„Offizieller Antigen-Schnelltest reicht aus“
Gesundheitsamt plädiert für Reduzierung von PCR-Tests
Enzkreis (enz) „Aktuell ist ein PCR-Corona-Test meist weder medizinisch noch epidemiologisch notwendig“, sagt Dr. Brigitte Joggerst, die Leiterin des Gesundheitsamts im Enzkreis. „Ein offizieller Antigen-Schnelltest reicht meist völlig aus, um eine Infektion zu erkennen.“ Die Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, weist in diesen Zusammenhang auf die Möglichkeit zur Krankschreibung per Videosprechstunde bei den Hausärztinnen und Hausärzten hin: „Das vermeidet unnötige Kontakte und Wartezeiten.“
Ressourcen schonen und Hausärzte entlasten als Ziel
Aktuell bewegt sich die Zahl der Neuinfektionen in Pforzheim und im Enzkreis – wie im gesamten Land – auf hohem Niveau: Mehr als 3.100 hat das Gesundheitsamt in der vergangenen Woche gemeldet. „Wir halten die Massen-PCR-Tests für Ressourcen-Verschwendung“, meint Joggerst: „Das bindet Kapazitäten nicht nur in den Laboren, sondern auch bei uns und vor allem bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten.“ Insbesondere die hausärztlichen Praxen seien derzeit mit der Versorgung von Infekt-Patientinnen und -Patienten stark gefordert – „da geht es auch ein Stück weit um Entlastung.“
„Inzidenz als Maßstab wird deutlich weniger wichtig“
Vor allem, betont Brigitte Joggerst, brächten PCR-Tests praktisch keine neuen Erkenntnisse über den Verlauf der aktuellen Infektionswelle: „Die Inzidenz als Maßstab wird deutlich weniger wichtig, weil wir inzwischen andere Möglichkeiten haben, das Ausmaß zu bestimmen.“ Zum einen arbeitet das RKI mit 700 Praxen bundesweit zusammen, die ihre Daten als repräsentativen Querschnitt an das Institut melden. „Zum anderen beobachten wir, wie viele Corona-Patienten auf den Intensiv- und Normalstationen liegen.“ Auch die AG Corona des Landes Baden-Württemberg spricht sich dafür aus, Testungen auf SARS-CoV-2 zielgerichtet einzusetzen: „Dazu gehören beispielsweise symptomatische Personen, aber auch präventive Testungen etwa zum Schutz vulnerabler Gruppen insbesondere in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen sind möglich“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Sozial- und Gesundheitsministeriums.
PCR-Test nur bei medizinischer Notwendigkeit
Im Enzkreis-Gesundheitsamt plädiert man dafür, PCR-Tests nur dann durchzuführen, wenn ein Arzt oder eine Ärztin dies für erforderlich hält – „dann, wenn es für die Behandlung notwendig ist, wenn therapeutische Konsequenzen für den Betroffenen oder enge Kontaktpersonen daraus entstehen“, so die Gesundheitsamts-Chefin. „Letztlich gibt es keine Verpflichtung der Ärzteschaft, Tests durchzuführen, auch wenn in der Testverordnung ein Anspruch auf die Durchführung einer PCR nach einem positiven Antigentest vorgesehen ist.“
„Impfung schützt gut vor schweren Verläufen“
Im Übrigen, sagt Brigitte Joggerst, gelte nach wie vor: „Wer sich vor Infektionen schützen will oder muss, weil er zu einer vulnerablen Gruppe gehört, trägt eine FFP-2-Maske überall dort, wo es eng wird und er anderen Menschen nahekommt, vor allem in geschlossenen Räumen. Auch die Hygieneregeln wie Lüften und Händewaschen sorgen für mehr Schutz.“ Die Corona-Impfung schütze zwar nicht vor einer Infektion, aber „wir sehen, dass die Impfung gut vor schweren Verläufen schützt.“ Menschen über 70 empfiehlt die Ärztin, sich jetzt impfen zu lassen und nicht auf die neuen angepassten Impfstoffe zu warten.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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