„Vollständigen Schutz wird es niemals geben“

Das Hochwasser hat auch Bretten schon heftig zugesetzt, wie auf dem Bild aus 2015. | Foto: Tjaark Philipp Meyer
  • Das Hochwasser hat auch Bretten schon heftig zugesetzt, wie auf dem Bild aus 2015.
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Interview mit Brettens OB Martin Wolff zum Stand der Hochwasser-Schutzmaßnahmen.

Vor einem Jahr erlebte Bretten ein „Starkregenereignis“. Da stellt sich die Frage, ob inzwischen Schutzmaßnahmen in Gang gesetzt wurden. Wurde denn ein Hochwasserschutzverband gegründet?

Ein wirkungsvoller, regionaler Hochwasserschutz ist nur im Verbund möglich. Deshalb habe ich auch persönlich umgehend alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Gründung eines Hochwasserschutzzweckverbands anzustoßen. Inzwischen wurde die Satzung des Verbands erarbeitet. Diese liegt nun bei den potentiellen Mitgliedsgemeinden dieses Verbands zur Genehmigung durch den jeweiligen Gemeinderat. Unserem Gemeinderat werde ich diese Satzung bereits in der kommenden Sitzung zur Genehmigung vorschlagen. Seitens Bruchsals wurde noch eine neue Maßnahme vorgeschlagen. Deren Aufnahme in den aktuellen Maßnahmenplan könnte noch zu Verzögerungen führen.

Das von Bruchsal geplante Regenrückhaltebecken hat Auswirkungen?

Das ist denkbar, zumindest hat mich schon vorab die Information erreicht, dass das geplante Regenrückhaltebecken im Entscheidungsprozess innerhalb der Stadt Bruchsal bzgl. des Hochwasserschutzverbands eine Rolle spielen wird. Dennoch gilt es hier zunächst die abschließende Mitteilung aus Bruchsal abzuwarten.

Welche Maßnahmen hat die Stadt Bretten darüber hinaus umgesetzt oder in die Wege geleitet?

Wir haben das Büro Wald + Corbe beauftragt einen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten. Die Ergebnisse hat der Gemeinderat priorisiert und wird diese nun schrittweise auch mit den notwendigen finanziellen Mitteln hinterlegen. Aktuell gehen wir ganz konkret die Hochwasserschutzmaßnahmen in Diedelsheim und Gölshausen an. Im Falle Diedelsheims bedarf es jedoch zum Teil privater Grundstücke, um einen wirkungsvollen Schutz zu installieren. Dazu findet in zwei Wochen eine Informationsveranstaltung für die betroffenen Eigentümer statt.

Welche Gebiete waren besonders betroffen – und besteht jetzt für sie ein besserer Schutz?

Konkrete, und vor allem rasche Verbesserungsmaßnahmen wurden zum Beispiel bereits im Bereich Steiner Pfad, Im Brückle oder auch in der Konrad-Adenauer-Straße umgesetzt. Auch die Jugendmusikschule ist jetzt durch eine neue Mauer besser geschützt.

Viel Zeit kann man sich wohl nicht lassen – die Meteorologen sagen eine zunehmende Zahl von Unwetterlagen voraus?

Bei allen analytischen und planerischen Bemühungen liegt Naturereignissen wie diesen immer etwas Unvorhersehbares inne. Umso wichtiger ist es, dass wir keine Schnellschüsse wagen, sondern die Maßnahmen im Verbund abstimmen und mit vereinten Kräften versuchen, das bestmöglichste Ergebnis für unsere Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Außerdem wurden wir, bzw. unser Gebiet ,von der Universität Freiburg und der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg als Untersuchungsgebiet für ein Pilotprojekt zum Schutz vor Starkregen ausgewählt. Die entsprechenden Erhebungen sind aktuell im Gange.

Kann man eine Kommune überhaupt völlig gegen Unwetterlagen mit Sturzregen schützen?

Spätestens nach der Evaluation des Starkregenereignisses im vergangen Jahr und den aktuellen Ereignissen im gesamten Bundesgebiet können wir mit Gewissheit davon ausgehen, dass es den „vollständigen Schutz“ niemals geben kann.

Was sollten die Bewohner und Eigentümer der Häuser tun?

Information und Prävention sind unabdingbar. Hierzu gibt es zahlreiche Broschüren übergeordneter Behörden oder Organisationen wie der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, die über wirkungsvolle und zum Teil gar simple Vorbereitungen informieren. Als Stadt Bretten hatten wir zu diesem Thema letztlich gar eine Ausstellung im Foyer, die verschiedene Wege des Schutzes aufzeigt. Auch aus den Erfahrungen der Gespräche mit Betroffenen im vergangenen Jahr lege ich allen nahe, den eigenen Versicherungsschutz zu prüfen und ggf. zu optimieren.

Die Fragen stellte Gabriele Meyer

Autor:

Gabriele Meyer aus Bretten

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