„Hochwasserschutz hat in Bretten oberste Priorität”

Ein Raumrechen wie Am Schneckenberg in Gölshausen soll auch am Einlauf der Salzach in Ruit gebaut werden. | Foto: Stadt Bretten
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Für den Schutz vor kommenden Fluten will die Stadt Bretten bis 2020 Projekte für sieben Millionen Euro verwirklichen.

Bretten (swiz/hk) Das Thema „Hochwasser” hat in Bretten immer wieder zu vielen, teils hitzigen Diskussionen geführt. Auch als Flutwellen im vergangenen Jahr den Brettener Stadtteil Ruit trafen und den Ort einen dreiviertel Meter unter Wasser setzten, kochten die Emotionen hoch. Bemängelt wurde damals, wie teilweise auch heute noch, ein mangelnder Schutz vor den Fluten, die 2016 auch Teile der Kernstadt sowie umliegende Gemeinden getroffen hatten. Diesen Vorwürfen widerspricht die Stadtverwaltung und betont, der Hochwasserschutz habe oberste Priorität. Bereits 2014 sei mit dem Rückhaltebecken zwischen Büchig und Neibsheim ein wichtiger Baustein für mehr Schutz gesetzt worden. Rund 750.000 Euro habe die Stadt dafür investiert. Bis 2020 würden nach Angaben der Stadt außerdem mehrere größere Schutzmaßnahmen in Angriff genommen, für die insgesamt fast sieben Millionen Euro fällig werden. Welche Projekte dabei in der Kernstadt sowie den Stadtteilen realisiert werden sollen, zeigt die folgende Übersicht.

Objektschutzmaßnahmen in der Brettener Kernstadt

Gebäude, die zwischen der Georg-Wörner-Straße und der Saarstraße liegen, sollen durch Objektschutzmaßnahmen geschützt werden. Dafür werden unter anderem Lücken zwischen zwei Gebäuden durch Querriegel geschlossen. Ebenso ist eine Verwallung, also eine künstliche Erhöhung des Geländes, am Ufer der Weißach geplant. Die Planungsphase ist noch für 2017 angesetzt. Am Hungergraben und Enggraben ist für das laufende Jahr eine geotechnische Voruntersuchung geplant. Daraus soll ein Detailkonzept zur Flussgebietsuntersuchung entstehen, das die Basis für den Ausbau der beiden Bachläufe mit vorgeschaltetem Hochwasserrückhaltebecken im Bereich der Stadtwerke bildet. Die Gesamtkosten für diese Maßnahmen belaufen sich auf rund 2,06 Millionen Euro.

Zwei Großprojekte in Diedelsheim

In Diedelsheim geht die Stadt zwei große Projekte an. Am Saalbach, von der Brückenfeldstraße auf Rinklinger Gemarkung bis zum Ende der Bebauung in Diedelsheim, sollen lokale Hochwasserschutzmaßnahmen sowie eine Gewässerumgestaltung durchgeführt werden. Es werden Verwallungen angelegt, Hochwasserschutzmauern errichtet und es ist eine beidseitige Gewässeraufweitung geplant. Der bestehende Wehrabsturz der ehemaligen Steiner Mühle wird zurückgebaut und erfährt durch eine Sohlengleite aus Flussbausteinen eine ökologische Aufwertung. Die ökologische Durchgängigkeit hat nach Angaben der Stadt eine elementare Bedeutung für die Erhaltung von artenreichen Gewässern. Die Umsetzung der geplanten Maßnahmen wird voraussichtlich 2018 stattfinden. „Es ist ein langwieriger Prozess. Bis zum eigentlichen Baubeginn muss zunächst einmal der erforderliche Grunderwerb abgeschlossen, ein landschaftspflegerischer Begleitplan erstellt sowie die wasserrechtliche Genehmigung durch das Landratsamt Karlsruhe erteilt werden“, heißt es seitens der Stadt auf Anfrage der Brettener Woche. Derzeit sind für die „Gewässerumgestaltung am Saalbach“ rund 1,7 Millionen Euro vorgesehen. Das zweite Projekt in Diedelsheim ist der Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens (HRB) oberhalb des Einlaufs der Riedgrabenverdolung. Gleichzeitig wird auch die Leistungsfähigkeit des Verdolungseinlaufs verbessert. Für die Planung dieses zweiten Projekts stehen dieses Jahr 50.000 Euro zur Verfügung. Insgesamt wird dafür mit Gesamtkosten in Höhe von 1,4 Millionen Euro gerechnet.

Errichtung einer neuen Uferschutzmauer in Gölshausen

Am Schneckenberg soll noch in diesem Jahr die Errichtung einer neuen Uferschutzmauer und die Erhöhung einer bestehenden Schutzmauer erfolgen. Diese sollen in erster Linie die Untergeschosse der Anlieger des Buchenweges schützen. Weiterhin ist in diesem Gebiet die Verwallung des Gölshäuser Dorfbachs geplant. Am Ende der Oberdorfstraße soll die Leistungsfähigkeit der Verdolungseinläufe verbessert werden.
Eine Erhöhung der Oberdorfstraße im Bereich der Einläufe zum Schutz der Anlieger ist ebenfalls geplant. Im Industriegebiet sollen die Gewässerüberfahrten auf die Grundstücke mit größeren Querschnitten ertüchtigt werden. Dies soll den Durchfluss des Wassers verbessern. Baubeginn für diese Maßnahme war bereits 2016. Darüber hinaus soll ein bereits bestehendes Hochwasserrückhaltebecken im Industriegebiet an der Stadtbahntrasse erweitert werden. Insgesamt haben die in Gölshausen geplanten Maßnahmen ein Volumen von rund 1,76 Millionen Euro.

Einlauf der Salzach in Ruit erhält Raumrechen

Am Einlauf der Salzach soll in die Verdolung zudem ein Raumrechen eingebaut werden, damit das Wasser dort ungehindert abfließen kann. Ein Raumrechen ist eine Art Stahlsieb, das vor der Dole in den Einlauf eingesetzt wird. So soll verhindert werden, dass Treibgut aus dem Gewässer den Einlauf in die Dole verstopft. Diese Schutzmaßnahme ist bereits angelaufen, das Bauende wird von der Stadtverwaltung auf Mitte 2017 geschätzt.
Schon angelaufen ist in Ruit ein weiteres Projekt zum Hochwasserschutz. Neben der Salzach entsteht dort eine Verwallung (wir berichteten). Die Komplettgeländeerhöhung ist laut dem Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff stabiler als ein normaler Damm und führt dazu, dass sich dahinter größere Wassermassen, die beispielsweise bei Starkregen auftreten, auf einer so genannten Retentionsfläche ausbreiten und versickern können. Die Kosten für den Raumrechen sowie die Verwallung belaufen sich auf rund 50.000 Euro.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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