Altstadtrettung Bretten
Es bewegt sich etwas in der Region! Überholt das Böckle den Landmesser?

Fachwerk-Rekonstruktionsversuch der Ostfassade des Landmesserhauses, angefertigt von Dieter Ehret. Nach der Abnahme des Putzes könnte das Haus wieder so aussehen. | Foto: Dieter Ehret
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  • Fachwerk-Rekonstruktionsversuch der Ostfassade des Landmesserhauses, angefertigt von Dieter Ehret. Nach der Abnahme des Putzes könnte das Haus wieder so aussehen.
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Keine historischen Gebäude innerhalb der Brettener Kernstadt haben in den vergangenen Jahren die Gemüter so sehr erhitzt wie das Landmesser- und das Böcklehaus. Während die einen in ihnen Schandflecken sahen und sehen, empfinden die anderen sie als stadtgeschichtlich wertvolle und stadtbildprägende Kleinode, die nur dem Verfall entrissen werden müssen.

Seit dem 22.03.2022 steht für das nicht-denkmalgeschützte Böcklehaus als Investorenduo Kai-Uwe Feldengut (Bruchsal) und Marcus Weiss (Bretten) fest. Die Arbeiten haben umgehend begonnen. Der Garten wurde gerodet und Carports entfernt. Auch im Inneren wurden bereits Verschalungen entfernt etc. Noch in diesem Jahr soll der Putz runter und das Fachwerk freigelegt werden. Die Stadt hat den mittelalterlichen Gewölbekeller des zum Abriss stehenden Nachbarhauses professionell untersuchen lassen. Alles superschöne Entwicklungen. Mega!

Das teilweise denkmalgeschützte Landmesserhaus am entgegengesetzten Ende der Altstadt wurde bereits vor über einem Jahr von der Firma Harsch (Bretten) erworben. Seitdem hat sich nichts Sichtbares getan. Der letzte Stand den ich der Presse entnehmen konnte war: "Gerade aufgrund der komplexen Gebäudestruktur und der vielschichtigen, auf mehrere Baujahre begründete, Bausubstanz benötigt die Vorprüfung leider länger als von uns bislang veranschlagt", so die Firma Harsch. Das ist mittlerweile 4 Monate her.

Zur Klarstellung: Ich möchte im Bezug auf das Landmesserhaus keine harsche Kritik üben. Ich will lediglich ein leider noch immer gefährdetes Gebäude wieder ins öffentliche Bewusstsein rufen. Es gammelt an allen Ecken und Enden. Zudem wurde ich von einem Fachmann auf bestimmte Details aufmerksam gemacht, die es unbedingt zu schützen gilt:

Der Mann mit dem Röntgenblick Dieter Ehret besuchte gestern mit seiner Frau Sandra unser schönes Bretten. Er ist Fachwerkkenner wie kaum ein anderer. Er hat zig detailgetreue Modelle von Fachwerkhäusern eigenhändig hergestellt. Die meisten befinden sich heute in der Propstei in Fulda. In Bretten hat es ihm unter anderem das Landmesserhaus angetan. Er schwärmt von dem weitgehend original erhaltenen Dachstuhl, den Fenstern aus mundgeblasenem Glas und vor allem den Dachziegeln aus dem 18. Jahrhundert, die gemischt mit jüngeren Modellen noch immer das Dach bekleiden. Er überlies mir seine Zeichnungen mit Rekonstruktionsversuchen des unter dem Putz erhaltenen Fachwerks.

Ich hoffe inständig, das Gebäude wird zeitnah gesichert, bevor am Ende aktuell immer noch fortschreitende Bauschäden als Begründung für einen Abriss hergenommen werden. Das Landmesserhaus schlummert lange genug. Zahlreiche Projekte in der Region zeigen, dass ähnlich desolate Häuser wieder zu schmucken Zeugen der Handwerkskunst unserer Region werden können. 
Diese existiert glücklicherweise immer noch, wie aktuell zahlreiche Firmen beweisen:

In Knittlingen wird momentan das denkmalgeschützte Haus am Kirchplatz 11 mit sehr viel Liebe zum Detail hochwertig saniert. Den Holzbau sanierte in erstklassiger Weise die Firma Kern Holzbau (Remchingen). Die Architekten Göhner & Schrade (Knittlingen) sanieren nebenbei ehrenamtlich das benachbarte Faust-Geburtshaus. 

In Bretten wird das Haus Weißhofer Straße 2 im Auftrag der Stadt saniert. Die bisher erkennbaren Arbeiten am Fachwerk wurden mit wunderbarem Feingefühl durch die Firma Mattis (Sprantal) ausgeführt. Ich bin gespannt, wie und ob die Fenster und Ständeraufteilung des UG der Westfassade rekonstruiert wird.

Ich freue mich wie Schnitzel auf die Ergebnisse (und ich bin eigentlich seit 32 Jahren Vegetarier!). Glaubt mir, am Ende findet ihr alle die schön sanierten Häuser als exorbitante Bereicherungen für die schönen Seiten des Lebens: Unsere Kultur.

Liebe Grüße

Matthias Goll

facebook
www.altstadtrettungbretten.de

Autor:

Matthias Goll aus Bretten

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