Die Flehingerin Siglinge Böhm hat viele Gedichte über ihren Heimatort geschrieben

Dorfchronistin aus Leidenschaft

Oberderdingen-Flehingen (kn) Das Schreiben ist für Siglinge Böhm ein großes Hobby. In ihren bislang 79 Jahren hat sie viele Texte geschrieben und veröffentlicht. "Das Schreiben hat schon in der Schule angefangen", sagt sie. Allerdings besitzt die Flehinger Bürgerin aus dieser Zeit keine Aufzeichnungen mehr. Doch ihren ersten Kurzroman, den sie mit 17 Jahren geschrieben hat – damals noch fein säuberlich per Hand – hat sie in ihrem Fundus aufbewahrt. Seitdem schrieb Böhm viele Gedichte, hauptsächlich über ihre Heimat Flehingen. Dazu inspirierte sie einst ihr Lehrer, ein Heimatforscher. Sie schreibe jedoch nur über Dinge, an die sie sich selbst erinnern könne oder die ihr erzählt wurden, sagt Böhm. Dazu gehört auch die Beschreibung von Gebäuden aus ihrem Heimatort. Bislang hat sie fast jedes alte Gebäude im Ort beschrieben und das, was dort einst geschehen ist.

"Ur-Bosch" aus Sickingen

Der "Ur-Bosch" habe zum Beispiel um das Jahr 1884 in einem Haus in Sickingen mit einer Werkstatt angefangen, sagt Böhm. Da er dort jedoch kein größeres Grundstück erhalten habe, habe er den damals noch beschaulichen Ort verlassen und sich anderweitig orientiert. Auch über die alte Derdinger Mühle, den Leerbrunnen von Sickingen, die Steinbrunnensiedlung und viele weitere Orte hat die Hobbyhistorikerin und ehemalige Gemeinderätin Gedichte verfasst. Aufgrund ihrer Beschreibung von alten Häusern seien bereits Interessierte durch den Ort gelaufen, um sich diese anzusehen, sagt Böhm mit Stolz in der Stimme.

"Schreiben und Politik waren für mich alles"

"Schreiben und Politik waren für mich alles." Auch über ihr Leben und ihre Erfahrungen hat Böhm berichtet, so in "Ein Sommer mit meinem Großvater". Dieser habe ihr viel beigebracht. Mit ihm war sie schon als Kind viel in der Natur unterwegs und habe von ihm viel über Pflanzen und Natur gelernt.

Viele Kraichgaukindel gefunden

Dieses Wissen hat sie inzwischen an ihre Kinder und Enkel weitergegeben. Bei gemeinsamen Spaziergängen fanden sie auch viele unterschiedlich geformte Kraichgaukindel, die Böhm noch immer zu Hause aufbewahrt. Doch inzwischen hat sie einige dieser Funde den Schulkindern versprochen, die sie als Begleiterin im Kleinbus zur Schule und wieder zurückbringt. Das macht sie seit nunmehr 25 Jahren. Vor etwa zwölf Jahren war Böhm mit ihrem Hund "Rusty" im Gewann Kreuzgarten spazieren. Dort habe der Vierbeiner dann plötzlich einen halben Knochen gebracht. "Der sah so aus, als wenn mit dem Schwert darauf geschlagen worden wäre", sagt Böhm. Inzwischen sei dieser jedoch so verwittert, dass die Kerbe nicht mehr zu erkennen sei. Lediglich ein Loch lasse die bezeichnete Stelle erahnen.

Faustkeil und Skelett

Auch einen Faustkeil habe sie einst bei Erschließungsarbeiten gefunden, allerdings am Straßenrand liegen lassen. Schon in ihrer Schulzeit habe sie sogar ein ganzes Skelett, das in einem Grab oberhalb der Schule lag, gesehen. Dieses, so sagt Böhm, habe ihr Lehrer damals ein Alamannengrab genannt. Auch erinnert sie sich daran, mit etwa 14 Jahren Scherben auf einem gepachteten Kartoffelacker gefunden zu haben, als sie gerade dabei war, mit einem Karst Kartoffeln zu hacken. "Die hätten vielleicht von den Kelten sein können", sagt sie.