Kommunen können beim Landkreis mobile Impfteams ordern
Impfungen kommen zu den Menschen

Cathrin Wöhrle, Bürgermeisterin von Zaisenhausen, hat mit ihrer Gemeinde Erfahrungen für die Vor-Ort-Impfungen gesammelt.  | Foto: archiv
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  • Cathrin Wöhrle, Bürgermeisterin von Zaisenhausen, hat mit ihrer Gemeinde Erfahrungen für die Vor-Ort-Impfungen gesammelt.
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Zaisenhausen/Gondelsheim (ger) Die Impfungen gegen Covid-19 kommen in Deutschland noch immer eher schleppend voran. Einen Weg, dies zu beschleunigen, gehen nun Gemeinden im Landkreis Karlsruhe. Zaisenhausen hat als Pilotkommune damit begonnen. Die 1.800 Einwohner-Gemeinde hat am Montag, 1. März, alle Über-80-Jährige zu einem Impftermin ins Feuerwehrgerätehaus geladen. In der Woche zuvor hatte Landrat Christoph Schnaudigel in einer Online-Sitzung diese Möglichkeit vorgestellt, berichtet die Zaisenhausener Bürgermeisterin Cathrin Wöhrle auf Nachfrage der Brettener Woche/kraichgau.news. Der Hintergrund: Da die mobilen Impfteams schon in fast allen Pflegeheimen waren – voraussichtlich Mitte des Monats werden sie in allen Seniorenheimen gewesen sein – haben sie nun Kapazitäten frei. „Wir als kleine Gemeinde mit überschaubarer Einwohnerzahl waren für ein Pilotprojekt gut geeignet“, erläutert Wöhrle. Sie habe sofort ihre Sekretärin, die auch für das Meldeamt zuständig ist, gebeten, alle Personen über 80 Jahren herauszusuchen, damit sie dem Landkreis die Zahlen liefern konnten.

"Ganz schnell auf die Beine gestellt"

Prompt habe Knut Bühler, Erster Landesbeamter, gefragt, wie spontan sie seien. „In einer Nacht- und Nebelaktion haben wir übers Wochenende ganz schnell alles Nötige für die Impfung am Montag auf die Beine gestellt“, so Wöhrle. Alle in Frage kommenden Personen seien von der Verwaltung angerufen worden. Gut die Hälfte der 120 Personen war schon geimpft oder hatte schon einen Termin in einem Impfzentrum gehabt, nur ganz wenige wollten keine Impfung, einige seien auch nicht in der Verfassung gewesen. „Wem es gesundheitlich nicht gut geht, für den ist eine Impfung natürlich auch zuviel“, so die Bürgermeisterin. Alle anderen hätten sich aber sehr über das Angebot gefreut, zumal es nach wie vor schwierig sei, einen Termin in einem der Impfzentren zu bekommen.

Gemeinde leistete Vorarbeit

In einer Gemeinde, wo „jeder jeden kennt“, mit einer Mini-Verwaltung und kurzen Wegen, sei so etwas eben möglich. Auch einen Fahrservice hätten die Verwaltungsmitarbeiter angeboten. „Der Kreis, mit dem wir auch hier sehr gut Hand-in-Hand arbeiten, hat die Maßgaben vorgegeben und wir konnten sie mit einfachsten Mitteln umsetzen“, sagt Wöhrle. Die Gemeinde habe die Vorarbeit geleistet, Listen erstellt und die Impfunterlagen bereitgelegt und im Feuerwehrhaus alles aufgebaut. „Wenn wir aus der Pandemie rauskommen wollen, muss man alle möglichen Wege gehen“, ist Wöhrle überzeugt.

Impfteam am Mittwoch in Gondelsheim

Von den Erfahrungen in Zaisenhausen profitieren nun weitere Gemeinden. In Gondelsheim wird am Mittwoch, 10. März, ein mobiles Impfteam in die Saalbachhalle kommen. In Zaisenhausen waren die Impflinge im Zehn-Minuten-Takt zum Termin gebeten worden, in Gondelsheim wird das auf jeweils fünf Minuten verkürzt möglich sein, berichtet Bürgermeister Markus Rupp. 64 der insgesamt 195 Über-80-Jährigen aus dem Ort würden erwartet. Die Verwaltung hat für sie die Impfunterlagen schon vorbereitet und an den Stellen, an denen Unterschriften nötig sind, mit Post-its versehen. Drei Ehrenamtliche bringen sie zu den Menschen und erklären denen, die sie antreffen, das Prozedere nochmals genau. Wer nicht zuhause ist, bekommt einen erklärenden Anruf von der Verwaltung „Auch, dass man besser einen Pullover oder ein T-Shirt anzieht, weil man so schneller an den Oberarm gelangt als bei Hemd oder Bluse, haben wir von Zaisenhausen gelernt“, so Rupp.

Nachrücker ausgelost

Einen Fahrdienst für diejenigen, die nicht selbst oder mit der Unterstützung von Angehörigen oder Freunden zur Halle kommen können, übernimmt in Gondelsheim der DRK Ortsverein. Das Helferteam aus DRK-Helfern, Verwaltungsmitarbeitern und Bürgermeister werde vorher auch durch das von der Gemeinde selbst aufgebaute Testzentrum getestet. „Auch unseren pensionierten Hausarzt Dr. Peter Pricken konnte ich für die Aktion gewinnen“, so Rupp. Und das Gemeindeoberhaupt hat noch an etwas gedacht: Falls der eine oder andere Termin kurzfristig doch nicht wahrgenommen wird, hat man – im Video festgehalten – fünf Nachrücker ausgelost. „Aus allen 79-Jährigen aus der Gemeinde, die dieses Jahr noch 80 werden, hat unser Praktikant fünf gezogen, die dann an der Reihe wären.“ Die zweite Impfung findet dann drei Wochen später zur selben Uhrzeit am selben Ort statt.

Alle Kommunen sind informiert

In der Zwischenzeit sind alle Gemeinden des Landkreises über die Möglichkeit informiert worden, bestätigt Martin Zawichowski, Leiter des Büros des Landrats. Es gehe vor allem darum, jetzt noch den Personen über 80, die aufgrund eingeschränkter Mobilität noch kein Impfzentrum aufsuchen konnten, eine Impfung anzubieten. „Die Gemeinden müssen die ganze Vorarbeit leisten und melden dann ans Landratsamt, wenn sie bereit sind.“ Die mobilen Impfteams könnten rund hundert Impfungen an einem Termin leisten, größere Kommunen müssten also dafür mehrere Termine einplanen oder ortsteilbezogen vorgehen. Mittlerweile ist auch ein Leitfaden des Sozialministeriums für die Vor-Ort-Impfungen in ganz Baden-Württemberg erschienen.

Cathrin Wöhrle, Bürgermeisterin von Zaisenhausen, hat mit ihrer Gemeinde Erfahrungen für die Vor-Ort-Impfungen gesammelt.  | Foto: archiv
Markus Rupp, Bürgermeister von Gondelsheim, freut sich, dass seine Gemeinde ebenfalls früh die Möglichkeit der Vor-Ort-Impfung bietet. | Foto: archiv
Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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