Helden des Alltags: Eine muslimische Pflegekraft im Evangelischen Altenpflegeheim: „Ich liebe die Menschen hier“

Dankbar für ihr Arbeitsvisum: Azra Zuka ist im Evangelischen Altenpflegeheim in Bretten die erste muslimische Pflegekraft. | Foto: Gunter Hauser
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  • Dankbar für ihr Arbeitsvisum: Azra Zuka ist im Evangelischen Altenpflegeheim in Bretten die erste muslimische Pflegekraft.
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Viele Menschen haben das Gefühl, in den Medien gebe es nur schlechte Nachrichten, so weit das Auge reicht. Die Zeiten sind im Umbruch, viele fühlen sich verunsichert, würden am liebsten den Kopf in den Sand stecken. Mit der neuen Brettener Woche-Serie "Helden des Alltags" werden in loser Reihenfolge Menschen vorgestellt, die der um sich greifenden Lähmung etwas entgegensetzen. Sie klagen nicht, sondern packen an. Sie stellen das eigene Ego zurück und setzen sich für andere ein. Sie beziehen ihre Motivation daraus, Gutes zu tun, und machen die Welt ein bisschen besser.
Im ersten Beitrag geht es um Azra Zuka, die im Evangelischen Altenpflegeheim in Bretten arbeitet.

BRETTEN (gh) Azra Zuka kann nicht anders als freundlich sein. Wenn sie Menschen begegnet, setzt sie immer ein strahlendes Lächeln auf. „Sie kümmert sich um die Senioren ihrer Station wirklich bestens und dabei ist sie noch in der Ausbildung“, sagt Simone Schmidt, die Leiterin des Evangelischen Altenpflegeheims Bretten (APH).

Breite Sprachkenntnisse

Das APH möchte eine kultursensitive Pflege aufbauen und hat daher gezielt eine Muslima eingestellt. Azra Zuka aus dem Kosovo ist für diese Aufgabe quasi Starbesetzung. Sie spricht fünf Sprachen aus dem Balkanraum und auch ein wenig Türkisch und kann sich daher gut auf Menschen einstellen, die aus dieser Region stammen. Auch für Menschen mit muslimischem Glauben ist sie als Muslima die richtige Ansprechpartnerin. Das ist gerade am Lebensende, wenn es um Themen wie Sterben und Tod geht, sehr wichtig.

Kulturelle Vielseitigkeit

Das bedeutet aber nicht, dass sie eine kulturell einseitige Sicht hätte. An Heiligabend führte sie eine Weihnachtsfeier für ihre Station durch und organisierte in Eigeninitiative noch eine kleine Musikgruppe, um mit den Senioren traditionelle Weihnachtslieder zu singen. Die Betreuten freuten sich und genossen sichtlich den Umgang mit ihr.

Dankbarkeit für Arbeitsvisum

Seit Mai 2018 leben die Zukas als Arbeitsmigranten in Bretten, verdienen ihren Lebensunterhalt selbst und zahlen auch Beiträge zur Sozialversicherung. Bis es soweit war, war ein langer und komplizierter Weg mit Härtefallantrag, freiwilliger Ausreise und Wiedereinreise mit Arbeitsvisum notwendig. Und das obwohl mit staatlichen Programmen im Ausland nach Pflegekräften gesucht wird. Denn Altenpflege ist ein absoluter Bedarfsberuf. Auch Azra Zukas Mann arbeitet auf einer Montagestelle in der Industrie, die die Betriebsleitung nicht mit einheimischen Kräften besetzen konnte. Seine Frau sagt heute: „Wir sind sehr dankbar, dass wir hier sein dürfen.“

Kopftuch "noch nie ein Thema"

Dass in einer evangelischen Einrichtung eine Muslima in der Pflege arbeitet, ist eine neue Entwicklung. Und im Vorfeld gab es auch an mancher Stelle Stirnrunzeln wegen des Kopftuchs, das Azra Zuka aus religiöser Überzeugung trägt. Die Heimbewohner sind aber von ihrer Ausstrahlung so überwältigt, und die Heimleitung ist von ihrer Arbeit so überzeugt, dass das Kopftuch noch nie ein Thema war. In christlichen Einrichtungen setzt sich gerade die Überzeugung durch, dass man Menschen unterschiedlicher Kulturen passend, das heißt „kultursensitiv“, begleiten muss.

Nur beste Zeugnisnoten

Auch Katja Müller, die Ausbildungsleiterin der Fachschule für Altenpflege „maxQ im bfw“ in Karlsruhe hat keine Zweifel an der Richtigkeit einer solchen Besetzung. Denn, so Müller: „Im Zeugnis von Azra Zuka gibt es nur beste Noten, und sie ist eine hochmotivierte Schülerin.“ Eigentlich ist Azra mit ihrer Fachhochschulreife und ihren breiten Sprachkenntnissen für diesen Beruf überqualifiziert. Ihre Schwester arbeite als Dolmetscherin in Österreich. Dennoch ist es für sie keine Herabstufung, in der Pflege zu arbeiten. „Ich mache das wirklich sehr gerne und ich liebe die Menschen hier. Dass ich mit ihnen arbeiten darf, lässt mich bewusster leben“, sagt sie im Tonfall innerer Überzeugung und beschenkt die Heimbewohner mit ihrem zugewandten Lächeln.

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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