Altstadtrettung Bretten
Archäologie im mittelalterlichen Stadtgraben an der Sporgasse

Bretten Sporgasse am 05.01.2022. Zwei Mitarbeiter*innen des Landesamtes für Denkmalpflege überfliegen die Baugrube mit einer Drohne (roter Kreis). Die gestrichelte Linie deutet das Profil des Stadtgrabens an, die gelbe Linie den Verlauf der Stadtmauer. M. Goll.
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Am 20.12.2021 hatte ich bei einem Blick in die Baugrube auf dem ehemaligen Sporgassenparkplatz bemerkt, dass die östliche Gruben-Schnittkante ganz klar den ehemaligen Stadtgraben erkennen lässt (s. Foto). Die im Erdreich erkennbare Linie besteht aus einer Schuttschicht. Diese könnte mit der Zerstörung der Stadt im August 1689 und dem anschließenden Wiederaufbau in Zusammenhang stehen.

Eigentlich so weit nichts Überraschendes. Es ist bekannt, dass die nördliche Stadtmauer das Gelände etwa mittig von West nach Ost durchzog. Der auch heute noch imposante Hang unterhalb des Promenadenwegs, am nördlichen Rand des ehemaligen Sporgassenparkplatzes stellt den vor etwa 650 Jahren menschengeschaffenen Grabenrand vor der Stadtmauer dar. Er zog sich über den gesamten Norden ab der Ecke Weißhofer Straße/Promenadenweg bis in das Gebiet Promenadenweg/Gottesackertor. 

So weit so klar. Was mich jedoch äußerst überraschte, war die Tatsache, dass die Grabensohle mindestens 3,50m unter der heutigen Asphaltdecke liegt. Das bedeutet, dass unsere Vorväter und -Mütter sich tatsächlich die Mühe machten und vom Promenadenweg aus ca. 10m Tief gruben. Von dieser Seite aus musste auch Herzog Ulrich von Württemberg 1504 angreifen, denn die übrigen Flanken der Stadt waren entweder sumpfig oder unvorteilhaft abschüssig gelegen. Was wir also seit heute wissen: Er stand vor einem mächtigen, fast unüberwindbaren Graben, an dessen gegenüberliegender Seite die Stadtmauer wartete.

Ich habe auf meine Entdeckung hin am 22.12.2021 das Landesamt für Denkmalpflege (RP Stuttgart) mittels Fotos der Baugrube und meiner Einschätzung um eine zeitnahe archäologische Untersuchung gebeten. Das Landesamt handelte daraufhin sehr schnell. Trotz der Ferienzeit waren bereits heute, am 05.01.2022 zwei Mitarbeiter des Landesamtes mit einer Drohne vor Ort um die erkennbaren Schichten bildlich zu dokumentieren, zu vermessen und oberflächliche Funde aus der Grabungskante zu begutachten. 

In einem kurzen Gespräch teilten die beiden meine Meinung, dass es sich definitiv um den Stadtgraben handele und dass die Dimensionen unerwartet ausladend sind. Nach einer ersten Einschätzung kamen beispielsweise Keramikfragmente aus dem 16. Jahrhundert zutage.

Bedauernswert ist, dass zig LKW Ladungen der Brettener Kulturgeschichte mittlerweile völlig undokumentiert auf irgendeiner Deponie gelandet sind. Es wäre wünschenswert, dass Bretten zukünftig wertschätzender mit seiner Geschichte umgeht.


Brettens Altstadt braucht dich als Beschützer*in, es ist fünf vor zwölf!

Unsere Kinder werden in Ihrem Rentenalter bei gleichbleibender Tendenz nur noch 25% der Nachkriegsaltstadt genießen können. Bitte setze dich zusammen mit uns und für kommende Generationen dafür ein, diesen Trend zu stoppen. Altstadt-Wohnhäuser (häufig um 1900 verputztes Fachwerk) dürfen nicht mehr abgerissen werden, Bretten braucht eine verbindliche Erhaltungssatzung, wie Durlach sie derzeit erarbeitet!
Den Dialog um die Altstadtrettung zu unterstützen ist für dich nicht schwer. Komm aus deiner Komfortzone und äußere öffentlich Ihre Meinung, auch dann, wenn Sie nicht der unsrigen entspricht. Falls du Fragen hast, was du konkret tun kannst, wende dich an die www.altstadtrettungbretten.de

Liebe Grüße

Matthias

Bretten Sporgasse am 05.01.2022. Zwei Mitarbeiter*innen des Landesamtes für Denkmalpflege überfliegen die Baugrube mit einer Drohne (roter Kreis). Die gestrichelte Linie deutet das Profil des Stadtgrabens an, die gelbe Linie den Verlauf der Stadtmauer. M. Goll.
Vor Weihnachten war der Grabenschnitt dank besserer Witterung deutlicher zu erkennen.
Autor:

Matthias Goll aus Bretten

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