Infoabend im Rathaus lockt zahlreiche Bürger an
Redebedarf zur Gartenschau in Bretten ist enorm

Der Rahmenplan für die Gartenschau 2031 sieht einen grünen Ring um die historische Altstadt herum vor. | Foto: Stadt Bretten
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  • Der Rahmenplan für die Gartenschau 2031 sieht einen grünen Ring um die historische Altstadt herum vor.
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Bretten (kuna) Vier Jahre war es ruhig um die Gartenschau in Bretten – nun preschte die Verwaltung mit einer umfangreichen Infoveranstaltung vor und lud dafür am Mittwochabend, 5. Juni, in das Rathaus ein. 175 Bürgerinnen und Bürger waren dem Ruf gefolgt und beteiligten sich rege mit ihren Anliegen. Dabei wurde deutlich: Es besteht Redebedarf.

Erwerb von zentralen Grundstücken 

An dem Erwerb von zentralen Grundstücken, namhaft der Wertheimer- und Norma-Areale, habe man „lange Zeit heftig gearbeitet“, erläuterte Oberbürgermeister Martin Wolff die lange Zeit der Funkstille. Nun da dieser vom Gemeinderat genehmigt wurde, könne man mit der Planung an die Öffentlichkeit treten.

90 Prozent der Gartenschau bleibt als Daueranlage bestehen

In rund drei Stunden erläuterten die Planerinnen und Planer das Rahmenkonzept der Gartenschau. Vieles blieb dabei noch der eigenen Vorstellungskraft überlassen und wurde be­helfs­mä­ßig mit Symbolbildern unterlegt.

Insgesamt soll die Gartenschau eine Fläche von sieben Hektar umfassen, die sich in mehrere Areale um den historischen Altstadtkern herum aufgliedert. Dabei machte OB Wolff deutlich: Man baue für die Zukunft – mindestens 90 Prozent der Gartenschau-Flächen sollen als Daueranlagen bestehen bleiben.

Neuer Stadtpark bildet das Gartenschau-Zentrum

Von Mai bis Oktober 2031 sind dann an insgesamt 150 Tagen die Besucherinnen und Besucher eingeladen, das Event zu besuchen. Den Hauptschauplatz bilde der neue Stadtpark, der sich über das ehemalige Wertheimer- und Norma-Areal erstreckt, erklärte Rainer Gänßle vom Landschaftsarchitekturbüro Gänßle + Hehr.

Der Haupteingang befinde sich bei der S-Bahn-Haltestelle Stadtmitte, die laut Bürgermeister Michael Nöltner noch vor 2031 von der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) barrierefrei umgebaut sein wird. Eine Hauptbühne mit Zelt, ein Aussichtsbalkon mit Blick auf die Altstadt, Uferterrassen entlang des verbreiteten Brühlgrabens und ein Klimawäldchen wurden als einige Elemente hervorgehoben.

Bewegungspark entlang des TV Bretten

An den Park knüpft sich über den Salzachweg ein Bewegungspark an, der sich an das Gelände des TV Bretten schmiegen und mit Bewegungselementen wie Fitnessstationen und Geschicklichkeitsparcours ausgestattet werden soll. Östlich der Sporthalle würden die Mustergärten des GaLaBau-Verbandes installiert, die im Nachgang als Parkplätze für den Sportverein zur Verfügung stehen, so Gänßle.

Withumanlage wird Teil der Gartenschau

Auch der Bereich Withumanlage/Simmelturm soll für die Gartenschau nutzbar gemacht werden. Dabei bleibe der Baumbestand erhalten – dies gelte generell für alle Areale der Gartenschau, stellte Gänßle klar – und für Kinder werde eine neue Spielanlage mit dem Thema „Zeitreise Mittelalter“ installiert. Neue Aufenthaltsflächen und Sitzplätze entlang der Stadtmauer runden das Areal ab, das dann auch für künftige Peter-und-Paul-Feste nutzbar gemacht werden soll. 

Was wird aus Peter-und-Paul 2031?

Bezüglich Peter-und-Paul wurde aber auch deutlich: Wie das Stadtfest in die Gartenschau 2031 eingebunden wird – immerhin gelten dafür nochmals eigene Eintrittspreise – ist bislang nicht klar. Cornelia Hausner vom Amt für Stadtentwicklung und Baurecht berief sich hierbei auf die gute Flexibilität, die die austragende Vereinigung Alt Brettheim (VAB) in der Vergangenheit immer wieder bewiesen habe.

Einbindung der Fläche der Jugendverkehrsschule

Weiter führt der Rundgang dann zu einem eher unbekanntem Platz, der Fläche rund um die Jugendverkehrsschule am Husarenbaum. Diese solle sich thematisch den Fahrzeugen widmen und Leihmöglichkeiten für E-Bikes, Lastenräder, Hoverboards oder auch eine Kartbahn für Kinder und Jugendliche bereitstellen, stellte Gänßle dar.

Mieter müssen Schrebergärten aufgeben

Für einigen Wirbel sorgten dann die Pläne für einen Uferpark entlang der Saarstraße. Denn die dort gelegenen Schrebergärten, die sich auf städtischem Grund befinden, sollen zu einer Gartenschau-Fläche mit Ruhebereichen umgestaltet werden. „Stand jetzt werden die Mieter ihre Gärten verlieren“, erläuterte Hausner. Nöltner ergänzte: Die Aufweitung dieser Fläche sei auch als Schutz vor Hochwasser notwendig. „Die Gärten werden dann als dauerhafte Grünanlage der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt“, so der Bürgermeister.

Selbst geführter Altstadtrundgang mit QR-Codes

In die Gartenschau eingebunden wird auch die Sporgasse, auf der derzeit ein Gesundheitszentrum gebaut wird. Der acht Meter höher gelegene Stadtpark werde zum „Stadtpark der Generationen“, führte Gänßle aus, räumte aber auch ein: „Bei dem Thema sind wir noch nicht am Ende.“ Genauere Planungen stünden daher noch aus.

Vom Promenadenweg aus werde der Rundweg weiterführen und sich bis zum Landmesserhaus und der Gottesackermühle erstrecken. QR-Codes an historischen Bauten sollen einen selbst geführten Altstadtrundgang ermöglichen.

Berufliche Schulen Bretten fallen raus

Aus der Gartenschau gestrichen sind die Pläne zur Einbindung der Beruflichen Schulen Bretten (BSB), etwa mittels eines Campusparkes. Dies sei darauf zurückzuführen, dass der Landkreis eine Erweiterung der Schule plane, so Gänßle. 

Wilhelmstraße als "Shared Space"

Entlang der Wilhelmstraße geht der Rundweg weiter: Damit genügend Platz vorhanden ist, soll diese –ähnlich wie die Pforzheimer-/Weißhofer Straße – zu einem verkehrsberuhigten "Shared Space" umgebaut werden, auf dem alle Verkehrsteilnehmer, also Autofahrer, Radler und Fußgänger, gleichberechtigt unterwegs sind.

Wichtiger wirtschaftlicher Faktor für Bretten

Für ihr ambitioniertes Projekt erwarte die Stadt rund 450.000 Besucherinnen und Besucher, bezifferte Hausner. Diese würden sich – das zeigten die Erfahrungen von vergleichbaren Gartenschauen wie in  Eppingen, Bad Herrenalb oder Mühlacker – statistisch gesehen insgesamt vier bis fünf Stunden auf der Gartenschau aufhalten und dabei zusätzlich zum Eintritt, dessen Höhe noch unbekannt ist, 30 bis 40 Euro pro Person ausgeben. Ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für die Innenstadt, bekräftigte Hausner.

Verkehr auf Südseite der Wilhelmstraße verlagern

Doch die Eingriffe in das Stadtbild machen auch einen veränderten Verkehrsfluss notwendig. Diesen erläuterte Stefan Wammetsberger vom Verkehrsplanungsbüro Koehler & Leutwein. „Wir gehen davon aus, dass die Südwestumfahrung erst nach der Gartenschau kommt“, nahm er die heikelste Frage vorweg. Grundsätzlich sehe das Konzept vor, den Verkehr auf die Südseite der Wilhelmstraße zu verlagern, die zudem in jede Richtung nur noch eine Spur haben soll.

70 Prozent werden mit dem Auto anreisen

Problematisch für den dichten Durchgangsverkehr seien die vielen Zwölf-Tonner, die durch Bretten hindurch ihre Route nach Pforzheim oder Bruchsal abkürzen, verdeutlichte Wammetsberger. „Die wollen wir wegbekommen“, meinte er. Daher werde man eine Sperrung für den Durchgangsverkehr für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen ausloten. Entgegen der Kritik, man würde bei der Gartenschau Radfahrer über das Pkw stellen, machte er deutlich: Man gehe davon aus, dass etwa 70 Prozent der Besucher mit dem Auto anreisen werden – und plane dies entsprechend in das Mobilitätskonzept ein.

Veränderte Verkehrsführung

Die Verkehrsführung leite dann, ohne Südwestumfahrung, von der Wilhelmstraße in Richtung Pforzheim über die Hermann-Beuttenmüller-Straße, die dafür zur Einbahnstraße wird. Von Pforzheim kommend wird die Wilhelmstraße wiederum entlang des Gartenschau-Geländes bis auf die Höhe Luisenstraße zur Einbahnstraße.

"Experiment am offenen Herzen"?

Ein klares und gut durchdachtes Baustellenmanagement sei für die Planung der Gartenschau unerlässlich, stimmte Gänßle der Kritik aus dem Publikum zu. Von dort war etwa von einem „Experiment am offenen Herzen“ die Rede – handle es sich bei der Wilhelmstraße doch um eine „verkehrliche Hauptschlagader“. „Es gar nicht zu machen, ist keine Option“, bekräftigte Gänßle die Meinung der Planenden.

Kosten sollen bis Ende des Jahres genannt werden

Kritisch beäugt wurden auch die bislang unklaren Kosten des Großprojektes "Gartenschau 2031", wobei eine Summe von 40 Millionen Euro im Saal kursierte. Die Finanzierung sei ein zentrales Thema, erwiderte Hausner. Dabei stehe die Stadt im Austausch mit anderen Gartenschau-Kommunen, wobei herausgekommen sei, dass mit einer Förderquote von 40 bis 45 Prozent zu rechnen sei. Sie verwies zudem auf die Beschlüsse des Gemeinderates, Rückstellungen im Haushalt der Stadt für das Großprojekt zu bilden. Und sie kündigte an: „Bis Ende des Jahres werden wir die Millionen benennen, um die es geht.“

Gebaut wird von 2028 bis 2030

Und wie geht es jetzt weiter? Nach der Kostenschätzung bis Jahresende sollen in 2025 Landschaftsarchitekten mit der Planung der Daueranlage und des Ausstellungskonzeptes beauftragt werden. Nach einer Genehmigungsplanung in 2026 und einer Ausführungsplanung in 2027 ist die eigentliche Bauausführung für die Jahre 2028 bis 2030 vorgesehen.

Information:
Um sich bei der Planung der Gartenschau zu beteiligen, hat die Stadt verschiedene Möglichkeiten angekündigt. So soll es etwa eine eigene Website für das Großprojekt geben. Außerdem findet am Montag, 17. Juni, um 18.30 Uhr im Großen Saal des Rathauses ein erster Bürgerworkshop statt. Ideen und Anregungen können darüber hinaus jederzeit unter gartenschau@bretten.de eingereicht werden. Die Stadt bittet hierbei um die Angabe von Kontaktdaten, um sich zurückmelden zu können.

Alles zum Thema Gartenschau finden Sie auch auf unserer Themenseite.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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