Dehoim in Kieselbronn: Goldschmiedsbäuerle und menschliche Dorfbewohner

Es muss auch wieder Frühling werden: Kieselbronn von Nordwesten gesehen. | Foto: Dieter Eisenmann
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  • Es muss auch wieder Frühling werden: Kieselbronn von Nordwesten gesehen.
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Dem Wandel vom Bauerndorf zur Pendlergemeinde verdankt Kieselbronn einen Teil seines Wohlstands.

KIESELBRONN (ch) Im Jahr 1100 als „Cussilbrunnin“, vermutlich nach einem fränkischen Ortsgründer namens Cusillo und seinem Brunnen erstmals urkundlich erwähnt, gelangte Kieselbronn kurze Zeit später teilweise unter die Oberhoheit des Zisterzienserklosters Maulbronn. Dieses wurde 1504 von Württemberg erobert. Andere Teile des Orts gehörten wechselnden Adelsfamilien, darunter den Freiherren Göler von Ravensburg im heutigen Sulzfeld, die ebenfalls von Württemberg abhängig waren.

Ortsadeliger führte Reformation ein

Einer dieser Ortsadeligen, Hans IX. von Hirschhorn, führte 1555 in Kieselbronn die Reformation ein. Die im 17. und 18. Jahrhundert immer wieder aufflammenden Kriege kosteten wiederholt große Teile der Einwohnerschaft das Leben oder stürzten sie in Armut. Nachdem der Ort 1810 an Baden gefallen war, fand ab den 1830er Jahren eine wachsende Zahl verarmter Kieselbronner Bauern Arbeit in der aufstrebenden Pforzheimer Schmuckindustrie.

Revolutionäre Handwerker

Allerdings wurde diese Entwicklung durch eine klimatisch bedingte Landwirtschafts- und Gewerbekrise in den 1840er Jahren kurz unterbrochen. In der auf Missernten, Teuerung und Verelendung folgenden bürgerlichen Revolution von 1848/49 mischten auch Kieselbronner Handwerker, ein Schmuckgehilfe und ein Lehrer mit. Nach der Niederschlagung des Aufstands suchten manche ein besseres Leben in Amerika.

Kleinbauern pendeln in Schmuckfabriken

Andere brachten es als Goldschmiedsbäuerle bis Anfang des 20. Jahrhunderts zu bescheidenem Wohlstand. An diese Feierabendlandwirte aus Kieselbronn und anderen Orten, die wochentags zu Fuß auf mit Eisennägeln beschlagenen Schuhsohlen „rasselnd“ in Pforzheimer Schmuckfabriken pendelten, erinnert seit 1982 in Pforzheim das „Rassler-Denkmal" des Kieselbronner Bildhauers Fritz Theilmann.

Zwangsarbeiter menschlich behandelt

Im Ersten Weltkrieg verloren 51 Kieselbronner als Soldaten ihr Leben, im Zweiten Weltkrieg fast doppelt so viele. Trotz Nazi-Gewaltherrschaft wurden jedoch in Kieselbronn Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter gut behandelt, wie die Lokalhistorikerin Bärbel Rudin herausgefunden hat. Ein Zeichen von Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit, das sich nach Kriegsende auszahlte, als sich insbesondere französische Zwangsarbeiter bei den Besatzungsbehörden für die Kieselbronner einsetzten.

Flüchtlinge und Vertriebene integriert

Gleichwohl mussten die Dorfbewohner gegen Ende des Kriegs und danach mit der Aufnahme zahlreicher Bombenflüchtlinge, unter anderem aus dem zerstörten Pforzheim, sowie Flüchtlingen und Vertriebenen aus Osteuropa große Härten erdulden. Doch die Integration dieser Menschen, die mit der ersten Siedlung im Landkreis auf den Kieselbronner Hummelwiesen begann, wurde zu einer Erfolgsgeschichte, an die sich manche/r bis heute gerne erinnert.

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Dehoim in Kieselbronn

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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