Dehoim in Oberderdingen: Interview mit Bürgermeister Thomas Nowitzki
„Zusammenhalt ist deutlich zu spüren“

Bürgermeister Thomas Nowitzki. | Foto: Thomas Rebel

Oberderdingen (bea) Im Interview mit der Brettener Woche spricht der Oberderdinger Bürgermeister Thomas Nowitzki über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf seine Gemeinde und wie er die Entwicklung Oberderdingens und seiner Ortsteile sieht.

Herr Nowitzki, was bedeutet die Corona-Pandemie für die Menschen in Oberderdingen, Flehingen und Großvillars?

Wie für alle bedeutet die Pandemie seit mehr als einem Jahr auch für uns in Oberderdingen mit Flehingen und Großvillars Einschränkungen im persönlichen, aber auch im gesellschaftlichen Leben. Das Virus ist für alle, besonders für die, die selbst erkranken, aber auch für diejenigen, die im engen Familien- oder Freundeskreis durch das Virus Menschen verlieren, sehr belastend. Außerdem ist die Kinderbetreuung in Kindertageseinrichtungen sowie die Schulsituation für alle Kinder, Schüler, Eltern, Erzieher und Lehrer kräftezehrend und durchaus schwierig. Die Pandemie ist eine besondere Herausforderung. Zu-dem liegt das Vereinsleben in der Gemeinde am Boden. Die Angebote der Vereine, die einen wesentlichen Teil zur Jugend- aber auch Integrationsarbeit sowie zum gesellschaftlichen Leben und Miteinander beitragen, fehlen komplett. Zum anderen trifft die Pandemie durch die Schließungen den Einzelhandel und das Gewerbe, aber auch den Touristikbereich und die Gastronomie finanziell stark. Oberderdingen hat vor der Pandemie rund 250.000 Tagestouristen im Jahr verzeichnet. Diese haben Angebote genutzt, wie beispielsweise das Einkehren in Restaurants oder die Besenwirtschaften, haben Weinproben gebucht, einen Einkauf im Einzelhandel getätigt oder geführte Ortsrundgänge mitgemacht. Diese Angebote können aktuell nicht angeboten werden. Diese Umsätze entfallen und können durch Abholangebote nicht kompensiert werden.

Wie schafft es die Gemeinde durch die Corona-Krise?
Die Menschen in der Gemeinde helfen sich gegenseitig. Der Zusammenhalt ist deutlich zu spüren. Außerdem konnten wir mit insgesamt drei Mobilen Impfteams des Landkreises Karlsruhe Anfang April 210 Personen über 80 Jahren in der Aschingerhalle Oberderdingen impfen. Mitte Mai erhalten diese ihre zweite Impfung. Des Weiteren ist geplant, die Mobilien Impfteams erneut in der Gemeinde Oberderdingen zum Einsatz zu bringen, dann um Menschen über 70 Jahre zu impfen. Ziel ist es, schnellstmöglich alle impfberechtigten Personen zu impfen. Die DRK Ortsvereine Oberderdingen und Flehingen bieten zudem im Auftrag der Gemeinde Bürgertests an. Hier können sich Bürgerinnen und Bürger in der Regel einmal wöchentlich kostenlos auf Covid-19 testen lassen.

Welche Besonderheiten sind Ihnen in der Coronazeit im Alltag begegnet?
Es ist eine große Welle der Hilfs-Bereitschaft zu verzeichnen. Durch den Aufruf der Gemeinde Hilfe-suchende und Hilfebietende zusammenzuführen, sind bereits zu Beginn der Pandemie mehr Hilfebietende als -suchende in der Gemeinde registriert. Durch die Pandemie ist auch die Nachbarschaft gewachsen. Bei Botengängen oder Einkäufen helfen sich viele gegenseitig.

Welche Themen sind in der Coronazeit in der Gemeinde besonders prägend?
Besonders der hohe Mehraufwand in den Bereichen Finanzen, Personal und Organisation ist deutlich spürbar. Auf der anderen Seite aber auch die Mindereinnahmen durch die Pandemie. Dennoch sind wir zuversichtlich, dass bis Ende 2021 alle Menschen, die sich impfen lassen wollen, auch geimpft sind und sich die Wirtschaft wieder erholt.

Wie viele Einwohner leben derzeit in Oberderdingen, Flehingen und Großvillars, wie viele sollen in naher Zukunft hinzukommen und wie wichtig ist der Bevölkerungszuwachs?
In der Gemeinde Oberderdingen mit den Ortsteilen Flehingen und Großvillars leben aktuell rund 11.320 Bürgerinnen und Bürger. Mit den aktuell drei Neubaugebieten Schelmenäcker in Oberderdingen, Zimmerplatz II in Flehingen und Storchenäcker in Großvillars ist in naher Zukunft mit weiterem Zuzug, besonders von jungen Familien zu rechnen. Weitere Baugebiete und Projekte sind in Planung. Außerdem zeigt es, dass die Gemeinde ein gutes Image hat und gerade auch für viel Auswärtige als Wohnort attraktiv ist. Oberderdingen ist nicht nur liebens-, sondern auch lebenswert.

Welche Bedeutung hat die nachhaltige Entwicklung von Oberderdingen und ihren kleinen Geschwistern, Flehingen und Großvillars, für Sie und welche Visionen haben Sie?

Seit Jahren arbeiten wir an einer nachhaltigen Entwicklung der Gemeinde. Mir ist besonders wichtig, dass wir langfristig planen und diese Planungen über kurzanhaltende Trends stellen. Besonders im Bereich Sanierung von Häusern in den Ortskernen ist uns die Energie sehr wichtig. In allen von uns sanierten Objekten stellen wir die Energie um und gehen weg von Ölheizungen. Bereits seit über 40 Jahren haben die Sanierung sowie die Innenentwicklung einen sehr hohen Stellenwert bei uns und werden diesen weiterhin haben. Wichtig ist auch die Entwicklung der Bildungslandschaft in der Gemeinde. Diese ist jedoch von den Entscheidungen des Landes Baden-Württemberg abhängig.

Wie gelingt es Ihnen in Oberderdingen einen Aus-gleich zum Alltag zu erfahren, haben Sie einen Lieblingsplatz in Feld oder Flur oder den ein oder anderen Tipp für einen coronagerechten Ausflug im Lockdown?
Ich mach das, was viele von uns machen. Ich gehe in meiner Frei-zeit spazieren und wandern. Bei uns im Kraichgau/Stromberg gibt es sehr schöne Landschaften und viele tolle Wanderwege. So auch die ausgeschilderten Wander- und Radwege in und um Oberderdingen, die ich sehr empfehlen kann.

Mit welchen ermunternden Worten möchten Sie den Oberderdingern Mut zum weiteren Durchhalten in der Corona-Pandemie zusprechen?
Durchhalten können wir weiterhin nur gemeinsam. Deshalb halten Sie alle zusammen und helfen Sie sich gegenseitig. Ich kann Ihnen empfehlen, sich, sobald Sie ein Impfangebot erhalten, impfen zu lassen. Weiterhin sind wir optimistisch und hoffen, dass wir im Sommer wieder unsere beiden Bäder öffnen dürfen und wieder kleinere Veranstaltungen möglich sind. Viel freuen sich wieder auf ein bisschen Normalität in ihrem Leben.

Die Fragen stellte Brettener Woche-Redakteurin Beatrix Drescher.

Wenn Sie mehr zum Thema lesen möchten, klicken Sie einfach auf unsere Themenseite: Dehoim in Oberderdingen

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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