Zwischen Hoffen und Bangen

Selbstporträt des irakischen Flüchtlings Sajad Roma. | Foto: Sajad Roma
  • Selbstporträt des irakischen Flüchtlings Sajad Roma.
  • Foto: Sajad Roma
  • hochgeladen von Christian Schweizer

Der irakische Flüchtling Sajad Roma kämpft gegen seine Abschiebung. Einen Kommentar zum Thema lesen Sie hier.

Kraichtal (swiz) Sajad Roma ist Journalist und Fotograf. Nach seinem Studium war er für einen unabhängigen und kritischen Fernsehsender tätig und erarbeitete sich dort als Reporter einen guten Ruf. Bis dahin, eine normale Geschichte. Doch der Name verrät es. Sajads Geschichte spielt nicht in Deutschland, Frankreich oder Spanien, sondern in Bagdad/Irak. Und so nahm sie, an einem Tag im Mai 2015, eine tragische Wende. Als Roma an diesem 13. Mai, trotz Verbot des irakischen Militärs, den Brand eines Stiftungsgebäudes filmte und die Aufnahmen danach auch veröffentlichte, wurde er auf seiner Arbeitsstelle verhaftet und ins Gefängnis gesteckt.

Unter Folter Geständnis herausgepresst

Unter Folter wurde ihm dort dann ein falsches Geständnis herausgepresst, erzählt Roma. Er wurde unter Schlägen gezwungen, die Planung eines Selbstmordattentats zu gestehen, was er schließlich auch tat. Für ein hohes Bestechungsgeld gelang ihm allerdings nach rund vier Wochen die Flucht aus dem Gefängnis und schließlich aus dem Irak. Seine Familie musste er zurücklassen, ein nochmaliger Kontakt zwischen ihr und Roma wäre für sie zu gefährlich gewesen.

"In Deutschland werden die Menschenrechte respektiert"

Die Flucht-Odysee führte Roma über die Türkei, Griechenland und München bis nach Karlsruhe und schließlich Ende 2015 nach Kraichtal. Dort integrierte sich Roma schnell und begann auch bald wieder seine Leidenschaft für die Fotografie auszuleben. Sogar eine kleine Ausstellung im Bruchsaler Stadtteil Heidelsheim konnte er auf die Beine stellen. Es sah aus, als würde in dieses so jäh und schrecklich unterbrochene Leben wieder ein Stück Normalität einkehren. Durch die künstlerisch wertvollen Fotos auf seiner Homepage wurden auch verschiedene Medien der Region auf den irakischen Flüchtling aufmerksam. Es folgten Aufträge für Fotoserien und Angebote für die Freie Mitarbeit bei Verlagen. Doch die Mühlen der Bürokratie mahlen oftmals langsam, so auch im Fall von Sajd Roma. Der Antrag auf eine Arbeitserlaubnis ist auch nach knapp eineinhalb Jahren von der Ausländerbehörde noch nicht genehmigt worden. Für Roma eine schwierige Situation, dennoch sagt er: „Ich bin sehr gerne in Deutschland, denn hier werden die Meinungsfreiheit und die Menschenrechte geachtet.“

Abschiebung in den Irak droht

Vor einigen Monaten kam dann jedoch eine Nachricht, die die Zuversicht und die Hoffnung des Irakers bis heute auf eine harte Bewährungsprobe stellt. Roma soll abgeschoben werden. Der Grund: Ein mangelhaftes Interview bei der Anhörung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Roma macht dafür auch eine mangelhafte Übersetzung seiner Geschichte ins Deutsche verantwortlich. Für Sajad heißt es nun wieder kämpfen, er hat umgehend nach dem Erhalt des Abschiebescheids Klage eingereicht. Der erste Erfolg: Das Interview wurde neu aufgenommen. „Jetzt heißt es warten, da die Anwälte sehr überlastet sind und die Verfahren Monate dauern“, erklärt Manuela Fenrich, die sich als Betreuerin um Roma kümmert und ihm bei der Kommunikation mit den Behörden hilft. „Dieses Verfahren ist für ihn ein sehr schwierig auszuhaltender Zustand.“ Denn für Roma steht eins fest: „Wenn ich in den Irak zurück muss, droht mir wieder die Folter im Gefängnis. Denn im Irak wird man nicht einfach getötet, erst wird man geschlagen und misshandelt und dann umgebracht.“

Einen Kommentar zum Thema lesen Sie hier.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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