Den Kampf gegen alten Müll im Böckle-Haus nahmen neun Brettener erfolgreich auf
Der Denkmalschutzbeauftragte kann kommen

Nützliches und Unnützes fanden die neun Helfer (Heidi Leins, Otto Mansdörfer, Fabian Nowak, Tom Rebel, Alexandra Grenzhäuser, Thomas Sperl, Ute Kratzmeier, Matthias Goll, Christopher Retsch) bei der Ausräumaktion im alten Böckle-Haus. | Foto: Christopher Retsch
  • Nützliches und Unnützes fanden die neun Helfer (Heidi Leins, Otto Mansdörfer, Fabian Nowak, Tom Rebel, Alexandra Grenzhäuser, Thomas Sperl, Ute Kratzmeier, Matthias Goll, Christopher Retsch) bei der Ausräumaktion im alten Böckle-Haus.
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Bretten (bea) Es ist die Geschichte eines Kampfes, eines Kampfes für den Erhalt von alten Bauwerken in Bretten. Otto Mansdörfer, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Bretten, hat diesen Kampf beim Böckle-Haus federführend aufgenommen. Bereits Mitte Juni stellte seine Fraktion einen Alternativvorschlag für die Umgestaltung der Einmündung von Weißhoferstraße und Sporgasse vor (wir berichteten). Im September sprachen sich die Grünen erneut für den Erhalt des Hauses und eine erneute bauhistorische Untersuchung aus (hier lesen Sie mehr dazu).

Hauptgebäude ist von losem Müll befreit

Doch das Problem war der im Haus lagernde Müll, der nach Ansicht der Fraktion weggeschafft werden musste, bevor Experten des Landesdenkmalamtes eine angemessene Arbeit leisten könnten. Daher organisierte die Fraktion mehrere Bürger, die in ehrenamtlicher Arbeit den Müll aus dem Haus schaffen wollten (wir berichteten).  Nach unserer erneuten Berichterstattung stimmte die Stadtverwaltung dem Vorhaben schließlich zu (weitere Informationen hier). Somit konnten am Samstag, 24. Oktober, neun Engagierte rund um Otto Mansdörfer das Hauptgebäude vom losen Müll befreien. "Ein paar Möbelstücke stehen noch drin", sagt der Fraktionsvorsitzende. Darunter befindet sich auch eine Einbauküche. Um diese abzubauen habe man weder Zeit noch Akribie gehabt, so Mansdörfer im Gespräch. Die meisten Räume habe man ausgefegt oder ausgesaugt. "Jetzt sehen die Räume einigermaßen manierlich aus", sagt Mansdörfer.

Müllberg lagert bis zur Abholung im Hof

Dreieinhalb Stunden hat die Aktion der ehrenamtlichen Helfer gedauert. Mit Eimern habe man das "viele Kleinzeug" nach unten in den Hof transportiert. Dort lagert der Müllberg, bis er vom Abfallwirtschaftsbetrieb abgeholt wird. Der genaue Termin dafür stehe noch nicht fest. "Wir haben teils gar nicht gewußt was uns erwartet", sagt Mansdörfer, und: "Was uns noch brauchbar erschien, haben wir unter dem Unterstand im Hof deponiert". Über die Gegenstände könne Museumsleiterin Linda Obhof einen Blick werfen, schlägt der Grüne vor. Allerdings habe man keine 100 Jahre alten Sachen finden können.

Nützliche Gegenstände und Kinderkleidung gefunden

Zu den Fundstücken gehören jedoch zwei oder drei hölzerne Hocker, Regals, Vasen, aber auch alte PCs und Röhrenbildschirme. Das Harmonium im zweiten Obergeschoss habe man jedoch an Ort und Stelle stehen lassen, sagt Mansdörfer. Dies stelle kein Hindernis für die bevorstehende Besichtigung der Experten vom Landesdenkmalamt am 3. November dar. Ausserdem könnte es gegen eine Spende an die Stadt Bretten mit dem Stichwort "Böcklehaus" meistbietend  vergeben werden, stellt sich Mansdörfer vor. Alternativ könnte die Vergabe jedoch auch anderweitig geregelt werden, sagt er. Wer also ein kurzfristiges Interesse an hölzernen Hockern, Regalen oder kleinen Kommoden hat, darf sich bei Otto Mansdörfer (gr-o.mansdoerfer@bretten.de) melden. Weitere Funde konnte Ortschaftsrätin Heidi Leins am Samstagnachmittag machen, als sie den Müllberg erneut durchsuchte und dabei weitere nützliche Stücke fand. Die gerettete und noch verwertbare Kinderkleidung will Leins waschen und im Anschluss der Diakonie zur Verfügung stellen. 

Die erneute Begutachtung erwirkte Heidemarie Leins

Über das Innere des Hauses weiß Mansdörfer zu berichten, dass in den oberen Wohnräumen geschnitzte Balken vorhanden sind, die mit Rigips verkleidet wurden. Zudem konnte Leins erwirken, dass das Landesdenkmalamt das Haus erneut begutachtet. "Wenn sich mehr und mehr Brettener für den Erhalt des Böcklehauses aussprächen, müsste der Gemeinderat dies auch anerkennen", sagt Mansdörfer. Daher habe man eine Verkehrslösung vorgeschlagen, die "das scharfe Eck" entschärft. "Wenn die Lösung der Stadt umgesetzt wird, werden allerdings auch mehr Lkw durch die Stadt fahren", sagt er.

Kein Zeitdruck sondern ehrenamtliche Arbeit für Böckle-Haus

Das Positive beim Böcklehaus sei, dass man keinen unmittelbaren Zeitdruck habe, da es weder einsturzgefährdet sei, noch ein undichtes Dach habe. Daher stellt sich Mansdörfer vor, mit Ehrenamtlichen weiter am Haus zu arbeiten, die Bäder zu demontieren, den Rigips zu entfernen und anschließend die Elektrik kontrolliert zurückzubauen. Für ihn hat das Haus eine wichtige historische Bedeutung. "An der Einmündung der Pfluggasse, gegenüber vom Böcklehaus, hat der stärkste Bombenangriff im zweiten Weltkrieg stattgefunden, den Bretten erlebt hat. Dabei ist bereits viel alte Bausubstanz vernichtet worden", sagt Mansdörfer. Unter den zerbombten Gebäuden habe sich auch das "Gasthaus zum Pflug" befunden, das der Pfluggasse den Namen gegeben habe.

Wichtige Bedeutung für Geschichte der Stadt

An der Sporgasse habe vor der Aufweitung der Straße das erste Haus in Bretten gestanden, das nach dem Krieg im Jahr 1948 gebaut wurde. Der Neubau im traditionellen Stil, in dem der "Zigarren-Böckle" untergebracht war,  habe nur 30 Jahre gestanden, bevor es mit der "Sporgassenrennbahn" losgegangen sei. Somit habe das Bäcker-Böckle-Haus , das östlich der Altstadt kurz vor dem oberen Tor gelegen ist als übriggebliebenes städtisches Gebäude eine wichtige Bedeutung für die Geschichte der Stadt.

Mehr zum Böckle-Haus finden Sie auf unserer Themenseite.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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