Farm-Fenster – Die Landwirtschaft im Enzkreis
Herbstarbeiten auf den Feldern

Ulrich Horsch mit seinen beiden Azubis Simon Roser und Christine Hopp vor Saatgut für Winterweizen. | Foto: Enzkreis/Friopics/Silas Schüller
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  • Ulrich Horsch mit seinen beiden Azubis Simon Roser und Christine Hopp vor Saatgut für Winterweizen.
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Maulbronn (enz) Was macht die Landwirtschaft im Enzkreis aus? Wer prägt unsere Kulturlandschaft und produziert unsere Nahrungsmittel vor Ort? Die Artikelserie „Farm-Fenster" beleuchtet Aspekte der hiesigen Landwirtschaft und ihre Bedeutung für die Menschen in der Region. Im sechsten Teil der Serie geht es um Herbstarbeiten auf den Feldern und den Höfen.

Der Herbst nimmt im Bauernkalender auf den ersten Blick keine herausragende Stellung ein. Die Speicher in den Hallen und Scheunen sind wieder gut gefüllt, denn abgesehen von wenigen Kulturpflanzen wie Zuckerrüben, den letzten Sojabohnen und Körnermais ist die Ernte eingefahren. Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken und die Niederschläge nehmen zu – eigentlich also genau die richtigen Monate für eine kleine Auszeit. Doch weit gefehlt: an Arbeit mangelt es auf den Höfen nicht, und gerade jetzt werden die ersten Weichen für das kommende Jahr gestellt.

Für Ulrich Horsch, Haupterwerbs-Landwirt vom Elfinger Hof bei Maulbronn, sind die Wochen im Herbst jedenfalls ein wichtiges Zeitfenster. Wie bei seinen Kollegen stehen auch bei dem Diplom-Agraringenieur, der sich auf den Ackerbau und die Saatgutvermehrung von Getreide spezialisiert hat, zeitintensive Herbstarbeiten auf der Agenda. Dabei geht es nicht nur um Felder mit bereits gesäten Winter-Kulturen wie Raps oder Roggen, die während der kalten Monate ihr frühes Wachstumsstadium erleben, sondern auch um alle weiteren Ackerflächen.

Pflege des sensiblen Bodens

Diese Äcker werden nämlich ebenfalls bewirtschaftet, um im Frühjahr optimale Voraussetzungen für die Sommer-Kulturen zu bieten. „Bewirtschaften“ bedeutet in diesem Fall jedoch nicht nur Säen, Düngen und Spritzen, sondern schließt die Pflege des sensiblen Bodens mit ein. Dazu zählt nach der Ernte im August zunächst eine Form der mechanischen Bodenbearbeitung, die für alle anschließenden Arbeitsschritte unerlässlich ist. „Für die Beseitigung von Ausfallgetreide und Verunkrautung eignet sich der Pflug natürlich gut, aber gleichzeitig stört man so das intakte Bodenleben von der Krume bis in den Unterboden“, erklärt Ulrich Horsch. Das zeit- und kostenintensive Pflügen sorgt außerdem dafür, dass der Boden an Kohlenstoff verliert und Luft aufnimmt, was der Bodenstruktur und dem Nährstoffgehalt insgesamt abträglich ist.

Aus diesen Gründen verzichtet der Landwirt auf seinen 230 Hektar Ackerflächen rund um die gepachtete Staatsdomäne Elfinger Hof auf tiefe Bodenbearbeitung und setzt auf alternative Maßnahmen. Eggen und Grubbern sind Möglichkeiten, die keine großen Furchen hinterlassen und eine bodenschonende Saatbett-Vorbereitung ermöglichen. Allein damit – und das gilt für alle Maßnahmen – ist es jedoch nicht getan, schließlich spielen im herbstlichen Bewirtschaftungszeitraum noch viele andere Faktoren eine Rolle. Zum einen sind hier die meteorologischen Bedingungen wie Temperatur und Niederschlagsmenge von Bedeutung und zum anderen die Gegebenheiten der jeweiligen Ackerfläche.

Zwischenfrüchte: Wichtig für Humusaufbau und Bodenfruchtbarkeit

Was unabhängig von Wetter und Lage als geeignete Bodenpflege für das kommende Frühjahr gilt, ist der Einsatz von Zwischenfrüchten. Diese werden nach Ernte und erster mechanischer Bodenbearbeitung zwischen Ende August und Anfang September ausgesät. Sie sind somit früher dran als die Winter-Kulturen, die zwei bis vier Wochen später folgen. „Zwischenfrüchte haben gleich mehrere Vorteile“, stellt Ackerbau-Experte Horsch fest: „Sie schützen mit ihrer Verwurzelung vor Erosion, unterdrücken das Unkrautwachstum, fördern das Bodenleben und begünstigen dadurch den Humusaufbau.“

Im Hinblick auf die Fruchtbarkeit des Bodens ist die Funktion als Nährstoffspeicher über den Winter am wichtigsten; beispielsweise konservieren die Pflanzen Stickstoff, der später im Boden für das Wachstum benötigt wird. Ohne die Zwischenfrüchte droht der Stickstoff über die niederschlagsreichen Herbstwochen ins Grundwasser ausgewaschen zu werden, wo er die Nitratwerte in die Höhe schnellen lassen würde. Die Grünpflanzen, zum Beispiel Phazelia, Senf oder spezielle Mischungen, gelten zudem als wichtiger Bestandteil einer gesunden Fruchtfolge.

„Der Markt ist gerade in einem außergewöhnlichen Zustand“

Gerade für die kommende Saison könnten die Zwischenfrüchte sogar noch wichtiger werden, denn infolge der aktuell hohen Rohstoffpreise drohen auch hohe Düngerpreise für den Einsatz bei den kommenden Sommerungen. Ulrich Horsch macht sich keine Illusionen: „Der Markt ist gerade in einem außergewöhnlichen Zustand, für manche Produkte muss man im Vergleich zum Vorjahr mehr als das Doppelte zahlen. Es bleibt abzuwarten, ob wir hier überhaupt genug kaufen können, um unseren Bedarf zu decken.“ Umso wichtiger sei jetzt eine gute Pflege und Vorbereitung der Böden, um dann im kommenden Jahr mit möglichst optimalen Voraussetzungen in die Aussaat zu gehen.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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