Wo knackige Unikate wachsen
Streuobstwiesen im Enzkreis
Region (red) Man sieht es ihr nicht auf den ersten Blick an, und doch ist sie etwas Besonderes, die Renette von Serres. Der Apfel ist einzigartig im Enzkreis. Nur hier, auf den Streuobstwiesen rund um die ehemalige Waldensersiedlung bei Wiernsheim, wächst diese alte Apfelsorte, die sich durch ihr besonderes Aroma und ihre knackige Frische von anderen Äpfeln der Region unterscheidet.
Auch der Piemonteser Sämling, in Serres „der Ewige“ genannt, ist eine Apfelsorte, die nur hier wächst. Der Beiname verweist darauf, dass dieser Apfel erst nach dem ersten Frost geerntet wird, als letzte Apfelsorte des Jahres. „Diese heimischen Sorten erleben gerade ein kleines Revival“, erzählt Cornelia Schuler, die sich intensiv mit der Geschichte des Ortes und seines Obstes beschäftigt. Jüngere Menschen fragen gezielt nach den alten Obstsorten und pflanzen junge Bäume, die den Fortbestand der heimischen Sorten sichern.
Alte Obstsorten sind gefragt
Das bestätigt auch Bernhard Reisch vom Landwirtschaftsamt des Enzkreises. Regionales und möglichst naturbelassenes Obst sei bei der jungen Generation beliebt, auch wenn es Mühe koste. „Denn Obstbäume muss man pflegen und erziehen“, erklärt er. Während man Laubbäume frei wachsen lassen könne, bräuchten Bäume, die Früchte tragen, Auslichtungs- und Pflegeschnitte, weil sie sonst das Gewicht der Früchte nicht tragen könnten oder im nächsten Jahr nicht mehr blühten.
Gerade bei Menschen, die auf Äpfel allergisch reagieren, sind die alten Apfelsorten sehr gefragt. „Allergiker können unsere heimischen alten Sorten oft essen“, sagt Reisch. Entsprechend groß ist das Interesse an den Streuobstmärkten, die jedes Jahr im Herbst stattfinden. Auch das Obstsortenmuseum in Kieselbronn ist für viele ein beliebtes Ausflugsziel, in dem es viel zu sehen, zu riechen und zu entdecken gibt.
Vom Apfel zum Apfelkuchen
„Alte Apfelsorten wie der Boskop sind ideal zum Kuchenbacken“, betont Siegrun Stütz aus Straubenhardt. Seit 2013 begeistert sie unter dem Namen „TortenSpitze“ die Menschen im Enzkreis und darüber hinaus mit Kuchen aus natürlichen und möglichst regionalen Zutaten und liebevoll verzierten Torten. „Der Boskop als mürber Apfel mit seiner ausgewogenen Säure kann sich geschmacklich in einem Kuchen optimal entfalten“, erklärt die Konditorin.
So zum Beispiel im Florentiner Apfelkuchen: eine raffinierte Kombination aus Mürbeteig, einer großzügigen Apfelschicht, überzogen mit in Honig und Sahne gerösteten Mandeln. Die Apfelsorten, die im Supermarkt als Tafeläpfel verkauft werden, sind meist knackig und eignen sich nicht so gut zum Backen.
Drei Tipps hat die leidenschaftliche Konditorin für das perfekte Gelingen des Apfelkuchens. Zum einen empfiehlt sie, die geschälten Äpfel vor der Verarbeitung in Zitronensaft einzulegen und gut durchziehen zu lassen. Zum anderen ist eine Prise Ingwer im Apfelkuchen ihr Geheimtipp, um dem Klassiker eine besondere Note zu verleihen. Und zu guter Letzt sollte man sich beim Backen Zeit nehmen: „Muße trägt zum Gelingen bei“, ist sich Siegrun Stütz sicher.
Weitere Informationen unter www.wiernsheim.de und www.kieselbronn.de.
Rezept: „Florentiner Apfelkuchen“
Die Äpfel in dünne Apfelspalten schneiden, mit Zitronensaft beträufeln und ziehen lassen. Mürbeteig in einer runden Backform auslegen und mit süßen Biskuitbröseln oder Löffelbiskuit bestreuen. Die Äpfel doppelschichtig auflegen und mit Zimt einpudern.
Für die Florentiner Masse 90 Gramm Zucker, 75 Gramm Honig, 150 Gramm Butter in einer größeren Pfanne unter Rühren verschmelzen. 200 Gramm gehobelte Mandeln dazu geben und unter Rühren weiter köcheln lassen. Danach noch 150 Gramm süße Sahne dazu geben und weiterköcheln, bis die Masse eine sämige Konsistenz hat. Anschließend die Masse auf den Äpfeln zügig verteilen und im vorgeheizten Backofen bei ca. 175° etwa 43 Minuten backen.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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