"Meditation für Freiheit"
Wogegen demonstrieren die Corona-Kritiker in Bretten?

Die Versammlungen der "Meditation für Freiheit" findet an wechselnden Orten in Bretten statt: auf dem Marktplatz, auf dem Alfred-Leicht-Platz und im Stadtpark. | Foto: hk
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  • Die Versammlungen der "Meditation für Freiheit" findet an wechselnden Orten in Bretten statt: auf dem Marktplatz, auf dem Alfred-Leicht-Platz und im Stadtpark.
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Bretten (hk/kuna) Seit Beginn der Corona-Einschränkungen findet sich in Bretten jeden Sonntag eine Protestgruppe zusammen, die sich selbst als „Meditation für Freiheit“ bezeichnet. Während die Gruppe in den vergangenen Jahren zunächst auf dem Marktplatz aufgefallen ist, finden die Versammlungen nun an wechselnden Orten statt: auf dem Marktplatz, im Stadtpark und auf dem Alfred-Leicht-Platz. Doch wogegen demonstrieren die Corona-Kritiker, obwohl die meisten Pandemie-Einschränkungen doch aufgehoben sind? Die Brettener Woche/kraichgau.news hat nachgefragt.

„Meditation für Freiheit“

Die Veranstaltungen der „Meditation für Freiheit“ laufen nach dem immer gleichen Muster ab. Fester Bestandteil ist die gemeinsame Meditation. „Das Meditieren soll den Menschen Halt geben und dabei helfen, zur inneren Mitte zurückzufinden“, erklärt ein Ordner (Name ist der Redaktion bekannt). Anschließend gibt es ein „offenes Mikrofon“. Jeder, der etwas zu sagen hat, kann dies dort kundtun. Dabei geht es nicht ausschließlich um Corona. Auch andere Themen, wie etwa die gestiegenen Eintrittspreise für das Brettener Peter-und-Paul-Fest 2022 werden angesprochen. Um den Versammlungsort herum platzieren die Protestler verschiedene Schilder und Transparente. „Hände weg von unseren Kindern“ oder „Für eine freie Impfentscheidung“ heißt es darauf. Auch jetzt, nachdem viele Einschränkungen längst gelockert oder ganz aufgehoben sind, scheinen die Versammelten skeptisch zu sein.

Corona und die Weltpolitik

„Wir finden den Schutz der Impfung zweifelhaft. Es gibt viele Berichte über Nebenwirkungen“, so der Ordner. Ein wichtiges Anliegen der Protestler sei es, frei über die Impfung entscheiden zu können. Diese Möglichkeit sei bei einigen Berufsgruppen, vor allem beim Pflegepersonal, nicht gegeben. Im Verlauf der Versammlung wird jedoch deutlich, dass es nicht nur um die Corona-Politik geht. Vielmehr sprechen die Teilnehmer von Verstrickungen im globalen Geschehen. „Seit der Corona-Pandemie nehmen wir eine Umformung der Gesellschaft wahr“, erklärt der Ordner seine Sicht auf die Auswirkungen der Maßnahmen. Die regenbogenfarbene „Pace“-Flagge der Friedensbewegung, die aufgrund des Krieges in der Ukraine auf zahlreichen Versammlungen der jüngsten Zeit zu sehen ist, ist auch bei der „Meditation für Freiheit“ vertreten. „Die Flagge haben wir schon von Anfang an dabei. Corona und der Krieg – für uns hängt das alles miteinander zusammen“, so der Ordner.

"Uns erreichen immer wieder Beschwerden"

Simon Bolg, Leiter des Ordnungsamtes, erklärt auf Nachfrage, dass die sonntäglichen Versammlungen von vielen Seiten kritisiert würden. „Tatsächlich erreichen uns immer wieder Beschwerden von Anwohnern, Gewerbetreibenden, Besuchern und Gästen über diese Versammlungen“, berichtet er. Demnach würden sich Anwohner in erster Linie über den Lärm beschweren. Aber auch von Gastwirten kämen Berichte, dass Gäste sich „gestört und unwohl“ fühlen würden. So erreichte das Ordnungsamt eine Nachricht von einem Gast, der sich von der provokativen Art der Protestler, die auf dem Marktplatz „lautstark“ gewesen seien und auch nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung noch Plakate vor dem Brunnen aufgestellt hätten, „belästigt gefühlt“ habe. In Gesprächen mit den Gastronomen am Marktplatz ist jedoch zu erfahren, dass sich die meisten Gäste von den Corona-Demonstranten nicht stören ließen. Einige wenige Gäste machten am vergangenen Sonntag, als die Demonstranten wieder auf dem Marktplatz waren, durch Zurufe ihrem Ärger Luft.

Viele Auflagen für Lärmschutz

„Darüber hinaus erreichen uns aber auch Anfragen, für was oder gegen was denn eigentlich noch demonstriert wird“, so Bolg. Die Akzeptanz der Brettener Bevölkerung für derartige Versammlungen schwindet seiner Meinung nach zunehmend. Die Tatsache, dass die Versammlungen an wechselnden Orten stattfinden, sei auf einen Vorschlag des Ordnungsamtes zurückzuführen, das auf diese Weise auf Beschwerden aufgrund der Lautstärke reagiert habe. Auch der Ordner meint: „Wir möchten die Gastronomen nicht stören. Sie haben unter den Corona-Maßnahmen bereits stark gelitten.“ Wie Bolg erklärt, habe das Ordnungsamt noch weitere Auflagen angeordnet. Der Lautstärkepegel, der durch Lied- und Redebeiträge verursacht wird, dürfe demnach 90 Dezibel nicht überschreiten, gemessen in einem Abstand von einem Meter vom Lautsprecher entfernt. Die Lautsprecher dürfen außerdem nicht auf das Wohngebiet gerichtet werden. Auch Musikinstrumente sollten nach Möglichkeit nicht über Lautsprecher verstärkt werden und 90 Dezibel nicht überschreiten. Des Weiteren gebe es Anordnungen, die das Blockieren von Verkehrswegen oder das Mitführen von Glasbehältnissen untersagen.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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