Bretten: Lehrermangel zwingt Schulen zum Jonglieren
Krank gemeldete Lehrer, ausgefallene Unterrichtsstunden, verärgerte Eltern – die Personalsituation an einigen Brettener Schulen war und ist nach Aussagen der Lehrergewerkschaft GEW „eng“. Grund ist die jahreszeitliche Erkältungswelle, aber nicht nur.
Bretten (ch) Krank gemeldete Lehrer, ausgefallene Unterrichtsstunden, verärgerte Eltern – die Personalsituation an einigen Brettener Schulen war und ist nach Aussagen der Lehrergewerkschaft GEW „eng“. Grund ist die jahreszeitliche Erkältungswelle, aber nicht nur.
Betroffen seien vor allem die Grundschulen, sagt der GEW-Kreisvorsitzende, Roland Jung. Dort gebe es zu wenige Ersatzkräfte. Die Krankheitsreserve reiche „generell nicht“, bestätigt Wolfgang Mees, der Leiter der Brettener Schillerschule. Dort kam es in letzter Zeit vermehrt zu Unterrichtsausfällen, nachdem beispielsweise Lehrerinnen wegen Mutterschutz und anderer gesundheitlicher Gründe ausgefallen waren.
Laut Schulamt wurden Unterrichtsausfälle aufgefangen
Diese Ausfälle an der Schillerschule seien jedoch „immer aufgefangen und kompensiert“ worden, teilt das Staatliche Schulamt in Karlsruhe auf Nachfrage mit. Allerdings müsse die Schule Ausfälle während der ersten drei Wochen mit eigenen Mitteln auffangen, sagt der Schulleiter. Da ihm als hausinterne Krankheitsvertretung lediglich eine 20-Wochenstunden-Kraft zur Verfügung steht, blieb ihm nur, Lehrkräfte mit weniger als einem halben Lehrauftrag zum Aufstocken zu überreden und Fachunterricht stundenplantechnisch zu verlegen. Auch den freiwilligen Teil des Förderunterrichts „kann und muss ich stutzen“, sagt Mees. Damit sei die Statistik zwar bereinigt, aber dieser Unterricht fehle dann natürlich.
GEW will Befristungen für Langzeitvertretungen beenden
Als Gegenmittel empfiehlt die GEW, die Befristungspraxis für Langzeitvertretungen zu beenden. Weil diese jungen, qualifizierten Vertretungslehrer in Einjahresverträgen keine Perspektive sähen, wanderten viele in benachbarte Bundesländer ab, kritisierte am Dienstag der GEW-Vorsitzende für Nordbaden, Stefan Bauer, im Vorfeld einer Karlsruher Kundgebung während der bundesweiten Warnstreikwoche.
Kein Schwimmunterricht wegen Lehrermangels
Die Brettener Gesamtelternbeiratsvorsitzende Petra Hotz weiß von einem Fall, „in dem eine Lehrkraft eingeplant war, die dann aber nicht gekommen ist.“ Auch an bestimmten Fachlehrern mangele es: „Es gibt Grundschulen in Bretten, die keinen Schwimmunterricht anbieten, weil keine qualifizierten Lehrer zur Verfügung stehen.“ Das Schulamt verweist auf den Bildungsplan, dessen Erfüllung die Schulleitungen durch vorausschauende Personalplanungen sicherzustellen hätten.
Schulleiterstellen an Grundschulen nicht attraktiv
Schuld an der Personalknappheit ist nach Ansicht von Roland Jung auch die mangelnde Attraktivität der Schulleiterstellen. Weil die Grundschulleitungen viel Verwaltungs- und Unterrichtsarbeit, aber keine Sekretärin und kaum mehr Geld als ihre Lehrerkollegen hätten, blieben zunehmend Leitungspositionen vakant. Dass die Leitungsbesetzung gerade bei kleinen Schulen Schwierigkeiten macht, ist auch die Erfahrung von Brettens Schulbürgermeister Michael Nöltner.
Schulleitung in Bauerbach weiter vakant
Immerhin sei die vakante Schulleitung in Diedelsheim seit 1. Februar „nachbesetzt“, wenngleich noch nicht mit vollem Lehrauftrag. Anders die seit Juli 2016 vakante Schulleiterstelle der mit rund 35 Schülern kleinsten Brettener Schule in Bauerbach: „Mir war wichtig, dass die Stelle in Bauerbach überhaupt ausgeschrieben wird“, so Nöltner.
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.