Neuer Anlauf für Barrierefreiheit: Brettener Bahnhof und zehn Haltepunkte sollen laut Ratsbeschluss von der AVG ausgebaut werden
(ch) Geschlossen hat der Brettener Gemeinderat am Dienstagabend einer Vorlage der Stadtverwaltung zugestimmt, wonach der Bahnhof Bretten und zehn Stadtbahnhaltestellen bis 2023 barrierefrei ausgebaut werden sollen.
Zugleich entschied das Gremium, die dafür notwendigen Finanzmittel von voraussichtlich rund 3,9 Millionen Euro, verteilt auf die nächsten sechs Haushaltsjahre, zur Verfügung zu stellen. Oberbürgermeister Martin Wolff wurde ermächtigt, die notwendigen Vereinbarungen mit dem Landkreis und der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) abzuschließen.
Deutscher Bahn wird Untätigkeit vorgeworfen
Nachdem der letzte Anlauf in Sachen barrierefreier Bahnhof vor drei Jahren nach allgemeiner Meinung wegen Untätigkeit der Deutschen Bahn (DB) im Sande verlaufen ist, hofft man jetzt, das seit langem angestrebte Ziel auf dem Umweg über die AVG doch noch zu erreichen. Grundlage ist das 2013 angepasste Personenbeförderungsgesetz, das vollständige Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr bis 2022 als Ziel vorgibt, wie Dr. Reinhard Bickelhaupt von der AVG in der Sitzung erläuterte.
Haltestellen werden nach und nach aufgerüstet
Wie und wann der Ausbau vonstattengehen soll, machte er am Beispiel der zehn Haltestellen klar: Nach und nach werden die Bahnsteige, wo nötig, zwecks ebenerdigem Einstieg auf 55 Zentimeter erhöht und mit Blindenleitstreifen, besserer Beleuchtung, Aufzügen oder umgebauten Rampen sowie Behindertenparkplätzen nachgerüstet. Auf Wunsch der Stadt sei nachträglich auch der Bahnhof in das Ausbauprogramm aufgenommen worden, so der AVG-Vertreter.
Gemeinderat räumt Bahnhofsausbau Vorrang ein
Wie Günter Gauß (CDU) sprachen sich auch der OB und die Vertreter der anderen Fraktionen dafür aus, als Erstes den Bahnhof auszubauen. Die Frage von Brigitte Schick (SPD), warum die DB als Eigentümerin nicht längst die Zuständigkeit für den Ausbau an die AVG abgetreten habe, konnte der AVG-Vertreter nicht beantworten. „Wir dürfen nicht vergessen, den Bürgern zu sagen: Das dauert!“ kommentierte Jörg Biermann (die aktiven) die lange Umsetzungszeit, während Heidemarie Leins (FWV) ihre Kollegen erinnerte, dass sie in den nächsten sechs Jahren jeweils rund 650.000 Euro für den Ausbau bereitstellen müssen.
Grüne wollen S3 der Rhein-Neckar-Linie nach Bretten verlängern
Karin Gillardon (FDP) unterstützte den Vorschlag von Otto Mansdörfer (Grüne), die Haltestellen der Strecke Bretten-Bruchsal vorzuziehen. Sein Argument: Dann stünden die Chancen gut, statt des abgeschafften Regionalexpress´ die S3 der Rhein-Neckar-Linie nach Bretten zu verlängern. Eine Hoffnung, die der AVG-Mann umgehend mit dem Hinweis dämpfte, die Rhein-Neckar-Bahn benötige Bahnsteige, die nicht 55, sondern 76 Zentimeter hoch seien. Gleichwohl werde man auf die Stadt zugehen, wenn es Sinn mache, die Reihenfolge des Ausbaus zu ändern.
Stadt erfragt Kaufpreis für Bahnhofsgebäude
Mansdörfers zweite Anregung, bei der DB den Kaufpreis für das - oft als vernachlässigt kritisierte - Bahnhofsgebäude zu erfragen, beschied der OB mit den knappen Worten: „Schon erledigt.“ Er hoffe, dass bis zur Haushaltsklausur des Gemeinderats eine Antwort vorliege. Über die von Brigitte Schick angemahnte Einrichtung einer akustischen Fahrgastinformation am Bahnhof hat die AVG laut Dr. Bickelhaupt noch nicht entschieden.
Auf Wunsch auch Videoüberwachung
Dasselbe gilt für die Frage von Jörg Biermann nach der Videoüberwachung von Bahnsteigen. Falls von der Stadt für gewisse Brennpunkte gewünscht, könne er dies jedoch „gerne mitnehmen“, so der AVG-Vertreter. Schließlich vertröstete er noch Heidemarie Leins, die Maßnahmen gegen das Überqueren der Gleise durch Fahrgäste in Diedelsheim erbeten hatte, mit der Feststellung: „Das Queren der Gleise wird umso unattraktiver, je höher der Bahnsteig ist.“
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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