"Kette der Armut durchbrechen"
Der Verein "Bahati" feiert sein 20-jähriges Vereinsbestehen
Oberderdingen (hk) „Bahati“ ist Suaheli, eine in Afrika verbreitete Sprache und bedeutet "Chancen" oder "Glück". Gemeinsam mit Mitstreitern hat Dorothea Wenzel 2002 den Verein „Bahati“ gegründet. Zweck des Vereins mit Sitz in Oberderdingen ist die Finanzierung des Schulbesuches von Mädchen und jungen Frauen im kenianischen Distrikt Kwale. Außerdem wird die Renovierung von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen gefördert. Der Verein unterstützt auch Kleinprojekte und plant und realisiert Wasser- und Solarprojekte an Schulen. Verwirklicht wird das alles durch die Beschaffung von Geld- und Sachspenden sowie Kontakte zu Kooperationspartnern vor Ort.
Finanzierung von Schule, Ausbildung und Studium von Mädchen
Im September 2022 hat der Verein sein 20-jähriges Bestehen mit einem Fest auf dem Derdinger Horn gefeiert. „Wir haben unsere Erfolge Revue passieren lassen und sie gebührend gefeiert“, sagen Gabriele Renz und Annah Mathenge-Hemmerlein von „Bahati“. Der Verein umfasse derzeit etwa 70 Mitglieder. In 20 Jahren habe sich viel getan: „Zunächst wurden nur weiterführende Schulen für die Mädchen bezahlt. Ab 2007 sind wir dazu übergegangen, die Ausbildung oder das Studium der Mädchen zu finanzieren. Und daran halten wir auch heute noch fest“, sagt Renz. Infolgedessen könne sich der Verein zwar weniger Mädchen annehmen, „aber die sind dann voll ausgebildet, verdienen eigenes Geld und stehen auf eigenen Beinen.“ Annah Mathenge-Hemmerlein, Kenianerin und seit über zehn Jahren Mitglied von „Bahati“, übernahm 2020 den Vorsitz des Vereins. „Wenn ich vor Ort bin, schaue ich mir alles ganz genau an“, sagt sie mit einem Lachen. Das sei wichtig, denn jeder Cent soll den Mädchen dort zugutekommen. „Wir haben keine Verwaltungskosten. Das Geld, das wir sammeln, fließt eins zu eins an die Mädchen und in ihre Schulausbildung“, betont Mathenge-Hemmerlein.
Waisenmädchen oder Mädchen aus sehr armen Verhältnissen im Fokus
Derzeit werden sieben Mädchen im Alter von 13 bis 20 Jahren unterstützt. Die meisten von ihnen gehen auf ein Internat. Der Verein rechnet damit, dass im nächsten Schuljahr weitere Mädchen auf Unterstützung angewiesen sein werden. Das ist nicht der einzige Grund, warum der Verein Rücklagen brauche: „Die Schule dauert vier Jahre“, sagt Renz und weist darauf hin, dass Bahati die Mädchen bis zu ihrem Abschluss fördert. Im Fokus des Vereins sind Waisenmädchen oder Mädchen aus sehr armen Verhältnissen. „Der Moment, in dem ein Mädchen seinen Abschluss erlangt, ist für mich ein besonderer, für den ich sehr dankbar bin“, sagt Mathenge-Hemmerlein. „Das ist der Moment, in dem die Kette der Armut in dieser Familie durchbrochen wird.“ Zu wissen, dass die Mädchen nicht zu früh heiraten und Kinder bekommen müssen, erfülle sie mit Freude. „Ich bin auch hier, weil mir jemand geholfen hat“, sagt sie. Ihre Bildung könne den Mädchen niemand wegnehmen. „Darauf können sie ihr Leben aufbauen“, unterstreicht sie.
Verein möchte größere Reichweite
Ein Mädchen, das von Bahati unterstützt wurde, unterstütze nun Kinder anderer Familien, indem es für deren Schulgelder aufkomme. „Das ist eigentlich ganz typisch für die kenianische Kultur“, weiß Mathenge-Hemmerlein, „dass man die Gemeinschaft mitträgt.“ Renz, die schon viele Male vor Ort in Kenia war, kann sich noch lebhaft an die schüchternen Mädchen erinnern. "Man muss sich nur auf sie einlassen, dann verlieren sie ihre Berührungsängste." Mathenge-Hemmerlein ergänzt: „Für die Mädchen ist Distanz ein Ausdruck von Respekt.“ In Zukunft möchte der Verein seine Vision von einer größeren Reichweite in die Tat umsetzen. "Wir haben erkannt, dass wir viel Potenzial verlieren, wenn wir so lokal bleiben. Ich selbst komme aus Zentralkenia und künftig möchten wir auch Mädchen von dort einbeziehen – mit dem Ziel, noch mehr Potenzial fördern zu können."
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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