Es lebe die deutsch-französische Freundschaft!
50 Jahre Schüleraustausch zwischen Bellegarde und Bretten

Camille Ménéghini (vorne) aus Bellegarde begleitete im ersten Jahr und vielen folgenden Jahren die französischen Austauschschüler nach Bretten. Beim Festakt gab es ein Wiedersehen.  | Foto: ger
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  • Camille Ménéghini (vorne) aus Bellegarde begleitete im ersten Jahr und vielen folgenden Jahren die französischen Austauschschüler nach Bretten. Beim Festakt gab es ein Wiedersehen.
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Bretten (ger) Der europäische Gedanke, Völkerverständigung und Frieden – in der gegenwärtigen Zeit sind diese Werte und Ideale wichtiger denn je. Das war ganz klar die Botschaft, die allen Rednern beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Schüleraustausches zwischen Bretten und Bellegarde am Herzen lag. Die 50 Jahre kontinuierlich gelebte Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich erfährt gerade wieder ihre Neuauflage: Seit 10. März sind 27 Schülerinnen und Schüler des Collège Saint-Exupéry in Bretten zu Gast. Sie sind bei den Familien ihrer Austauschpartner – alles Schülerinnen und Schüler des Melanchthon-Gymnasiums Bretten (MGB) – untergebracht und verleben abwechslungsreiche Tage in der Schule, bei Ausflügen und in den Gastfamilien. Am 18. März geht es für die Franzosen wieder zurück in ihre Heimat, ihre deutschen Austauschpartner nehmen sie dann gleich mit. Eine Woche lang geht das Programm in Bellegarde-sur-Valserine zwischen Lyon und Genf weiter. Normalerweise liegen einige Monate zwischen den gegenseitigen Besuchen, aber die Pandemie hat den Zeitplan umgeworfen und ermöglicht damit – pünktlich zum Jubiläum – diesmal eine besonders intensives Art des Austausches.

"Wie schön ist es, in glückliche Gesichter zu schauen"

Hunderte von Schülern haben seit 1972 ihre Fremdsprachenkenntnisse vertieft, im jeweils anderen Land die Kultur und die Menschen kennen gelernt und Freundschaften geschlossen, resümierte Elke Bender, Schulleiterin des MGB, bei der Feier in der Stadtparkhalle. Nach zwei Jahren Corona, in denen der Austausch habe ruhen müsse, wisse man diese Erfahrungen mehr denn je zu schätzen. „Wie schön ist es, wieder die Plaudereien und das Lachen der deutschen und französischen Schüler auf den Fluren zu hören und in ihre glücklichen Gesichter zu schauen, wenn sie von ihren Ausflügen zurückkehren.“ In der Schule gehe es ja nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch um Persönlichkeitsbildung. Erfahrungen wie der Austausch trügen dazu bei, sich ein kritisch fundiertes Urteilsvermögen anzueignen sowie offen für neue Perspektiven und tolerant zu sein. Ein lebendiger Schüleraustausch über einen so langen Zeitraum sei nur dank des Engagements vieler Menschen möglich. Bender dankte der Stadt Bretten für die immer wohlwollende Unterstützung, dem Rotary Club Bruchsal-Bretten, auf dessen Initiative der Austausch ins Leben gerufen worden war und der das Projekt weiterhin unterstützt, sowie Lehrkräften, Eltern und dem Förderverein der Schule.

Deutsch-französische Partnerschaft in Bretten gleich dreimal

Oberbürgermeister Martin Wolff erläuterte, wie sich aus dem Kontakt zwischen den Schulen eine Städtepartnerschaft entwickelt hatte, die seit dem Jahr 2001 besteht. „Europa beginnt im Herzen“, sagte er und verwies darauf, dass die deutsch-französische Freundschaft in Bretten mit den Partnerschaften zu Bellegarde, Longjumeau und Neuflize, das mit Neibsheim verbunden ist, gleich dreifach gelebt werde. Hubert Monteil, der Schulleiter des Collège Saint-Exupéry, konstatierte, dass der Austausch die freundschaftlichen Bande zwischen den Ländern vertiefe und damit auch ein deutliches Zeichen gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit setze.

Zeichen gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit

Ralf Hannich, der Präsident des Rotary Clubs Bruchsal-Bretten, ließ die Anfänge der Verbundenheit zwischen Bretten und Bellegarde Revue passieren, die er mithilfe des ebenfalls anwesenden Alt-OBs Paul Metzger rekonstruiert hatte. Schon seit den 60er Jahren gab es Kontakte zwischen den Rotary Clubs aus Bretten und Bellegarde. 1971 habe man sich zu einer Olympiade mit Disziplinen wie Tauziehen und Tontaubenschießen in Menzingen getroffen. Dabei sei der Gedanke aufgekommen, die Beziehungen zwischen den Städten durch einen Austausch für die Jugend zu beleben. Rotary habe als Katalysator gewirkt und noch heute ruhe die Verbundenheit mit Bellegarde auf den drei Säulen Freundschaft zwischen den Clubs, Freundschaft zwischen den Schulen und der Städtepartnerschaft. Christophe Mayet, erster beigeordneter Bürgermeister von Valserhone, der Gemeinde, zu der Bellegarde gehört, erinnerte an die Geschichte der deutsch-französischen Freundschaft seit der Nachkriegszeit und betonte deren Bedeutung in diesen Zeiten der politischen und wirtschaftlichen Instabilität. Er rief den Austauschschülern, die er namentlich aufzählte, zu: "Seid mutig angesichts der Herausforderungen! Ihr seid die Akteure eures Schicksals!"

Hahn und Adler, von den Schülern geschaffen

Eine besondere Freude war es für alle Beteiligten, dass auch Camille Ménéghini nach Bretten gekommen war. Der pensionierte Deutschlehrer aus Bellegarde berichtete, dass er damals einen Austausch mit einer Schule in Celle bei Hannover im Auge hatte, als die Anfrage über die Rotarier kam. So kam er also in die Melanchthonstadt und habe zusammen mit Rüdiger Lauer vom MGB viele Jahre den Austausch organisiert. Ihre Nachfolger Sonette Weis, die bis 2017 am MGB für die Organisation zuständig war, Jochen Vogel, der das Amt von Weis übernommen hat, und Evelyn Bajulaz, als Deutschlehrerin in Bellegarde die Austauschbeauftragte, sowie zwei MGB-Schülerinnen gaben kurze Einblicke in ihre Erfahrungen. Constanze Gerber, zweite Vorsitzende des Elternbeirats, wünschte den deutschen Schülern, mit dieser Erfahrung immer ein Stück Frankreich im Herzen zu tragen. Als krönender Abschluss wurde ein Kunstwerk enthüllt, dass die Austauschschüler in Frankreich und Deutschland gestaltet hatten und das an den jeweiligen Orten nun zusammengeführt wurde.
Die heimlichen Stars des Abends waren aber die Big Band und der Chor des MGB, beide unter neuer Leitung. Nach zwei Jahren Auftrittsabstinenz gab es endlich wieder schwungvolle Musik, die dem redenreichen Abend Leichtigkeit verlieh. Die Big Band brillierte unter der Leitung von Till Drömann mit unter anderem „Don't Worry 'bout a Thing“ und „Singin' in the Rain“ und zum großen Finale gesellte sich der Chor, der von Ursula Benzing geleitet wird, dazu und krönte den Abend mit einer erfrischenden Version des Songs „Je veux“ der französischen Sängerin Zaz.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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