Brettener Stadtrat spendet Sitzungsgelder an Tafel
"Wir verwalten eine Knappheit"
Bretten (kuna) Um Bedürftige aus Bretten und der Region mit günstigen Lebensmitteln zu versorgen, ist die Tafel auf Spenden angewiesen – sei es in Form von Waren, Geldern oder durch ehrenamtliches Engagement. Regelmäßige finanzielle Unterstützung erhält der Brettener Tafelladen durch den Stadtrat Wolfgang Lübeck von den "aktiven", der seit seiner Wahl in den Gemeinderat jegliche Gelder direkt an die Tafel weitergibt. 1.200 Euro betragen alleine die Sitzungsgelder gemeinsam mit der Entschädigung als Ortschaftsrat in Diedelsheim für ein Jahr. Das Geld hat Lübeck erneut an die Leitung des Tafelladens übergeben.
2.760 Euro für ein Jahr in der Kommunalpolitik
Lübeck erklärt, dass er als Stadtrat eine monatliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 130 Euro pro Monat erhalten würde. "Das Geld geht jeden Monat direkt von meinem Konto ab und an die Tafel", so der "aktive". Der Scheck in Höhe von 1.200 Euro würde nun die Sitzungsgelder sowie die Entschädigung als Diedelsheimer Ortschaftsrat umfassen. Summa summarum habe er in einem Jahr somit 2.760 Euro als ehrenamtlicher Kommunalpolitiker erhalten und an Tafel gespendet, beziffert Lübeck.
"Ein kleiner Betrag, mit dem man etwas Großes bewirken kann"
"Ein kleiner Betrag, mit dem man etwas Großes bewirken kann", ist sich der Stadtrat sicher, der auf Nachahmer aus dem Gemeinderat hofft. Zugleich stellt er eine einfache Rechnung auf: "Würde jeder Brettener nur einen Euro spenden, dann hätte die Tafel schon 30.000 Euro zusammen." Für die Tafel seien regelmäßige Geldspenden eine wertvolle Unterstützung, bekräftigt Achim Lechner, der Dienststellenleiter des Diakonischen Werks in Bretten. Damit sei etwa der Ausgleich von Kosten für Energie oder Sprit sichergestellt.
"Eine körperlich anstrengende Arbeit"
Die gemeinsame Tafelleitung, Jörg Amend und Cornelia Kaiser, beschreiben ihre Arbeit als eine herausfordernde Tätigkeit. So zeigt ein Blick am Montagvormittag: Die Regale sind so gut wie leergefegt. Doch eine Handvoll tatkräftige Helferinnen ist bereits mit dem Sortieren von Lebensmitteln beschäftigt. Jede einzelne Obst- und Gemüseverpackung wird geöffnet und geprüft, bevor sie im Verkaufsraum angeboten wird. Zuvor hat ein Fahrer die Lebensmittel aus dem Einzelhandel der Region beschafft. "Eine körperlich anstrengende Arbeit", meint Lechner.
"Wir verwalten eine Knappheit"
Einkaufen kann im Tafelladen nur, wer ein geringes Einkommen hat. "Dazu gehören zum Beispiel Empfänger von Arbeitslosengeld II oder Personen, die einen Kinderzuschlag bekommen", erklärt Lechner. Nach Vorlage des Einkommens erhalten sie in der Tafel einen Kundenausweis. Um sich dieser organisatorischen Aufgabe zu widmen, hat der Laden einen eigenen Öffnungstag (immer mittwochs) eingerichtet. An den restlichen vier Werktagen ist die Tafel zum Einkaufen geöffnet. "Relativ oft im Vergleich zu anderen Tafeln", gibt Amend zu bedenken. Rund 60 Personen würden an einem Tag die Tafel besuchen, überschlägt der Tafelleiter. Zwar gebe es in Bretten keinen Aufnahmestopp, dafür aber feste Einkaufstermine, damit sich der Kundenstrom besser über den Tag verteilen ließe. „Wir verwalten eine Knappheit“, gibt Amend zu bedenken.
Anzahl der Bedürftigen aus Bretten steigt
Einen Großteil der Kunden würden Ukrainerinnen ausmachen, fügt Lechner hinzu. Allerdings könne man beobachten, dass die Anzahl an Brettener Bürgern derzeit immer weiter steigt. Hinzu komme jedoch, dass viele Ortsansässige nicht darüber Bescheid wissen, dass sie den Dienst der Tafel in Anspruch nehmen könnten – oder sie würden aus Scham nicht kommen.
Ehrenamtliche Helfer gesucht
Den größten Mangel würden bei der Tafel allerdings nicht die Waren oder die finanziellen Mittel darstellen, sondern die ehrenamtlichen Helfer. „Was das angeht, sind wir derzeit schlecht aufgestellt“, so Amend. Am meisten würde sich die Tafel daher über "Zeitspenden" freuen, „auch wenn es nur eine Stunde in der Woche ist“, so der Tafelleiter. Dabei gebe es verschiedene Tätigkeiten im Laden: So könne man als Fahrer Lebensmittel aus dem Einzelhandel abholen, Waren aufbereiten und sortieren oder Kunden an der Kasse bedienen.
Autor:Kathrin Kuna aus Bretten |
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