Stadt bereitet Förderantrag für Oktober vor
Sanierungsgebiet "Maulbronn Mitte" soll Stadtkern aufwerten

Die Stadthalle war bei der Bürgerinformationsveranstaltung am Dienstagabend, 9. April, gut besucht. | Foto: kuna
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Maulbronn (kuna) Das Ortsbild aufhübschen, die städtebauliche Entwicklung vorantreiben und historisch wertvolle Bausubstanz erhalten: Das will Maulbronn mit dem Sanierungsgebiet „Maulbronn Mitte“ erreichen. Im Herbst soll dafür ein Förderantrag beim Land eingereicht und künftig ein umfangreiches Gebiet modernisiert werden, in dem unter anderem das ehemalige Schenk-Areal liegt. Um sich über dieses Vorhaben zu informieren, waren am vergangenen Dienstagabend, 9. April, rund 300 interessierte Bürgerinnen und Bürger in die Stadthalle gekommen.

Gebiet von rund 22 Hektar

Der geplante Antrag auf ein "Gebietsbezogenes Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept" (ISEK) ist laut Bürgermeister Aaron Treut ein „weiteres Kapitel in der Geschichte Maulbronns“. „Davon wird man später in den Geschichtsbüchern lesen“, war er sicher. Das Gebiet „Maulbronn Mitte“ umfasst rund 22 Hektar. Es setzt unterhalb der Klosteranlage an und zieht sich über die Talaue, das ehemalige Schenk-Areal bis zum Kreisel am Ortseingang. Südlich der Frankfurter Straße ist auch der Bahnhofsbereich und die Feuerwehr mit Jugendhaus inbegriffen.

Antrag soll im Herbst eingereicht werden

Jasmin Kizler, Stadtplanerin bei der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung, führte in die näheren Details ein. Ende Oktober wolle Maulbronn den besagten Antrag beim Land einreichen. Wesentliche Schwerpunkte seien die Entwicklung des Schenk-Areals, aber auch der Bereich der Talaue solle gestaltet und die Zugänglichkeit der Salzach gewährleistet werden. Weiterhin sollen Rad- und Wegeverbindungen verbessert sowie der Stadteingang, die Frankfurter Straße und die Gebäudesubstanz in dem Gebiet aufgewertet werden.

233 Gebäude kartiert

Um den Antrag vorzubereiten, habe die LBBW im März bereits eine erste Bestandsaufnahme durchgeführt, wobei Zustand und Nutzung der Gebäude begutachtet wurden, so Kizler. Dabei wurden 233 Gebäude kartiert, die von gemischter Nutzung seien. Neben Wohnen, öffentlichen Einrichtungen, Einzelhandel und Dienstleistungen gebe es in dem Gebiet auch Gastronomie und Gewerbe. Insgesamt seien nur elf Prozent dieser Gebäude in gutem Zustand. 42 Prozent würden erkennbare Mängel aufweisen, 37 starke Mängel und 8,5 Prozent hätten gar schwerwiegende Mängel.

"Sehr gefragte Förderung"

Laut Projektleiter der LBBW, Norbert Neuser, entscheidet das Land immer im Frühjahr über die Bewilligung der eingereichten ISEK-Anträge. Seiner Einschätzung nach handelt es sich um eine „sehr gefragte Förderung“. Die Kommunen würden in der Regel viermal so viele Anträge einreichen, wie das Land bewilligen würde.

Chancen auf Bewilligung "sehr, sehr gut"

Auf Frage eines Bürgers, wie hoch die Chancen für Maulbronn seien, zeigte Neuser sich überzeugt: "Die Chancen sind sehr, sehr gut." Immerhin beinhalte „Maulbronn Mitte“ alle Themen, die in der städtebaulichen Entwicklung momentan Priorität hätten. Auch die Lage des ehemaligen Schenk-Areals inmitten des Ortskerns sei außergewöhnlich und der Zusammenhang mit dem Kloster und der Talaue einmalig, schwärmte der Projektleiter.

Stadt muss "erheblichen Eigenanteil" leisten

Konkrete Sanierungsmaßnahmen konnte die LBBW noch nicht vorstellen. Sollte es Maulbronn gelingen, mit dem Antrag durchzukommen, sei dann die Förderhöhe entscheidend, erklärte Neuser. Dabei machte er deutlich: Für die Maßnahmen sei stets ein „erheblicher Eigenanteil“ von der Stadt nötig, mindestens 40 Prozent müsste diese zu den Landeszuschüssen beisteuern.

Verschiedene Maßnahmen förderfähig

„Der Gemeinderat muss sehr genau schauen, welche Maßnahme möglich ist“, schlussfolgerte Neuser. Diese könnten dann recht unterschiedlich aussehen: Denn nicht nur Modernisierungen seien förderfähig, sondern auch Gebäudeabbrüche oder der Neubau von öffentlichen Einrichtungen. Auch Straßen- und Platzgestaltungen könnten bezuschusst werden.

Auch private Eigentümer können Zuschüsse erhalten

Von dem Sanierungsgebiet würden aber auch private Eigentümer profitieren, die dann Zuschüsse von der Stadt erhalten könnten. Dafür gelten allerdings strikte Voraussetzungen: So darf mit der Baumaßnahme noch nicht begonnen worden sein. Außerdem müsse es sich um eine „umfassende funktionale Aufwertung des Gebäudes“ handeln. Sprich: Eine reine Instandhaltung oder punktuelle Maßnahmen werden nicht gefördert.

Sanierungsvertrag mit der Stadt

Zudem müsse ein Sanierungsvertrag mit der Stadt abgeschlossen werden, in dem unter anderem ein Zeitrahmen, voraussichtliche Kosten und die Höhe des Zuschusses festgehalten werden. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können dafür zunächst einen unverbindlichen und kostenfreien Beratungstermin in Anspruch nehmen. Denkbar sei außerdem, dass verschiedene Förderungen parallel beantragt werden, was Neuser zugleich empfahl, etwa KfW-Förderungen für energetische Sanierungen.

Stadt plant weitere Info-Termine mit Bürgern

Bis es so weit ist, müssen sich die Maulbronnerinnen und Maulbronner noch etwas gedulden. Untätig bleibt die Stadt so lange aber nicht: Bis Juli soll die Bürgerschaft an der Entwicklung der Antragsstellung beteiligt werden. Dazu ist neben einer Online-Befragung auch ein Ortsspaziergang am 3. Mai durch "Maulbronn Mitte" geplant.

Schneller als Bretten?

Für den 6. Mai organisiert die Stadt zudem eine Objektbesichtigung im Brettener Stadtteil Diedelsheim. Dort gebe es mit dem Steinzeugpark ein bebautes Beispiel eines geförderten Sanierungsgebietes, erläuterte Treut. Er sei aus Bretten mit dem ISEK-Verfahren vertraut und sicher, dass man in Maulbronn schneller vorankommen werde, erklärte der Bürgermeister, der aus Bretten stammt und noch bis Juni im dortigen Gemeinderat sitzt.

Abstimmung im Gemeinderat im September

Im September wird dann im Maulbronner Gemeinderat über den Antrag abgestimmt, den die Verwaltung Ende Oktober einreichen möchte. Erste Maßnahmen könnten bei Bewilligung in 2025 beginnen, zunächst mit vorbereitenden Untersuchungen und einer förmlichen Festlegung des Sanierungsgebietes mittels einer Satzung.

Maulbronn mit "ganz besonderer Situation"

Ein Bürger hinterfragte diesen straffen Zeitplan, den sich die Verwaltung auferlegt hat. So hatte Bürgermeister Treut etwa erklärt, dass man auf Geschwindigkeit setzen müsse und deshalb keine weiteren Formate zur Bürgerbeteiligung umsetzen könne. „In Maulbronn gibt es eine ganz besondere Situation“, erläuterte Neuser und verwies darauf, dass es für das ehemalige Schenk-Areal schon zwei Investoren geben würde, die „umsetzen wollen, was den städtebaulichen Zielen entspricht.“

Da alle Planungen und Genehmigungen noch ihre Zeit in Anspruch nehmen würden, wolle man „nichts anbrennen lassen und auf die lange Bank schieben“, so der Projektleiter. „Die Voraussetzungen sind jetzt optimal“, betonte er, was mit Applaus vonseiten der Bürgerinnen und Bürger bedacht wurde.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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