Freiflächen-PV-Anlagen in Bretten
Stadt schlägt Solaranlagen rund um Gut Schwarzerdhof vor

Die möglichen Flächen für einen Solarpark rund um das Gut Schwarzerdhof. | Foto: Stadt Bretten
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Bretten (kuna) Wird es in Zukunft einen Solarpark rund um das Gut Schwarzerdhof in Bretten geben? Über diesen Vorschlag diskutierte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung am Dienstagabend, 19. März. Auch zwei weitere Standorte standen dabei für den Ausbau von Photovoltaik (PV)-Anlagen auf Freiflächen im Fokus: an den Ortsrändern von Bauerbach und Dürrenbüchig.

Planungshoheit obliegt dem Regionalverband

Ähnlich wie bei der Windkraft obliegt die Planungshoheit über die Flächen für mögliche Solarparks den Regionalverbänden. Die Stadtverwaltung kann zu den von ihnen ausgewiesenen Vorrangflächen lediglich eine Stellungnahme abgeben, jedoch keine endgültige Entscheidung treffen. Das machte Michael Oechsner von der Brettener Bauleitplanung deutlich.

Stadt schlägt Fläche rund um Gut Schwarzerdhof vor

Während der Regionalverband Mittlerer Oberrhein geeignete Flächen in Bauerbach und Dürrenbüchig vorschlägt, will die Stadtverwaltung einen eigenen Standort rund um das Gut Schwarzerdhof einbringen und diesen notfalls mit einem Antrag auf Zielabweichung beim Regierungspräsidium Karlsruhe durchbringen. Dem stimmte der Gemeinderat bei einer Enthaltung zu.

38 Hektar großer Solarpark nahe Industriegebiet

Laut Sitzungsvorlage will ein in Bretten ansässiger Grundstückseigentümer auf einer 38 Hektar großen Fläche südlich des Rüdtwaldes auf eigenen Ackerflächen eine PV-Anlage errichten. Die Verwaltung stimme diesem Vorhaben zu: einerseits wegen der Nähe zum Industriegebiet Gölshausen, andererseits wegen der Lage des Ackers innerhalb eines „benachteiligten Gebietes“ der EU-Agrarförderung – auf solchen Flächen sei die Errichtung von PV-Anlagen begünstigt.

Zuckerrübenanbau durch Firma Südzucker

Bürgermeister Michael Nöltner konkretisierte: „Am Gut Schwarzerdhof ist nur die Firma Südzucker als landwirtschaftlicher Betrieb betroffen. Und ob die in Bretten ihren Zuckerrübenanbau betreiben oder nicht – davon werden sie nicht untergehen.“ Weiterhin verwies er auf die Bedeutung der Fläche für den Hochwasserschutz. So würde unter den Paneelen eine Retentionsfläche entstehen, die Wasser zurückhalten könne, das wiederum vom Seebergerbach über die Saalbach in die Stadt abfließen würde. „Jeder Tropfen, der in dem Becken zurückgehalten wird, ist gut für Bretten“, so der Bürgermeister.

Volle Zustimmung vonseiten des Gemeinderates

Vonseiten der Stadträte gab es für die Pläne volle Zustimmung. So meinte Otto Mansdörfer (Grüne), dass sich der Anteil an Erneuerbaren Energien in Bretten "drastisch erhöhen" müsse. Da die örtlichen Landwirte rund um das Gut Schwarzerdhof keine Fläche verlieren würden, stimme seine Fraktion zu. Auch Bernd Diernberger (Freie Wähler) meinte: Es handle sich um die am besten geeignete Fläche für Solarenergie. Auch er hob hervor, dass alle Flächen nur einem Eigentümer gehören würden. "Deshalb gehen wir den Weg mit", so Diernberger.

Kein Einfluss auf Wirtschaftlichkeit der Anlage

Hermann Fülberth ("die aktiven") kritisierte, dass der Gemeinderat keinen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Anlage haben werde. "Letzten Endes entscheidet der Eigentümer, was gebaut wird", so Fülberth. Dem stimmte Oberbürgermeister Martin Wolff stimmte zu und schloss an: "Deswegen ist es wichtig, für die Windkraft städtische Flächen zu nutzen."

Pläne für Bauerbach und Dürrenbüchig

Die beiden anderen Standorte für Freiflächen-PV-Anlagen wurden bereits in den jeweiligen Ortschaftsräten diskutiert und sind auf Vorschläge des Regionalverbandes zurückzuführen. Vor allem in Bauerbach habe es im Vorfeld der Gemeinderatssitzung eine „intensive Diskussion“ gegeben, erklärt Cornelia Hausner, Leiterin des Amtes für Stadtentwicklung und Baurecht.

Solarpark entlang der ICE-Trasse

Dort könnten 800 Meter nördlich des Ortskerns und entlang der ICE-Trasse Mannheim-Stuttgart auf Ackerflächen 30 Hektar große Solaranlagen entstehen. Dabei greift eine Privilegierung: Denn entlang von mehrgleisigen Schienen muss für die Errichtung von PV-Anlagen kein Bebauungsplan erstellt werden. Die Fläche liege allerdings in landwirtschaftlicher Vorrangflur, der höchsten landwirtschaftlichen Eignungskategorie. Zudem gebe es im benachbarten Bereich Pläne für Windräder, weshalb bereits Abstimmungen mit Oberderdingen stattgefunden hätten, erläuterte Oechsner. Die Stadt bevorzuge allerdings die Solarenergie und wolle daher lieber die Pläne für die Windenergie streichen.

Bauerbach: "Zugestimmt, aber ohne Euphorie"

„Es hat eine heftige Diskussion gegeben“, berichtete SPD-Gemeinderätin Birgit Halgato, die auch im Bauerbacher Ortschaftsrat sitzt. „Schon vor etwa 30 Jahren hat Bauerbach bei der Flurneuordnung eine große Fläche von rund 85 Hektar verloren“, erklärte sie. Sie bat darum, den Standort angemessen zu reduzieren, um den Flächenverlust möglichst gering zu halten. Dem pflichtet auch Ortsvorsteher Torsten Müller bei. „Der Ortschaftsrat hat zugestimmt, aber ohne Euphorie“, meinte er. Der Gemeinderat beschloss daher, zunächst einen weiteren Prüfantrag an den Regionalverband zu stellen.

Kleinster Solarpark in Dürrenbüchig

Anders dagegen die Lage in Dürrenbüchig: Dort könnte nördlich des Ortskerns und direkt an die B293 angrenzend der kleinste Solarpark von Bretten auf einer Fläche von 12 Hektar entstehen. Der Ortschaftsrat habe dem Vorhaben zugestimmt, berichtete Oechsner. Um eine landwirtschaftliche Vorrangfläche handle es sich nicht, die Sitzungsvorlage beschreibt dennoch eine "hohe Dichte an landschaftsbildprägenden Elementen", etwa durch eine angrenzende Streuobstwiese und einen Wildtierkorridor am östlichen Rand. Westlich der Fläche gebe es außerdem Windkraftpläne der Gemeinde Walzbachtal, mit der die Verwaltung noch in eine Abstimmung gehen wolle, so Oechsner.

CDU mit grundsätzlichen Fragen

Vonseiten der CDU-Gemeinderatsfraktion gab es in Folge noch grundsätzlichen Fragen zu klären, etwa die Auswirkung der PV-Anlagen auf das Landschaftsbild. "Wie wirkt es auf die Menschen und den Tourismus, wenn dieses reizvolle Gebiet verspiegelt wird?", fragte Martin Knecht. Seine Fraktion könne auch die ablehnende Haltung des Regionalverbandes gegenüber der AgriPV, also der gleichzeitigen Nutzung der Flächen für Landwirtschaft und Stromproduktion, nicht verstehen.

OB Wolff will in offene Diskussion gehen

Die AgriPV werde in künftigen Diskussionen mit Sicherheit eine Rolle spielen, beschwichtigte OB Wolff. Zudem verwies er darauf, dass auf der Straße in Richtung Oberderdingen viele Strommasten und -leitungen stehen würden, die schon jetzt Auswirkungen auf das Landschaftsbild hätten. Zudem seien viele Probleme, wie etwa die Blendwirkung von PV-Modulen bereits gelöst, weshalb es wichtig sei, in eine offene Diskussion mit den Regionalverband zu kommen.

Grüne: Bei Windkraft nicht wegducken

Otto Mansdörfer (Grüne) mahnte an, dass die Freiflächen-PV-Anlagen hohe Mengen an Strom liefern würden, aber auch ein Stromspeicher notwendig werden würde, dessen Fläche ein relevanter Faktor für die Planung sei. Zudem solle man sich bei der Windkraft nicht wegducken. Zwar sei der Vorschlag des Regionalverbandes, 8,8 Prozent der Brettener Fläche für Wind auszuweisen "zu viel", dennoch sei ein Wert von vier bis fünf Prozent zielführend, so Mansdörfer.

Volle Zustimmung vonseiten der AfD

Volle Zustimmung für die Solarpläne der Stadt gab es auch von AfD-Stadtrat Andreas Laitenberger, der meinte: "Jedes verhinderte Windrad ist ein gutes Windrad." Bei der Solarenergie sei er "voll dafür", da diese Form der Erneuerbaren Energie leichter abmontierbar sei und weniger Müll produzieren würde als Windkraftanlagen.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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