Hightech statt verstaubter Schulbücher
Berufliche Schulen Bretten - Die Gewerbliche Berufsschule

Der technische Oberlehrer Horst Blank zeigt, wie das Schweißen richtig funktioniert.  | Foto: kuna
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Bretten (kuna) Die Beruflichen Schulen Bretten (BSB) sind die größte berufliche Schule im Regierungsbezirk Karlsruhe, die fast alle beruflichen Schularten unter einem Dach vereint. Zum Einzugsgebiet des Brettener Bildungszentrums gehören neben der Melanchthonstadt auch die Landkreise Karlsruhe, Heilbronn und der Enzkreis.

Wie sieht der Schulalltag an den BSB aus?

Das vielfältige Angebot mit verschiedenen Ausbildungsschwerpunkten aus den Bereichen Gewerbe, Hauswirtschaft und Wirtschaft ebnet zahlreichen jungen Menschen den Weg in die berufliche Zukunft. Doch wie sieht der Schulalltag in dem markanten Bau an der Wilhelmstraße eigentlich genau aus? Welche Schularten sind hier unter einem Dach vereint? Das will die Brettener Woche/kraichgau.news in einer losen Serie beleuchten.

"Einer der größten Posten im Schulhaushalt des Landkreises"

„Die gewerbliche Abteilung ist wohl einer der größten Posten im Schulhaushalt des Landkreises Karlsruhe“, weiß Matthias Kempf zu berichten. Er ist Leiter der gewerblichen Abteilung. Die rund 500 Schülerinnen und Schüler, die diesen Weg einschlagen und sich in technischen Berufen ausbilden lassen, brauchen für ihren Unterrichtsalltag gleich die ganz teuren Maschinen wie etwa ein Drehbearbeitungszentrum, an dem gedreht und gefräst werden kann. Eine solche Maschine koste bis zu 200.000 Euro und werde per Schwerlaster angeliefert, erklärt Kempf. Hinzu komme eine geringe Halbwertszeit der Maschine, da die Technologie sich ständig weiterentwickelt, was die Kosten für den Schulträger, den Landkreis Karlsruhe, erneut in die Höhe treibt.

Gut auf berufliche Zukunft vorbereitet

Doch die kostspielige Ausstattung erfüllt auch einen wichtigen Zweck: die Berufsschülerinnen und -schüler immer mit dem neuesten Stand der Technik gut auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten. Dafür absolvieren die meisten von ihnen eine duale Berufsausbildung. Das heißt: für einen Tag geht es in die BSB und der Rest der Woche wird im Ausbildungsbetrieb verbracht. Die BSB bezeichnen dies als Unterricht in Teilzeit. In einer in der Regel dreieinhalb Jahren dauernden Ausbildung werden auf diese Weise zahlreiche Industrie-, Werkzeug-, Zerspanungs-, Stanz- und Umform- sowie Konstruktionsmechaniker ausgebildet. In zwei Jahren ist der Abschluss des Maschinen- und Anlagenführers zu erreichen.

Unterricht in allgemeinbildenden Fächern und praktisches Arbeiten

Dabei läuft die Grundausbildung für die Mechaniker im ersten Lehrjahr immer gleich ab. Sie umfasst Unterricht in den allgemeinbildenden Fächern Deutsch, Gemeinschaftskunde, Wirtschaftskunde und Englisch. Daneben gibt es praktische Arbeiten in den Werkstätten der BSB mit Bohrmaschinen, Drehmaschinen und Fräsmaschinen.

"Macht Spaß, mit so einer Ausrüstung zu arbeiten"

Ab dem zweiten Jahr spezialisieren sich die Berufsschülerinnen und -schüler auf ihre jeweilige Ausbildung. So wie Alexander Maier, der sich als Konstruktionsmechaniker ausbilden lässt und gerade das zweite Lehrjahr besucht. „Es macht Spaß, mit so einer Ausrüstung zu arbeiten“, sagt er, während er im Schweißlabor der BSB steht. Dort hat er soeben für seine praktische Prüfung Winkel zusammengeschweißt. Das Schweißen und Biegen liege ihm, meint er mit einer zufriedenen Miene.

Schweißen mit VR-Brille

Um die Handfertigkeit und Feinmotorik zu trainieren, die später im Beruf unerlässlich sind, gibt es in den BSB eine weitere teure Anschaffung: eine Schweißsimulation. Dabei setzen die Schülerinnen und Schüler wie gewohnt ihren Schweißhelm mit VR-Brille auf, können aber auf die restliche Schutzkleidung verzichten. Denn der Schweißvorgang selbst werde zwar am Werkstück ausgeführt, das Ergebnis aber digital am Bildschirm angezeigt, erläutert der technische Oberlehrer Horst Blank. Die Simulation zeige dann am Ende verschiedene Parameter an und bewertet, wie gut der Vorgang ausgeführt wurde. Die Vorteile: es gibt keinen Materialverbrauch und das Schweißen kann beliebig oft wiederholt werden – bis auch der letzte Handgriff sitzt.

Schüler beweisen Kenntnisse in Prüfungen

Ihre Fertigkeiten und Kenntnisse beweisen die Schülerinnen und Schüler dann in einer der vielen Prüfungen. „In unserer Abteilung gibt es eigentlich ständig Prüfungen“, sagt Kempf mit einem Lachen. Zwischenprüfungen, Abschlussprüfungen, Winterprüfungen und Sommerprüfungen – an den BSB müssen viele Prüfungserlasse des Kultusministeriums zyklisch umgesetzt werden. So beginnt das Schuljahr an der Gewerblichen Berufsschule immer im September und bereits im November steht die Winterprüfung für das letzte Lehrjahr an.

Verschiedene Ausbildungsformen

Doch die zahlreichen Prüfungen betreffen dann nicht immer dieselben Schülerinnen und Schüler, beruhigt Kempf. Sie verteilen sich über die verschiedenen Ausbildungsformen. Für ihn selbst bedeuten sie aber einen hohen organisatorischen Aufwand, meint Kempf. „Die einzigen Monate ohne Prüfung in der Gewerblichen Berufsschule sind der Dezember und Januar“, so der Abteilungsleiter. Und da stehen die Halbjahreszeugnisse auf der Agenda.

Duale Berufsausbildung oder Fachschule in Vollzeit

Neben der dualen Berufsausbildung umfasst der Bereich Gewerbe an den BSB weitere schulische Angebote: Dazu gehört die einjährige Berufsfachschule Metall, die in Vollzeit absolviert wird. „Das eignet sich für kleinere Betriebe, die oft nur einen Azubi haben“, erläutert Kempf. Solche Betriebe oder Unternehmen haben dann in der Regel keine eigene Lehrwerkstatt. Um den Azubis die Weichen für die Zukunft zu stellen, durchlaufen diese dann das erste Lehrjahr als Vollzeitunterricht in Theorie und Praxis an den BSB. Ab dem zweiten Jahr können sie bereits voll im Betrieb mitarbeiten.

Vorbereitung auf Tätigkeit im mittleren Management oder für Selbstständigkeit

Zwei Jahre in Vollzeit absolvieren dagegen diejenigen Schülerinnen und Schüler, die sich für die Fachschule für Technik entscheiden. Diese steht für alle offen, die bereits berufstätig sind und über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen. Sie haben dann die Möglichkeit, sich auf eine Tätigkeit im mittleren Management vorzubereiten oder sich für die Selbstständigkeit zu qualifizieren. Nach erfolgreichem Abschluss zum staatlich geprüften Techniker erlangen sie zusätzlich die Fachhochschulreife.

Mehr Teile der Serie zu den Beruflichen Schulen Bretten finden Sie hier.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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