Brettener Verein hilft Mädchen in Tansania
„Man kann nicht nichts tun“

Junge Mütter in Tansania sind eine besonders benachteiligte Gruppe. Foto: privat | Foto: privat
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Bretten (kuna) „Das ist ja schön“, dachte sich Philipp Brüggemann, als er das erste Mal von dem Engagement seiner Kollegin Heike Elsässer in dem ostafrikanischen Land Tansania erfuhr. Beide sind Lehrer am Edith-Stein-Gymnasium (ESG) in Bretten. Elsässer ist Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins „Friends of Education in Tansania“, der an der Unesco-Schule gegründet wurde. „Später fragte ich mich dann: Was wäre ohne die Unterstützung, die bisher geleistet wurde? Wie würde es den Schülerinnen und Schülern in Tansania dann gehen? Und jetzt ganz besonders für das neue Projekt für Mädchen mit Babys: Was ist, wenn wir da nicht helfen?“, erklärt Brüggemann seine Motivation an der Teilnahme an einer Projektreise, die für den August dieses Jahres geplant ist.

Viele Mädchen landen auf der Straße

 
Mit dem Bau eines Internats legt der Verein seinen Fokus auf junge Mädchen, die eine besonders benachteiligte Gruppe innerhalb der ostafrikanischen Gesellschaft darstellen. "Wenn sehr arme Familien mehrere Kinder haben, können sie die älteren Kinder oftmals nicht mehr ernähren", berichtet Brüggemann. So kämen Kinder im Alter von zwölf bis 13 Jahren manchmal in die Situation, dass sie sich selbst versorgen müssten. "Jungen müssen die Familie oftmals unterstützen, indem sie beispielsweise auf dem Feld arbeiten. Mädchen arbeiten meist entweder für einen Hungerlohn oder müssen sich aufgrund von Hunger prostituieren. Manche Mädchen, die auf der Straße gelandet sind, werden missbraucht", fährt der Lehrer fort. Die Corona-Pandemie habe diese Lage zusätzlich verschärft: Im Frühjahr 2020 mussten die Schulen in Tansania nach staatlicher Anweisung schließen, viele Mädchen seien auf der Straße gelandet. „Die Mädchen sind ohne Perspektive und ohne Hoffnung“, so Brüggemann. „Da kann man nicht nichts tun“, meint er.

„Friends of Education in Tansania“

Die Mitglieder der „Friends of Education in Tansania“ engagieren sich seit 2015 für die Bildung in Tansania. Entstanden ist der Verein durch die Tansania AG am Edith-Stein-Gymnasium, die sich auf unterschiedliche Weise engagiert, sei es durch Spendenaktionen oder Infoveranstaltungen. Größere Projekte lassen sich allerdings nicht mehr nur über Klassenaktionen finanzieren, weshalb der Verein gegründet wurde. Der Kontakt mit Tansania wurde maßgeblich von Elsässer initiiert. Sie stellte die Verbindung mit der Mlekia Winners Secondary School her, einer staatlich anerkannten Privatschule, die sich in der Nähe von Ifakara befindet. Zuerst lag der Fokus auf der Bereitstellung der schulischen Grundausstattung. Gemeinsam mit „Brot für die Welt“ wurden anschließend weitere Projekte in Angriff genommen. Dazu gehören etwa der Bau eines Solarbrunnens, zweier Gewächshäuser und die Umzäunung des Schulgeländes. Auch ein Schulbus wurde angeschafft.

"Es ist eine tolle Chance"

Die zweiwöchige Projektreise, die im August ansteht, widmet sich nun dem Bau eines Mädcheninternats mit Kindergarten. „Dafür fliegen wir zunächst nach Daressalam, danach sind weitere zehn Stunden Fahrt notwendig“, erklärt Brüggemann. Insgesamt werden 17 Personen aus Bretten und der Region die Reise auf sich nehmen. Sie bringen verschiedene Kompetenzen mit, die sie in Tansania einbringen wollen. Mitreisen werden unter anderem ein Kinderarzt, Krankenschwestern, eine Erzieherin, aber auch Ingenieure und Lehrer aus unterschiedlichen Fachgebieten. Auch vier Abiturientinnen des ESG wollen die Reise antreten. "Es ist eine tolle Chance für die Mitglieder des Vereins, die Arbeit vor Ort kennenzulernen. Es ist spannend zu sehen, wie unsere Ideen dann wirklich umgesetzt werden können", erklärt Brüggemann. Tansania sei ein ganz anderes Land, eine ganz andere Kultur.

Mädchen sollen praktische Hilfe bekommen

Angekommen in Ostafrika, lautet der Plan zunächst, verschiedene Workshops zu veranstalten und ein Netzwerk aufzubauen, das den jungen Müttern Unterstützung bietet. „Es ist wichtig, die Kontakte vor Ort zu suchen und abzuklären, was die Schule selbst leisten kann“, so Brüggemann. Die Workshops sollen den Mädchen in erster Linie praktische Hilfe anbieten: Sie sollen das Backen, Nähen und Gärtnern lernen, aber auch wichtiges Wissen zum Leben mit Kind erhalten. Dazu gehört etwa Kenntnisse über Kinderkrankheiten, Ernährung oder Hygiene zu erlangen.

"Es mangelt oft schon an den einfachsten Dingen"

„Es mangelt oft schon an den einfachsten Dingen, an der grundlegenden Damenhygiene beispielsweise“, so Brüggemann. In dem Internat ist daher auch ein Nähzimmer eingeplant, in dem die Mädchen lernen, eigene Produkte wie Damenbinden herzustellen. In einem nächsten Schritt sollen sie so auch eigenes Geld verdienen können. Die Pläne für den Bau sind bereits konkret: Der Architekt Andreas Kiefner aus Maulbronn hat dafür den passenden Grundriss entworfen. Unterstützung erhält der Verein außerdem durch die Schmitz-Stiftung sowie durch Sponsoren. Hier hofft der Verein auch auf weitere Unterstützung von Firmen aus Bretten und Umgebung.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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