Neujahrsempfang 2020 der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe
„Wir brauchen eine Verkehrswende, um die Klimaschutzziele zu erreichen!“
KARLSRUHE (kn) „Mobilität ist vielfältig, und es gibt viele Möglichkeiten, Verkehrsmittel zu kombinieren. Es sinnvoll zu tun: darauf kommt es an“, erklärte IHK-Präsident Wolfgang Grenke auf dem diesjährigen Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe. „Ich bin überzeugt: in den nächsten zehn Jahren werden und müssen wir unser Fortkommen anders organisieren. Aber wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Wir wissen: Durch die Digitalisierung haben wir völlig neue Möglichkeiten, den Verkehr intelligent und flexibel zu steuern“, so Grenke weiter. „Wir brauchen auch eine Verkehrswende, um die gesetzten Klimaschutzziele zu erreichen. Außerdem droht uns schlicht und einfach ein Verkehrskollaps. Derzeit findet eine Verlagerung der Transportgüter statt, von der Schiene und aus dem Binnenschiff auf den LKW. Eine Veränderung unserer Verkehrssysteme scheint noch in weiter Ferne – in der Güterversorgung wie im öffentlichen Personennahverkehr.“
Wirtschaft von Belastungen des Klimawandels betroffen
Die Wirtschaft sei von den Belastungen des Klimawandels ganz real betroffen, z.B. durch Energiepreise, geänderte Wetterbedingungen und bei den globalen Lieferketten. Laut dem IHK-Präsidenten nützt eine effiziente und intelligente Mobilität dabei sowohl dem Klimaschutz als auch der Wirtschaft. „Ich bin überzeugt: Auch aus ökonomischen Gründen ist es zwingend erforderlich, Treibhausgase zu verringern. Das kann nur gelingen, wenn Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft an einem Strang ziehen.“ Grenke forderte in seiner Rede außerdem dazu auf, Investitions-Hemmnisse und bürokratische Hürden zu beseitigen. Zu viel Bürokratie schränke Unternehmen darin ein, auch klimaschutzrelevante Innovationen umzusetzen. „Keine Frage, Dinge müssen geregelt sein. Aber Bürokratie darf sich nicht verselbstständigen“, so der IHK-Präsident.
Fachkräftemangel vordringlich
Das zweite, wie Grenke es nennt, dauerhafte Schlüsselthema sei der Fachkräftemangel. „Dieses Problem steht bei den Unternehmen an erster Stelle. Es gibt eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen: Mehr ausbilden, Berufstätige weiterbilden, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gezielte Zuwanderung.“ Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz beispielsweise sei ein Schritt in die richtige Richtung, wenngleich über Nachbesserung diskutiert werden müsse.
Mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen
Für Keynote-Speaker Pere Calvet, Präsident der UITP, Weltverband für öffentlichen Transport und Verkehr, stand das Thema Mobilität im Mittelpunkt seiner Rede. Das Prinzip des „globalen Denkens und lokalen Handelns“ sei heute zutreffender denn je. „Ein breites öffentliches Verkehrsangebot ist absolut unerlässlich, um die infolge des Wachstums der Städte und der Hoffnungen der Bürger notwendige Mobilität zu fördern“, so Calvet. „Der schnellste und kostengünstigste Weg zu einer kohlenstofffreien Alltagsmobilität von Personen ist die Ermutigung zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, des Fahrrads oder zum Gang zu Fuß.“ Prinzipiell müsse man die gesamte wirtschaftliche Logistikkette optimieren. Sie sei lebenswichtig für die Erde, aber auch und vor allem für die Zukunft der Wirtschaft.
Neben Grenke und Calvet nahm auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen abgesagt und eine Videobotschaft geschickt hatte, Stellung zu globalen und regionalen Mobilitätstrends.
Region in vielen Dingen vorbildlich
Im abschließenden Talk zum Thema „Zukunft der Mobilität – Was bewegt sich am Oberrhein?“ unter der Moderation von Prof. Dr. Sabine Remdisch, Leuphana Lüneburg und Guest Researcher Stanford University, ging es vor allem um alternative Mobilitätsformen. Der Umstieg erfordert nach Ansicht von Dr. Frauke Goll, Leiterin des Digitalen Innovationszentrums am FZI Forschungszentrum Informatik, eine Veränderung im Mindset. Notwendig seien Risikofreudigkeit und Innovationsbereitschaft. Allerdings habe die Region in vielen Dingen, insbesondere was Forschung und Öffentlichen Personennahverkehr betrifft, Vorbildcharakter. Darin waren sich auch Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, Landrat Christoph Schnaudigel und Pere Calvet einig. „Dem Silicon Valley werden wir es zeigen“, erklärte René Ohlmann, Vorsitzender des Dt.-frz. IHK-Ausschusses für grenzüberschreitende Angelegenheiten, ganz selbstbewusst.
Erstmals Beratersprechtag
Im Anschluss an den offiziellen Teil hatte die IHK erstmals zu einem Beratersprechtag eingeladen, bei dem Experten aus 15 Auslandshandelskammern und IHK-Experten zu den Themen Internationaler Markteinstieg, Gründung, Wachstum, Nachfolge, Fachkräfte, Dienstleistungswirtschaft, Handel, Tourismus, Innovation, Umwelt, Verkehr, Arbeitsrecht, Datenschutz und IHK-Vollversammlungswahl für Gespräche zur Verfügung standen. Von den insgesamt rund 1200 Gästen haben rund 150 die Gelegenheit zur Beratung genutzt.
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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