Schlaganfall – wie geht es danach weiter?
Experten informieren über den Weg zurück ins Leben
Rund 270.000 Menschen werden in Deutschland Jahr für Jahr aus heiterem Himmel aus ihrem gewohnten Leben gerissen – durch einen Schlaganfall. Zwar können sie sich auf eine der weltweit besten Akut-Versorgungsstrukturen verlassen sowie auf sehr gute Reha-Angebote, doch bei der Rückkehr in den Alltag stehen Betroffene oft vor großen Herausforderungen, die sie allein nicht bewältigen können. Zum einen benötigen sie auch nach der Reha eine spezialisierte medizinische Behandlung, zum anderen gilt es für sie, ihr Leben von Grund auf neu zu organisieren. Je nach Schwere der Einschränkungen müssen Anträge auf Pflege- und Sozialleistungen gestellt werden, der Wohnraum behindertengerecht gestaltet und die soziale Teilhabe ermöglicht werden. Wie es für Betroffene und ihre Angehörigen nach einem Schlaganfall weitergeht, wo sie Unterstützung finden und wie die Krankheitsfolgen gemindert werden können, dazu informieren Expertinnen und Experten in der Sprechzeit anlässlich des Tags gegen den Schlaganfall (10. Mai).
Verbesserungsbedarf bei der Schlaganfall-Nachsorge
Eine aktuelle Befragung der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe unter rund 1.000 Schlaganfallpatientinnen und -patienten1 zeigt, in welchen Bereichen die Versorgung verbessert werden kann: Ein Drittel der Befragten wünscht sich mehr Unterstützung bei seelischen Schlaganfall-Folgen, ein Fünftel bei sozialen Folgen und ein Viertel bei der Bewältigung der alltäglichen Aufgaben. Bemerkenswert: Über die Hälfte der Betroffenen bemängelt fehlende Informationen zum eigenen Schlaganfall, etwa die Hälfte wünscht sich mehr Unterstützung bei den körperlichen Schlaganfall-Folgen. Dazu zählt unter anderem die Behandlung von Bewegungsstörungen, so genannten Spastiken, einer häufigen Folge eines Schlaganfalls. Nach Erkenntnissen des Fachmagazins „Monitor Versorgungsforschung“ erhalten viele Betroffene langfristig keine Physiotherapie, weniger als 10 Prozent wird eine medikamentöse Therapie mit Botulinumtoxin angeboten2.
Komplexe Erkrankung erfordert umfassende Nachsorge
Die Befragungsergebnisse der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe verdeutlichen auch, dass die vielfältigen Folgen eines Schlaganfalls eine ebenso breit gefächerte und koordinierte Nachsorge erfordern. Der Grund: Die Betroffenen müssen, insbesondere nach einem schweren Schlaganfall, ihr Leben von Grund auf neu organisieren. Dabei sind alle Lebensbereiche betroffen, von Arbeit und Mobilität über die finanzielle Versorgung, Therapieangebote, Pflege bis hin zur sozialen Teilhabe. Vor allem aber ist es notwendig, sich einen Überblick über alle Unterstützungsangebote zu verschaffen, die zur Verfügung stehen, entsprechende Anträge zu stellen und sich aktiv um Hilfe zu kümmern. Doch gerade diese vielfältigen und komplexen Herausforderungen bereiten vielen Menschen nach einem Schlaganfall Probleme, besonders wenn zu den körperlichen auch kognitive Einschränkungen oder seelische Folgen der Erkrankung wie eine Depression kommen.
Patienten-Lotsen – die Lösung der Zukunft
Um den individuellen Nachsorgebedarf von Patientinnen und Patienten nach einem Schlaganfall zu koordinieren, zeichnet sich jetzt ein Lösungsweg ab: der Einsatz von Schlaganfall-Lotsen. Ihre Aufgabe ist unter anderem, die Bedarfe der Patienten zu erfassen, mit ihnen und den Angehörigen gemeinsam einen Versorgungsplan zu erstellen und sie durch das komplexe Gesundheits- und Sozialsystem zu begleiten. Ziel ist es, die Versorgung so lange zu koordinieren, bis die Betroffenen diese Aufgaben selbstständig übernehmen können. Erste Modellprojekte der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe haben gezeigt, dass es bei den Patientinnen und Patienten zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität gekommen ist, insbesondere bei den schwerer betroffenen. Noch sind Patientenlotsen im Rahmen von Modellprojekten tätig oder werden privat finanziert. Aktuell etwa unterstützt Ipsen Pharma den Ausbau der Lotsenbetreuung. Die Erfahrungen aus Modellprojekten haben jedoch zur Entscheidung der Bundesregierung geführt, Patienten-Lotsen künftig deutschlandweit in der Regelversorgung zu etablieren.
Das neue Leben nach dem Schlaganfall – Expertinnen und Experten informieren
Mein Mann ist noch in der Reha – was müssen wir organisieren, bevor er nach Hause zurückkehrt? Wer übernimmt nach der Reha meine ärztliche Betreuung? Wie finde ich gute Therapeuten oder einen engagierten Pflegedienst? Die Muskelverkrampfungen sind im Laufe der Zeit schlimmer geworden – welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Welche Möglichkeiten und Rechte habe ich als Arbeitnehmer nach einem Schlaganfall? Gibt es ein Schlaganfall-Lotsen-Projekt in meiner Nähe?
Zur Beantwortung von medizinischen und sozialrechtlichen Fragen rund um die Schlaganfall-Nachsorge stehen diese Expertinnen und Experten in der Sprechzeit zur Verfügung:
• Anna Engel; Gesundheitswissenschaftlerin und Physiotherapeutin, Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, Gütersloh
• Dr. med. Martin Falkenberg; Facharzt für Neurologie, Sozialmedizin, Verkehrsmedizin; Chefarzt am Zentrum für ambulante Rehabilitation Bielefeld
• Nadine Hunting; Gesundheitswissenschaftlerin und Präventionsberaterin, Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, Gütersloh
• Dr. med. Frederic Mack; Facharzt für Neurologie, MBA, Leitender Oberarzt GFO Kliniken Troisdorf
• Gabriele Neitz; Schlaganfall-Lotsin, Klinikum Herford
• Gabriele Reckord; Fachanwältin für Medizinrecht und Familienrecht, Mediatorin, Gütersloh
Rufen Sie an! Am Donnerstag, den 11. Mai 2023 von 15 bis 18 Uhr.
Der Anruf unter 0800 – 2 811 811 ist aus allen deutschen Netzen gebührenfrei.
--------------------------------------------------------------------------------
1 Thala – Das Magazin der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, Ausgabe 1/2023, S. 22 -23.
2 Vgl. https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/gesundheitsmagazin/2019/ausgabe-32019/spastische-bewegungsstoerung-als-folge-des-schlaganfalls Seitenabruf vom 13.04.2023
Autor:Kraichgau News Ratgeber aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.