Aktinische Keratosen: Hautärzte berieten am Lesertelefon
„Der Übergang zu Hellem Hautkrebs ist fließend, aber vermeidbar“

Foto: stock Adobe

(pr-nrw) Zuviel Sonne schadet der Haut, vor allem wenn es um die Langzeitbelastung durch UV-Strahlung geht. In unserer Haut summieren sich die Sonnenstunden zu einer UV-Lebenszeitdosis – und je höher diese ausfällt, umso höher ist auch das Risiko für Aktinische Keratosen (AK), eine Vorstufe des Hellen Hautkrebses. Besonders betroffen sind Menschen, die viele Sonnenstunden „gesammelt“ haben und beruflich oder in der Freizeit viel Zeit in der Sonne verbringen. Menschen mit heller Haut, mit eingeschränkter Immunabwehr oder Sonnenbränden in der Kindheit weisen ebenfalls ein höheres Risiko für Aktinische Keratosen auf. Wie man diese frühzeitig erkennt und schonend behandeln kann, um eine Hautkrebserkrankung zu verhindern, dazu berieten Hautärztinnen und -ärzte am Lesertelefon. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Wie schütze ich mich vor einer schädlichen Langzeitbelastung durch die Sonne?
Dr. Roland Aschoff: Indem Sie diese vier Strategien befolgen: Meiden Sie, wenn möglich, direktes Sonnenlicht – insbesondere während der Mittagszeit sind Sie im Schatten besser aufgehoben. Tragen Sie zweitens in der Sonne immer schützende Kleidung und eine Kopfbedeckung. Verwenden Sie drittens auf Hautarealen, die der Sonne ausgesetzt sind, Sonnencreme mit hohem UV-B- und UV-A-Lichtschutzfaktor. Und viertens – falls es sich noch nicht herumgesprochen hat – machen Sie einen Bogen um Solarien und ihre zusätzliche UV-Belastung.

Worauf muss ich beim Sonnenschutz achten?
Dr. Dagmar Richter-Hintz: Wenn Sie es nicht verhindern können, sich direkter Sonneneinstrahlung auszusetzen, sollten Sie vor allem Sonnenbrände vermeiden. Tragen Sie beim Schwimmen oder Baden so genannte UV-Shirts und einen Sonnenschutz mit mindestens Lichtschutzfaktor 30. Wer bereits Aktinische Keratosen hat oder Medikamente einnimmt, die das Immunsystem unterdrücken, verwendet besser grundsätzlich LSF 50. Ab einem UV-Index von 6 oder höher gilt dies für alle. Sonnencreme sollte wasserfest sein und wiederholt aufgetragen werden, da Schwitzen den Schutz mit der Zeit mindert. Sportler sollten sich besonders gewissenhaft eincremen. Ohren, Unterarme und Unterschenkel werden gerne vergessen. Und tragen Sie eine Kopfbedeckung – besonders wenn Sie dünnes Haupthaar oder eine Glatze haben.

Was sind frühe Anzeichen von UV-bedingten Hautveränderungen?
Dr. Roland Aschoff: Frühe Anzeichen finden sich vor allem in lichtexponierten Arealen, also im Gesicht, auf den Ohren, Handrücken und insbesondere auf der Stirn und der Glatze bei Männern. Hier zeigt sich ein fleckiges Hautbild mit rötlichen weißlichen und bräunlichen Flecken. Hinzu kommt eine raue Hautoberfläche, die sich wie Sandpapier anfühlt – dies sind zumeist Aktinische Keratosen (AK). Es können sich aber auch Hauttumore, wie beispielsweise ein Basaliom oder ein Plattenepithelkarzinom entwickeln. Hier bilden sich kleine Knötchen, die an Größe zunehmen.

Wann sollte ich mit Hautveränderungen zum Arzt?
Dr. Roland Aschoff: Sobald Sie das Auftreten von rauen Arealen insbesondere am Kopf und den Handrücken bemerken oder Sie neue Knötchen oder Knoten auf der Haut bemerken. Auch wenn Pigmentmale sich neu gebildet haben oder sich in Farbe und Form verändern, sollten Sie unbedingt einen Hautarzt aufsuchen.

Werden Aktinische Keratosen beim Hautkrebsscreening sicher erkannt?
Dr. Dagmar Richter-Hintz: Bei starker Ausprägung lassen sich Aktinische Keratosen per Blickdiagnose feststellen. Ihr Hautarzt wird bei Bedarf eine spezielle Lupe verwenden, um pigmentierte AK von Altersflecken zu unterscheiden und um auch kleinere AK zu erkennen. In einigen Fällen kann die Entnahme einer Hautprobe erforderlich sein, um die AK von anderen Hautkrebsarten oder Hauterkrankungen abzugrenzen.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Untersuchung?
Dr. Dagmar Richter-Hintz: Gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren haben alle zwei Jahre Anspruch auf eine Früherkennungsuntersuchung auf Hautkrebs. Einzelne Krankenkassen ermöglichen es ihren Mitgliedern, bereits ab einem Alter von 20 Jahren alle zwei Jahre an einem Hautkrebs-Screening bei einem Facharzt teilzunehmen.

Müssen Aktinische Keratosen operativ entfernt werden?
Dr. Roland Aschoff: Aktinische Keratosen sollten zeitnah behandelt werden, denn der Übergang zu Hautkrebs, der in tiefere Gewebeschichten vordringt, ist fließend, aber vermeidbar. Die operative Entfernung ist dabei nur eines von mehreren Verfahren, die sich voneinander in der Dauer der Anwendung, ihrer Effektivität sowie den Nebenwirkungen deutlich unterscheiden. Sehr effektiv – und dabei überwiegend mit leichten bis mittelschweren Nebenwirkungen verbunden – ist die Photodynamische Therapie (PDT). Sie kann von den Patienten sogar zu Hause durchgeführt werden. Welche Therapie letztendlich geeignet ist, sollten Patient und Arzt im gemeinsamen Gespräch erörtern.

Wie funktioniert die photodynamische Therapie?
Dr. Roland Aschoff: Auf die betroffenen Hautareale wird zunächst ein wirkstoffhaltiges Gel aufgetragen, das die Tumorzellen nach einer Einwirkzeit lichtempfindlich macht. Anschließend wird das zu behandelnde Hautareal mit einer geeigneten Lichtquelle belichtet, wobei reaktive Sauerstoffmoleküle entstehen, die geschädigte Hautzellen zerstören. Die gesunden, benachbarten Zellen werden dadurch nicht geschädigt. Neben kaltem Rotlicht in der Arztpraxis kann seit 2018 auch natürliches Tageslicht genutzt werden, was die selbständige Anwendung durch den Patienten ermöglicht. Die Therapie wird einmalig durchgeführt und dauert etwa drei Stunden, bei Bedarf kann sie wiederholt werden. Sie erlaubt die Behandlung einer großen Fläche in einer einzelnen Anwendung. Die Heilungsrate ist hoch und bei den Nebenwirkungen handelt es sich vornehmlich um leichte bis mittelschwere Hautreaktionen am Behandlungsort, wie Rötung, Schwellung und Krustenbildung. Diese Hautreaktionen sind Zeichen der Wundheilung und klingen in der Regel nach einigen Tagen ab. Außerdem verbessert sich durch die Anregung der Kollagenbildung Ihr Hautbild in den nächsten Wochen sichtbar und es bleiben keine Narben zurück.

Werden auch die nicht-sichtbaren Hautveränderungen behandelt?
Dr. Christina Haut: Die Möglichkeit, mit der PDT große Hautflächen behandeln zu können, bringt den Vorteil mit sich, so genannte subklinische Läsionen mitzubehandeln. Darunter versteht man Sonnenlichtschäden, die in der Haut „schlummern“, aber nach außen noch nicht sichtbar sind. Von diesem vorbeugenden Effekt profitieren insbesondere größere sonnenlichtexponierte Areale des Körpers wie Oberkopf, Gesicht, Ohren und Dekolleté.

Wie sicher schützt die PDT vor der Entwicklung eines Hellen Hautkrebses?
Dr. Christina Haut: Mit der PDT können sowohl einzelne sichtbare aktinische Keratosen als auch so genannte flächige Feldkanzerosen behandelt werden. Nach zwei Sitzungen sind nachweislich bis nahezu 80 Prozent der veränderten Hautzellen erfolgreich behandelt. Damit wird das Risiko eines möglichen Übergangs dieser Zellen in einen invasiven Hauttumor, beispielsweise ein Plattenepithelzellkarzinom, stark reduziert.

Können Aktinische Keratosen nach erfolgreicher Behandlung erneut auftreten?
Dr. Christina Haut: Ja, denn bei den AK handelt es sich um chronische Sonnenlichtschäden. Durch die lebenslange Ansammlung von UV-B-Strahlung hat die Haut ihr „Sonnenlichtkonto“ aufgebraucht und das Risiko, erneut an einer Vorstufe oder Form des hellen Hautkrebses zu erkranken ist stark erhöht. Deswegen sind regelmäßige und engmaschige Nachkontrollen aus ärztlicher Sicht empfohlen – ebenso wie ein konsequenter und hoher Sonnenschutz.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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