Einzigartiges Schulprojekt in Sulzfeld: Achtklässler werden zu Weinbauern
Auf Initiative von Kellermeister Jürgen Kern vom Weingut Heitlinger Burg Ravensburg hat die Blanc-und-Fischer-Gemeinschaftsschule in Sulzfeld ein einzigartiges Projekt zum Thema Weinbau gestartet.
SULZFELD (nit) Weinberg anstatt Schulbank, Preiskalkulation anstatt Algebra, Marktforschung anstatt Goethe, Faust und Schiller. Im Rahmen eines bislang in Sulzfeld einzigartigen Projekts beschäftigen sich 24 Schüler der beiden achten Klassen der Blanc-und-Fischer-Gemeinschaftsschule Sulzfeld im Rahmen eines Projekts mit dem Thema „Weinbau“. Allerdings nicht nur theoretisch im Klassenzimmer am Whiteboard, sondern ganz praktisch in einem Weinberg des Weinguts Heitlinger Burg Ravensburg. Initiator Jürgen Kern zeigt sich angetan. „Wir müssen den Schülern die Möglichkeit geben, die Natur zu erlernen, zu begreifen, und sie Respekt vor der Natur lehren“, macht der technische Leiter und Kellermeister des Weinguts deutlich.
Zu Unterrichtsbeginn in den Weinberg
Es ist frisch, an diesem Freitagmorgen, noch hat die Sonne ihren Weg durch die Wolken nicht gefunden. Die Luft ist würzig, der Atem bildet kleine Wölkchen vor dem Gesicht, insgesamt lädt das Wetter nicht dazu ein, Zeit im Freien zu verbringen. 23 Schülern der Blanc-und-Fischer Gemeinschaftsschule und ihren beiden Lehrern Christian Dick und Markus Zangenfeind ist das egal. Pünktlich zu Unterrichtsbeginn haben sie sich auf den Weg in Richtung Burg Ravensburg gemacht. Ihr Ziel ist ein Weinberg unterhalb der Burg, auf dem unzählige Reben, die später einmal Lemberger-Trauben tragen sollen, auf fleißige Hände warten, die sie bearbeiten. Genau das haben Carola. Celine, Almina und ihre Mitschüler an diesem Morgen vor. Auf Initiative von Jürgen Kern beschäftigen sich die Schüler der achten Klassen mit dem Thema Weinbau.
Kellermeister hatte die Idee
„Ich habe vor einigen Wochen einen Artikel gelesen, in dem berichtet wurde, dass Schüler bei einer Württemberger WG zu Gast waren“, erzählt der erfahrene Kellermeister, der mit Argusaugen über das Tun am Hang wacht. „Als ich den Bericht gelesen und mir durch den Kopf habe gehen lassen, kam mir die Idee, dass man das ausbauen könnte, dass die Schüler nicht nur ein bisschen arbeiten und zuschauen, sondern richtig mit anpacken.“ Kern trug seine Idee, dass die Schüler im Weinberg selbst Hand anlegen, bei der Verarbeitung zuschauen, die Etiketten für die Flaschen selbst gestalten und das Erzeugnis am Ende selbst vermarkten, Rektor Andreas Schey vor. „Er war begeistert“, erinnert sich Kern und freut sich, dass „die Wertschätzung für das Projekt und sein Stellenwert nicht im Rahmen einer AG stattfindet, sondern in den Unterricht integriert ist.“ Wer sich gegen die Arbeit im Weinberg entschied, der darf die Schulbank drücken.
Schüler mit Feuereifer dabei
Almina und Carola sind begeistert. Die beiden 13-Jährigen haben in ihrer Freizeit schon bei der Weinlese geholfen, doch so richtig im Weinberg haben sie noch nicht gearbeitet. „Zuerst haben wir erklärt bekommen, wie man die Reben schneidet, aber das hat sich sehr kompliziert angehört, und ich habe es zunächst nicht verstanden“, gibt Almina ehrlich zu. „Doch als ich dann vor den Reben stand und selbst anpacken durfte, ging es wie von selbst.“ Zehn Augen am Stock stehen lassen, was darübersteht kürzen, zählt sie auf. Wie ihre beiden Mitschülerinnen ist sie stolz, dabei zu sein. „Das Angebot, hier mitzumachen, bekommt nicht jeder“, weiß sie. Und Carola findet: „Am Ende kann man stolz sein und sagen, den Wein haben wir selbst gemacht.“ Außerdem, so gibt sie zu, „ist es cool, in der Natur zu sein.“ Auch Celine ist beim ersten Arbeitstag im Weinberg mit Feuereifer bei der Sache. „Es ist eine Erfahrung, die wir machen können, die nicht jeder machen kann, denn noch kann man sich gar nicht vorstellen, dass an diesen eigentlich noch kahlen Stöcken später Trauben hängen werden.“
Schüler sollen den fertigen Wein verkaufen
Nach der Weinlese im Herbst stellt das Weingut den Schülern den Wein zum Selbstkostenpreis zur Verfügung. „Die Schüler haben dann die Aufgabe, den Wein zu verkaufen“, erzählt Markus Zangenfeind und ergänzt: „Wobei sie auch die Preise selbst kalkulieren müssen.“ Wie, das bleibt den Schülern überlassen. „Vielleicht besuchen wir auch mal einen Supermarkt und schauen uns dort die Preise an“, so Zangenfeind. Der Erlös aus dem Weinverkauf kommt der Klassenkasse zugute und soll einen Beitrag zur Finanzierung der Abschlussfahrt leisten. Bis es soweit ist, werden die Schüler noch mindestens zwei Vormittage im Weinberg verbringen und die Reben pflegen. „Danach sind die händischen Arbeiten abgeschlossen, die Arbeiten mit den Maschinen übernehmen wir“, so Kern.
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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