Hohberghaus Bretten: Raum der Stille für alle
Raum der Stille für alle - Rückzugsort im Hohberghaus Bretten wurde feierlich eröffnet.
Bretten (ib) „Gehen wir heute wieder entspannen?“ Diese Antwort können die Jugendlichen der Tagesgruppe zehn im Hohberghaus Bretten, nun regelmäßig mit "Ja" beantworten. Immer dann nämlich, wenn sie mit ihrer Betreuerin Elli Vogt gemeinsam den Raum der Stille aufsuchen. Der in warmen Farben gehaltene Raum mit seiner niedrigen Decke, dem flauschigen Teppich und den vielen Kissen sei sehr gemütlich, man könne dort coole Musik hören und habe endlich mal „einfach seine Ruhe“, ist von den Jugendlichen zu hören. Und überhaupt: „30 Minuten Pause kann sich doch jeder mal gönnen“, ist sich eine der regelmäßigen Besucherinnen sicher.
"Auf die Stille hören"
Dass das nicht nur eine Frage des Könnens, sondern auch des Sollens ist, war jetzt auch der Tenor bei der feierlichen Eröffnung des Raumes. Alfred Gscheidle, Leiter des Hohberghauses, unterstrich das in seiner Ansprache anhand eines Zitates noch mal ganz deutlich: „Wir dürfen nicht verlernen auf die Stille zu hören, sonst sagt sie uns nichts mehr.“ In diesem Sinne ist der Raum der Stille nun eine willkommene Rückzugsoase und Andachtsraum zugleich. „Manche Kinder und Jugendliche bringen eine belastete Vergangenheit mit“, sagt Peter Miebach, pädagogischer Fachberater der Einrichtung. So war der Raum der Stille zunächst vor allem für Mädchen und junge Frauen gedacht, die im Hohberghaus eine vorübergehende Heimat gefunden haben.
Ruheräume entdecken
Jugendliche, die ins Hohberghaus kommen, betont Miebach, hätten selten positive Erfahrungen mit Religion und Spiritualität, aber oft existenzielle Fragen. „Der Raum der Stille soll ihnen die Möglichkeit bieten, Ruheräume zu entdecken und daraus Kraft für ihre Entwicklung zu schöpfen“, betont auch BLV-Mitarbeiterin Monika Scheytt, die das Projekt begleitet hat. Initialzündung für den Raum war dann schließlich zum einen eine gemeinsame Veranstaltung des BLV mit den Evangelischen Frauen aus dem Kirchenbezirk Bretten-Bruchsal und zum anderen die Förderung des Projekts durch die GRATIA-Stiftung, der Stiftung der Evangelischen Frauenarbeit in Baden. „Ohne die großzügige Spende der GRATIA-Stiftung in Höhe von 2.500 Euro gäbe es unseren Raum der Stille bis heute nicht", unterstreicht Christine Jung-Weyand, Vorstand des Badischen Landesvereins für Innere Mission.
„Liebe“, „Kraft“ „Geborgenheit“ „Schutz“ und „Ruhe“
„In einer Zeit, in der es nicht einfach ist heranzuwachsen“, wie Kirchenrätin Anke Ruth-Klumbies von der GRATIA Stiftung betont, sei dieses Angebot wichtig wie nie. Die Sehnsucht nach Zuspruch, nach einem guten Wort, einem guten Gespräch, einer Umarmung – sie sei groß. Sie wünscht sich, dass die Jugendlichen im Raum der Stille diese Art von Trost erfahren dürfen. Der Rückzugsort im Hohberghaus steht allen Kindern und Jugendlichen offen, beispielsweise auch den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, um die sich die Mitarbeiter der Einrichtung kümmern, – aber auch den Mitarbeitern selbst. „Mit neuer Kraft“, so Miebach, „können wir anschließend wieder die Kinder und Jugendlichen fördern, betreuen und unterstützen“. Bei der feierlichen Eröffnung schrieben alle Anwesenden schon mal begeistert auf, was sie sich vom Raum der Stille erhoffen. Zu lesen waren auf den kleinen Zetteln mit bunten Bändern Wörter wie „Liebe“, „Kraft“ „Geborgenheit“ „Schutz“ und „Ruhe“.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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