewendet wird. Die Befunde werden dann ausführlich mit den chirurgischen Kollegen besprochen und das weitere Vorgehen festgelegt. Abhängig von den Untersuchungsergebnissen lautet die gemeinsame Empfehlung unter Umständen, die Schilddrüse weiter zu beobachten und regelmäßig zu kontrollieren, damit eine Verschlechterung frühzeitig erkannt werden kann. Zeigt sich ein Befund, der weiter abgeklärt werden sollte, wird gegebenenfalls zu einer Punktion geraten, welche auch in unserer Klinik erfolgen kann, oder der Weg geht in Richtung einer operativen Klärung bzw. Therapie.

Herr Dr. Schöttler, wie geht es weiter, wenn tatsächlich eine Operation der Schilddrüse erforderlich ist?
Schöttler: Sollte eine Operation erforderlich sein, wird die Indikation letztendlich von uns Chirurgen gestellt, nachdem alle Ergebnisse mit der Patientin besprochen wurden und das Ausmaß einer Operation (Teilentfernung oder vollständige Entfernung der Schilddrüse) feststeht. Im Rahmen der Operation wird das gesamte entnommene Gewebe zur Untersuchung durch den Pathologen eingesandt, der die abschließende feingewebliche Diagnose stellen kann. Der Krankenhausaufenthalt umfasst meist drei Tage. Nach der operativen Therapie wird der Patient in der Regel in die Nachsorge beim Hausarzt entlassen.

Herr Dr. Nakchbndi, welche weiteren medizinischen Fachgebiete der RKH Kliniken des Landkreises Karlsruhe profitieren noch von den Leistungen der Nuklearmedizin?
Nakchbndi: Unser Leistungsspektrum umfasst die diagnostische Nuklearmedizin und bietet Untersuchungsmöglichkeiten für nahezu alle Organe wie Schilddrüse, Nebenschilddrüsen, Knochen-/Skelettsystem, Nieren, Lunge, Lymphsystem, Speiseröhre, Bauchorgane und Speicheldrüsen. In der nächsten Zeit planen wir, unser Leistungsspektrum mit Myokardszintigraphie und DaTSCAN zu erweitern. Mit meiner KVBW-Ermächtigung kann die Durchführung von Leistungen im gesamten Gebiet der Nuklearmedizin für alle ambulanten Patienten, also gesetzlich Versicherte und privat Versicherte, erfolgen, einfach mit Überweisungen durch Fach- und Hausärzte.

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Kraichgau News aus Bretten

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