Die Alternative heißt Richtfunk

Auf dem Breitbandmarkt herrscht hoher Konkurrenzdruck zwischen verschiedenen Technologien.

Bretten. (wh) Richtfunk- oder Glasfasertechnologie - Derzeit haben die Brettener Bürger die Wahl: Ein Angebot der BBV für den Glasfaserausbau oder die Richtfunktechnologie von Skytron. Daneben, allerdings weniger in der Diskussion präsent, bietet Unity Media eine Hybrid-Technik, die sogenannte Coax-Glasfaser-Technologie, an.

Kein überlegener Ersatz

„Grundsätzlich sehe ich persönlich, das heißt mit meinem bisherigen Kenntnisstand, die Richtfunktechnik in vielen Fällen als attraktiven und machbaren, keinesfalls aber einen überlegenen Ersatz für die in der Praxis leider zögerliche Verlegung von Glasfaser“, so Professor Dr. Ingmar Kallfass, der an der Universität in Stuttgart das Institut für Robuste Leistungshalbleitersysteme leitet und zusammen mit einem Forscherteam einen Weltrekord aufgestellt hat. Den Wissenschaftlern gelang es, den Inhalt einer DVD mit einer Datenrate von 6 Gigabit pro Sekunde über eine Entfernung von 37 Kilometern per Funk zu übermitteln. Das sind Geschwindigkeiten, die sich durchaus mit Glasfaserkabeln messen können.

Richtfunk hat Vorteile

Richtfunk hat ohne Zweifel einige Vorteile. Dazu gehören nach Aussage von Professor Kallfass der schnelle und bedarfsabhängige Auf- und Abbau sowie eine einfache Rekonfiguration der Verbindungen. Zudem sei Richtfunktechnik potentiell kostengünstig, da kein teurer und langwieriges Verlegen von Glasfaser erforderlich sei und ermögliche eine einfache Überbrückung von Hindernissen. Objektive und allgemeingültige Daten, wie groß die Kostenunterschiede aber wirklich sind, gebe es derzeit noch nicht.

Richtfunk erfordere in der Regel eine Sichtverbindung, die nicht durch Objekte wie Bäume gestört sein darf, denn das Prinzip besteht aus der Weiterleitung von Daten über verschiedene Stationen wie Antennen und Masten. Für die höhere Störungsanfälligkeit wie etwa bei starkem Regen und Nebel, gebe es durchaus technische Lösungen, wie Professor Kallfass bemerkt. Auch gesundheitliche Bedenken hält er für unbegründet. Die Sendeleistung sei viel zu gering und die Signale im hohen Millimeterwellenfrequenzbereich würden nicht durch die menschliche Haut in den Körper eindringen.

Bessere Skalierbarkeit bei Glasfaser

Für Glasfaser spreche hingegen die bessere Skalierbarkeit. Das heißt, dass bei Bedarf die Bandbreite oder die Datenrate erweitert werden können. Allerdings gilt für beide Technologien, dass zahlreiche Randbedingungen über den Ausbreitungskanal hinaus Auswirkungen auf die letztendliche Leistung und Zuverlässigkeit haben.

So kommt Kallfass schließlich zu folgender Empfehlung für den ländlichen Raum: „Wo es möglich ist Glasfaser, wo es nicht möglich ist Richtfunk. Falls die ländliche Gemeinde oder der Einzelanwender im Zugangsbereich zu lange auf die Glasfaser warten muss, oder falls der Glasfaseranbieter zu restriktive Vertragsbedingungen stellt, halte ich Richtfunk für eine gangbare Alternative zur Glasfaser“.

Skytron plant zwei Infoveranstaltungen

Von Glasfaser ist auch Oberbürgermeister Martin Wolff überzeugt. „Ich mache mich stark für diese Technik“, sagt das Stadtoberhaupt, „Glasfaser sichert nachhaltig hohe Bandbreiten auch in der Zukunft“. Es bestehe aber kein Vertragsverhältnis zur BBV. Skytron plane Anfang Juli zwei Infoveranstaltungen und werde auch auf der Brettener Homepage verlinkt. Bis zum 15. Juli müssen die Brettener sich dann für oder gegen den Glasfaserausbau durch die BBV entscheiden. „Heute haben wir in Bretten die Chance, auf eine Technik umzusteigen, die vielleicht erst in ein paar Jahren wichtig wird“, so Wolff weiter und gibt außerdem zu bedenken, dass ein Ausbau durch die Stadt und die Stadtwerke Bretten nicht nur für die Gemeinde, sondern durch höhere Anschlussgebühren auch für den Einzelnen teurer wäre und wesentlich länger dauere. „Aber“, so Wolff „auf dem freien Markt entscheiden die die Bürgerinnen und Bürger“. wh

Mehr zum Breitbandausbau und zur Glasfaser-Technologie lesen Sie auf unserer großen Themenseite.

Autor:

Wiebke Hagemann aus Bretten

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