„Was müssen die Menschen ertragen haben“ – "Maulbronn hilft" setzt sich für Flüchtlinge ein

Christina Schmidt (links), Theofanis Morkotinis und Laura Münchinger freuen sich über jede Art von Spenden – in den kommenden Monaten aber besonders über Winterkleidung.
  • Christina Schmidt (links), Theofanis Morkotinis und Laura Münchinger freuen sich über jede Art von Spenden – in den kommenden Monaten aber besonders über Winterkleidung.
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In einem Gespräch mit der Brettener Woche stellen Christina Schmidt, Laura Münchinger und Theofanis Morkotinis das Hilfsprojekt „Maulbronn hilft“ vor. Dabei äußern sie sich zu aktuellen Schwierigkeiten, denen sie mit Optimismus entgegen treten.

Maulbronn (hk) „Wir sind ganz normale Leute, die sich für andere einsetzen. Wir wollen nur helfen. Die Menschen in Idomeni sind nicht vergessen“ beginnt Christina Schmidt. Rund 35 Stunden dauert eine Fahrt in das griechische Dorf, wo sich das Camp für mehrere tausend Flüchtlinge befindet. Trotz vielen Schwierigkeiten machen sich freiwillige Helfer aus der Region regelmäßig auf den Weg, um Menschen in Flüchtlingslagern wie in Idomeni, Serres und Vasilika zu helfen. Das Hilfsprojekt mit dem Namen „Maulbronn hilft“ will vor allem Flüchtlingskinder an der griechischen Grenze Unterstützung leisten.

Reaktion der Bevölkerung war groß

Schmidt kann sich noch an das erste Treffen erinnern: Theofanis Morkotinis, der Initiator von „Maulbronn hilft“, suchte einige Tage zuvor über das Internet nach Unterstützung, um Hilfsgüter für Flüchtlingskinder nach Idomeni zu bringen. Niemand hätte damit rechnen können, dass sich innerhalb weniger Tage tausende von Menschen mobilisieren, um dem Gastronomen ihre Hilfe anzubieten. Schließlich fand das erste Treffen in Morkotinis‘ Lokal statt, zu der sich tatsächlich rund fünfzehn Helfer einfanden. Die Reaktion der Bevölkerung war so groß, dass mit jedem weiteren Treffen die Zahl der Helfer im Internet wuchs.

"Die Menschen dort haben nichts"

Inzwischen konnte das Hilfsprojekt drei Touren auf die Beine stellen. „Man lernt jedes Mal dazu, macht seine Erfahrungen und versucht es das nächste Mal besser zu machen“, beschreibt Schmidt ihre Erkenntnisse. Sie bleibt optimistisch. Etwas anderes bleibt ihr nicht übrig, denn sonst kann das Hilfsprojekt nicht bestehen. Auch die Menschen in den Camps brauchen diese Hoffnung. In Vasilika zum Beispiel, einem Lager, das von militärischen Kräften geleitet wird und in das Hilfsorganisationen zum Teil selbst mit offizieller Erlaubnis nicht reingelassen werden. „Die Menschen dort haben eigentlich nichts und teilen mit uns selbst das, was sie nicht haben. In manchen Augenblicken fällt einem dann nichts mehr ein. Da muss man sich gegenseitig stützen, damit man nicht zusammen bricht und das als Zuschauer. Da fragt man sich, was müssen die Menschen bloß ertragen haben.“

Hilfsbereitschaft nimmt ab

Schmidt selbst war auf der letzten Tour dabei, dem eine intensive Vorbereitung vorangegangen war: die gespendeten Hilfsgüter müssen sortiert und vorgepackt, die Fahrten organisiert und die Helfer mobilisiert werden. Ohne die Unterstützung des Einzelnen könne man die Arbeit, die durchaus auch eine körperliche und psychische Belastung ist, nicht bewerkstelligen. Jedoch habe die Hilfsbereitschaft in den letzten Wochen deutlich abgenommen, so Schmidt. „Es sind sehr viele Helfer abgesprungen.“

Einrichtung einer Nähwerkstatt geplant

Das Team lässt sich davon nicht entmutigen. Denn sie können sich auch über positive Entwicklungen freuen. Bald soll „Maulbronn hilft“ ein eingetragener Verein werden. Zudem stehen den circa 20 Teammitgliedern inzwischen eigene Räumlichkeiten zur Verfügung, in der Sitzungen und Treffen gehalten werden können. Außerdem plant das Hilfsprojekt aktuell die Einrichtung einer Nähwerkstatt in Serres. Wie groß die Werkstatt werden soll, hängt vor allem davon ab, wie groß die Spendenbereitschaft ist. Deshalb freut sich die Organisation über gebrauchte, funktionsfähige Nähmaschinen und Zubehör wie Stoffe, Garne, Scheren und Nadeln. „Die Menschen benötigen das Gefühl gebraucht zu werden oder eine Aufgabe zu haben“, erklärt Laura Münchinger. Das Nähzentrum soll also auch dazu beitragen, das Selbstwertgefühl der dort lebenden Frauen zu steigern.

Für die Zukunft hoffen die freiwilligen Helfer um Theofanis Morkotinis, dass die Grenzen wieder geöffnet werden und die Menschen zur Ruhe kommen. Die unzumutbaren Zustände in den Camps können den Flüchtlingen kein Leben in Würde ermöglichen, fasst Münchinger abschließend zusammen. Bis dahin bleibt weiterhin das Bestreben, einfach nur zu helfen.

» Informationen:
Ansprechpartnerin: Laura Münchinger (0171 7151 629)
Webseite: www.maulbronn-hilft.de
Facebook: Maulbronn Hilft

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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