Mehr Tempo für die Energiewende
Auch Bretten bleibt bei der Planung von Wind- und Solarenergie nicht außen vor

Die Suchraumkarte zeigt in türkiser Farbe mögliche Flächen für Windenergie in Bretten. Karte: Regionalverband Mittlerer Oberrhein
  • Die Suchraumkarte zeigt in türkiser Farbe mögliche Flächen für Windenergie in Bretten. Karte: Regionalverband Mittlerer Oberrhein
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Bretten (kuna) Ob es im Kraichgau Windräder oder Freiflächen-Photovoltaikanlagen (PV) geben wird, ist laut dem Direktor des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein, Matthias Proske, nur noch eine Frage der Zeit. Er stellte dem Brettener Gemeinderat am Dienstagabend den aktuellen Planungsstand in Sachen klimaneutraler Energieversorgung vor und machte deutlich: Sowohl der Bund als auch das Land erhöhen das Tempo. Insgesamt 1,8 Prozent der Fläche des Regionalplans müssen demnach bis 2025 für die Errichtung von Windrädern zur Verfügung gestellt werden, für Freiflächen-PV-Anlagen gilt eine Vorgabe von 0,2 Prozent.

Strenge Vorgaben für Freiflächen-PV-Anlagen

Wind- und Solarenergie würden unabhängig voneinander und in jeweils eigenen Teilfortschreibungen geplant werden, erläuterte Proske. Dabei betonte er, dass es für die Errichtung von Freiflächen-PV-Anlagen strenge Kriterien gebe. So würden landwirtschaftlich bedeutsame Bereiche – wovon es gerade im Kraichgau viele gibt – oder Flächen, die unter Arten- oder Naturschutz stehen, nicht in Frage kommen. „Auch werden keine Wälder für Solaranlagen abgeholzt“, so Proske. Der Fokus liege dagegen auf vorbelasteten Standorten wie Mülldeponien, künstlich geschaffenen Baggerseen für schwimmende Solaranlagen oder auf Flächen neben Bundesautobahnen und Schienen.

1,8 Prozent wird nicht auf jede Kommune runtergebrochen

Und auch was die Frage nach möglichen Standorten für Windräder angeht, bleibt Bretten in der Planung nicht außen vor. Eine Suchraumkarte, die bereits für eine informelle Bürgerbeteiligung freigegeben ist, visualisiert alle Flächen, die grundsätzlich für Windenergie geeignet sind. Dabei, so betonte Proske, seien generell mehr Flächen identifiziert worden als letztendlich für die 1,8 Prozent-Marke notwendig wären. Außerdem müsse nicht jede Kommune genau 1,8 Prozent ihrer Fläche für Windenergie bereitstellen. Vielmehr verteile sich dieser Prozentsatz auf den gesamten Regionalplan.

Stadträte sprechen sich für Genossenschaften aus

Endgültige Flächen für die Windräder gibt es in Bretten daher noch nicht. Otto Mansdörfer (Grüne) begrüßte die Vorgehensweise der Stadt, zunächst Gespräche mit den Nachbargemeinden zu suchen. Erste Abstimmungen habe es laut Verwaltung bereits mit Bruchsal und Gondelsheim gegeben. Auch pflichtete Mansdörfer der Stadt bei, möglichst städtische Grundstücke für die Windenergie zu nutzen. „Das sollte man dann noch durch eine Bürgerenergiegenossenschaft ergänzen und auch die Stadtwerke sollten sich bei der Windenergie engagieren“, so der Grüne.

Auch Edgar Schlotterbeck (SPD) erklärte, dass seine Fraktion an der Klimaneutralität der Stadt mitarbeiten wolle. Es brauche jedoch Akzeptanz für die Erneuerbaren Energien, räumte er ein, die sich etwa durch Genossenschaften erreichen ließe.

CDU will Bürgerschaft und örtliche Industrie miteinbeziehen

Martin Knecht (CDU) zeigte sich dagegen skeptischer und betonte, dass die Planungen nur gelingen werden, wenn auch die Bürgerschaft sowie die Industrie vor Ort mit einbezogen werden. Er verwies dabei auf die Vorgehensweise des Energieunternehmens Vattenfall, das im Schwarzwald hohe Pachten für Grundstücke anbieten würde, was für die Haushaltskasse zwar verlockend sei, aber „alle anderen Interessenten aus dem Rennen wirft“.

Bürgerbeteiligung ist Verhandlungssache zwischen Eigentümer und Projektierer

Proske entgegnete, dass ein Grundstückseigentümer seine Fläche grundsätzlich vergeben könne, an wen er möchte. Jedoch gebe es insbesondere für städtische Grundstücke verschiedene Modelle der Bürgerbeteiligung, sodass die Allgemeinheit von der Erneuerbaren Energie profitieren könne. So gebe es die Möglichkeit, dass Bürger Anteile kaufen oder Anwohner durch vergünstigte Strompreise an der Windkraft partizipieren können. „Das ist am Ende aber Verhandlungssache zwischen dem Eigentümer und dem Projektierer“, so Proske.

Regionalverband will Kommunen bei Planung mitnehmen

Auf die Frage von Knecht, inwiefern der Gemeinderat überhaupt in der Planung der Windenergie mitwirken könne – diese liege schlussendlich in den Händen des Regionalverbandes – betonte der Verbandsdirektor, dass es sein erklärtes Ziel sei, die Vorstellungen der Kommunen zu berücksichtigen und nicht gegen deren Willen zu handeln. Für die Planung der Windenergie werde voraussichtlich ab Ende 2023/Anfang 2024 die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange sowie der allgemeinen Öffentlichkeit beginnen, sodass deren Wünsche mit aufgenommen würden.

Konkrete Zahlen für Windräder noch unklar

Konkrete Zahlen, wie viele Windräder es in Bretten geben wird, so die Nachfrage von Andreas Laitenberger (AfD), konnte Proske jedoch nicht nennen. „Wir planen Flächen, keine Windräder“, so der Verbandsdirektor. Allerdings könne man im Groben davon ausgehen, dass ein Windrad eine Fläche von zehn Hektar benötigt.

Privates Vorhaben für Freiflächen-PV-Anlage in Gölshausen

Eindeutiger sehen dagegen die Pläne für eine Freiflächen-PV-Anlage in Bretten aus. Laut Verwaltung gibt es ein privates Vorhaben zur Errichtung einer solchen Anlage in Gölshausen südlich des Rüdtwaldes, das sich auf eine Fläche von rund 30 Hektar erstreckt, die derzeit für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wird. Bürgermeister Michael Nöltner verwies dabei auf die unmittelbare Nähe zu großen Stromtrassen und dem Industriegebiet, das von der PV-Anlage profitieren könne. Auch Oberbürgermeister Martin Wolff sprach von einer „einzigartigen Sonderkonstellation“. Ob es in diesem Falle eine Möglichkeit der Bürgerbeteiligung geben würde, konnte OB Wolff auf Nachfrage von Schlotterbeck allerdings noch nicht sagen. Dies müsse man noch mit dem Eigentümer besprechen, so Wolff.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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