Interview mit Frank Arendt
Junges Wohnen in Bretten dringend benötigt
Ein Interview mit Frank Arendt, aktiv im Arbeitskreis Klimaschutz des NABU Bretten
Hallo Frank, du hast dem NABU Bretten und den Macherinnen und Machern der Gartenschau 2031 in Bretten einen Vorschlag für ein neues Konzept für junges Wohnen auf dem Gelände zwischen AWO Jugendhaus und Bahnhofsgebäude Bretten vorgeschlagen.
Wie kommst du auf so eine Idee?
Als Bahnkunde fahre ich ständig am Bahnhof Bruchsal und Bahnhof Bretten vorbei. Irgendwann kam mir die Idee: Weshalb sollte so etwas wie das Stage 76 am Bahnhof Bruchsal nicht auch in Bretten möglich sein? Ich begann im Internet zu recherchieren.
Und?
Das Stage 76 ist ein Wohnprojekt, das hauptsächlich für Auszubildende und Studierende entworfen wurde. Ich stieß dabei auch auf den Namen Matthias Holoch, eine Persönlichkeit die sich durch mutige Ideen und eine außergewöhnliche Tatkraft auszeichnet.
Was hat das alles mit der Gartenschau oder dem NABU zu tun?
Das Stichwort ist hier „grünes Wohnen“. Das Gebäude verfügt über eine begrünte Fassade und nutzt gesammeltes Regenwasser zur Bewässerung. Darüber hinaus sind spezielle Einrichtungen wie Nistkästen für Vögel und Fledermäuse am Gebäude. Und da immer und überall so viel von „Nachhaltigkeit“ die Rede ist: Das Gebäude produziert mehr Energie als es verbraucht.
Wie soll das funktionieren?
Durch Solarzellen und Windenergie. Die überschüssige Energie wird in einem modernen Redox-Flow-Batteriesystem gespeichert, dadurch ist das Gebäude fast unabhängig von anderer Energie (energieautark). Zudem wird durch die kompakte Wohnungsgröße nur minimal Baumaterial benötigt.
Weshalb sollte sich eine Stadt wie Bretten dafür interessieren?
Ich höre immer das Wort „Fachkräftemangel“. Überall fehlen gut ausgebildete Leute. Wenn es welche gibt, wo sollen die denn wohnen? Früher gab es Werkswohnungen. Ich finde, die Stadt Bretten und die Brettener Firmen sollten das Problem angehen und mithelfen, dass Unterkünfte für die dringend benötigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden werden.
Und der Bereich zwischen Jugendhaus und Bahnhof eignet sich dafür besonders gut?
Ja, klar! Wie beim Stage 76 in Bruchsal hätte das Grundstück eine super Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr. Busse, Bahnen in unmittelbarer Nähe, dazu sind die Einkaufmöglichkeiten auch gut zu Fuß zu erreichen. Da könnte sich doch die eine oder der andere überlegen, ob es eine Möglichkeit wäre, in Bretten zu wohnen.
Ich stelle es mir als Gewinn für Bretten in vielen Punkten vor, wenn junge Leute nach Bretten kommen, egal ob Auszubildende, junge Mitarbeiter der Brettener Firmen oder Studierende der dann leicht zu erreichenden Unistädte Karlsruhe, Stuttgart, Heilbronn oder Heidelberg.
Wie genau stellst du dir das Gebäude vor?
Ehrlich gesagt auch so ähnlich wie das Stage 76, schon ein höheres Gebäude, das in serieller Bauweise erstellt wird. Es sollten effiziente und moderne Baupraktiken sein, damit es nicht zu teuer wird und trotzdem umweltverträglich. Eine Fotovoltaikfassade wäre cool. Die Wohnungen müssen nicht groß sein, sollten aber auch durch Gemeinschaftsräume ergänzt werden. Für junge Menschen ist immer der soziale Austausch wichtig. Sie wollen zusammenkommen, reden, feiern, vielleicht auch gemeinsam kochen oder Sport machen. Und ja, ich finde auch, dass der Gedanke, Menschen mit Handikap einzubeziehen, Sinn macht. Deshalb ist es wichtig, mindestens einen Teil der Wohnungen barrierefrei zu bauen oder zumindest dafür vorzubereiten.
Aber jetzt mal ehrlich, wer in Bretten sollte solch ein Projekt in die Hand nehmen?
Es könnte eine Baufirma oder ein Architekt sein, Personen, die eine Verpflichtung für die jüngere Generation und für Menschen mit Handicap empfinden. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass die Stadt Bretten als Arbeitgeberin ein Interesse daran hat. Oder die Brettener Firmen gründen eine Genossenschaft und unternehmen aktiv etwas gegen den Fachkräftemangel.
Deine Idee trifft auf eine Zeit, wo überall das Geld knapp ist. Ist es dann nicht unrealistisch, überhaupt an so etwas zu denken?
Erst einmal geht das Leben immer weiter. Zweitens sind Investitionen an der richtigen Stelle ein Magnet für gute Leute und dass es unserer Stadt und ihren Einrichtungen sowie dem Gewerbe gut geht.
Drittens gibt es für solche Maßnahmen auch interessante Fördertöpfe.
-Förderpogramm für günstige, klimafreundliche Wohnungen
-Förderprogramm junges Wohnen
-Förderprogramme Studentenwohnheime
-Förderung im Rahmen der Gartenschau für innovative Wohnprojekte
Und wo sonst kann man Nachhaltigkeit, bezahlbares Wohnen und Gemeinschaftsleben so gut kombinieren? Ich hoffe, dass Bauunternehmen, Investoren, Ausbildungsbetriebe im Raum Bretten sowie politische Entscheidungsträger es unterstützenswert finden und interessierte Gruppen zusammenführen.
Danke für das Gespräch!
anschauen lohnt sich:
https://landfunker.de/studiotalk_stage76-energiewende_interview_holoch/
Autor:Cornelia Kühn aus Bretten |
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