Klima- und Umweltschutz in der Region
"Nichts tun ist die teuerste Variante"
Region. Die Brettener Woche hat die Landespolitiker Andrea Schwarz (Bündnis90/Die Grünen) und Joachim Kößler (CDU) gefragt, was für sie die wichtigsten Ziele sind, die beim Klimaschutz in den nächsten zehn Jahren erreicht werden müssen.
Andrea Schwarz:
„Das baden-württembergische Klimaschutzgesetz, das der grüne Umweltminister Franz Untersteller vorgelegt und das noch immer nicht die Zustimmung der CDU gefunden hat, muss nun endlich umgesetzt werden. Nicht nur die letzten heißen Tage zeigen, auch die Wissenschaft fordert die Politik auf zu handeln. Das heißt, wir müssen unsere CO2-Emissionen, um die Vorgaben des Pariser Klimagipfels einzuhalten, deutlich senken. Bis 2030 will die Bundesrepublik eine Reduzierung von 55 Prozent. Runtergebrochen auf die einzelnen Sektoren bedeutet dies zum Beispiel in Baden-Württemberg eine Reduktion im Bereich Mobilität und Verkehr von 34 Prozent. Das heißt, Umstieg auf emissionsfrei fahrende Autos, mehr Carsharing, mehr ÖPNV und Radverkehr. Schnell und problemlos – die Mehrheit unserer Bevölkerung spricht sich dafür aus - muss ein Tempolimit auf 120 Stundenkilometer auf Autobahnen umgesetzt werden. Die Zeiten einer autofokussierten Politik müssen vorbei sein. Die Subventionen im Flugverkehr müssen fallen. Es kann nicht sein, dass Fliegen deutlich günstiger ist als Bahn fahren. Bei der Stromerzeugung müssen erneuerbare ausgebaut und fossile Energieträger beendet werden. Hier gibt es ein Bündel Möglichkeiten, Windenergie, Photovoltaik, Geothermie, Biogas. 2038 ist deutlich zu spät für den Kohleausstieg. Stromgewinnung ist nur ein Teil der Medaille, auch die Wärmegewinnung muss zukünftig C02 neutral sein. Auch deshalb brauchen wir eine C02-Bepreisung. Nichts zu tun, wird beim Klimawandel die teuerste Variante sein. Ein Gutachten, das die EU in Auftrag gegeben hat, beziffert die durch den Klimawandel entstandenen Folgeschäden auf bis zu 2.500 Milliarden Euro jährlich, sollten wir das gesetzte Ziel unter 1,5 Grad Erderwärmung zu bleiben, nicht erreichen.“
Joachim Kößler:
"Wir werden in Deutschland und in Europa den Klimawandel nicht allein stoppen können. Was wir aber tun können, ist Klimaschutz-Vorreiter werden. Unser Ziel muss es sein, CO2-Emissionen zu vermindern und schließlich kein Treibhausgas mehr zu emittieren. Konkret bedeutet dies, die aktuell jährlich durch den Menschen verursachten CO2-Emissionen in Höhe von 38 Milliarden Tonnen bis zum Jahr 2055 auf null abzusenken. Wenn es Europa gelingt, seine 4 Milliarden Tonnen CO2 in diesem Zeitraum zu reduzieren und der Rest der Welt sein Emissionsvolumen halbieren würde, so hätten wir es immer noch mit 16 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr zu tun. Dennoch: Deutschland und Europa müssen eine Vorreiterrolle einnehmen. Wenn wir überzeugend zeigen, dass unsere Klimapolitik nachhaltig und zugleich wirtschaftlich ist, werden andere Länder nachziehen. Dazu brauchen wir dringend mehr Innovationen und Innovationen. Wir sollten uns deshalb in Brüssel für einen Innovationsfonds für den Klimaschutz einsetzen. Auf nationaler Ebene sollten wir einen Teil der Mittel, die wir im Rahmen einer CO2-Bepreisung – sei es durch ein marktwirtschaftliches oder ein steuerliches Modell – einnehmen, in eine Klima-Innovations-Offensive investieren. Unser Ziel muss es sein, „Klimaretter“ für die Welt zu werden."
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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