Fachwartkurs für Obst- und Gartenbau 2021 der Region Karlsruhe-Bruchsal
Mit Fachwissen Streuobstwiesen erhalten

Rund der Hälfte der angehenden Fachwarte erklärte Günter Kolb (grünes T-Shirt, Mitte) am vergangenen Wochenende den nach der Ernte notwendigen und fachgerechten Schnitt von Süß- und Sauerkirschbäumen. | Foto: Andreas Arlt
  • Rund der Hälfte der angehenden Fachwarte erklärte Günter Kolb (grünes T-Shirt, Mitte) am vergangenen Wochenende den nach der Ernte notwendigen und fachgerechten Schnitt von Süß- und Sauerkirschbäumen.
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Region (bea/kn) Der Erhalt der Streuobstbestände ist die Motivation des Landesverbands für Obstbau, Gartenbau und Landschaftspflege (LOGL) im Raum Karlsruhe, um in jedem Jahr einen Kurs für Obst- und Gartenbaufachwarte durchzuführen. Unter Leitung von Günter Kolb, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Heidelsheim, findet derzeit der Kurs im Landkreis Karlsruhe statt. Die Ausbildung zum Fachwart erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung für Obst- und Gartenbau des Landwirtschaftsamts Karlsruhe.

Am ersten Onlinekurs nahmen fast 40 angehende Fachwarte teil

Erstmals wurden die 14 Theorieblöcke rund um Obstbau, Pflanzenschutz, Obsternte und -lagerung, Schnitt und Erhalt von Obstbäumen und -sträuchern sowie Landschaftspflege und ökologischer Bedeutung von Streuobstbeständen und Wiesen online angeboten. Die theoretische Ausbildung, an der in diesem Jahr erstmals fast 40 angehende Fachwarte teilnehmen, wird ergänzt durch eine Vielzahl von praktischen Kursen, speziell zum Schnitt von Stein- und Kernobst-Bäumen sowie Beerensträuchern. Ziel des Kurses sei es, Fachwarte auszubilden, die sich mit Fachwissen vor allem für Erhalt und Pflege der Streuobstbestände im Land einsetzten, die eines regelmäßigen, fachlich fundierten Schnitts bedürfen, so Kolb. 

Obstbaumschnitt auch auf Jöhlinger Gemarkung

Um den nach der Ernte erforderlichen Schnitt von Sauer- und Süßkirschbäumen einzuüben, trafen sich am vergangenen Wochenende die Teilnehmer des Kurses auf einer Streuobstwiese auf Jöhlinger Gemarkung. Kolb erläuterte den angehenden Fachwarten, die aus der Region Bruchsal, Karlsruhe, Rastatt kommen, welche Schnittmaßnahmen erforderlich seien, um die Bäume langfristig gesund zu halten und gleichzeitig bemerkenswerte Erträge im extensiven Obstanbau zu erlangen. Die auch noch in Jöhlingen vorhandenen Bestände hätten einen hohen ökologischen Wert, die durch lebensraumtypische Zeigerarten wie Wendehals, Grünspecht, Neuntöter und Dorngrasmücke sichtbar würden. „Selbst die Wachtel konnte hier im Jahre 2021 nachgewiesen werden“, sagt der Besitzer der Streuobstwiese, Andreas Arlt, der für die Landesanstalt für Umweltschutz regelmäßig Brutvogelkartierungen durchführt.

Mangelnde Pflege führt zum Vergreisen und frühzeitigen Absterben der Bäume

Leider gingen Streuobstwiesen nach wie vor nicht nur durch Infrastrukturmaßnahmen, Baugebiete und Flurbereinigungsmaßnahmen verloren, sondern auch aufgrund mangelnder Pflege. Letzteres führe zum Vergreisen und Absterben der Obstbäume und damit häufig zum Verlust des ökologisch wertvollen Baumbestandes. Dabei seien Streuobstwiesen eine der artenreichsten Offenlandbiotope, sogenannte Trittsteine der Biodiversität, was sich an der Vielzahl an Blühpflanzen, Insekten und Vogelarten zeige. Streuobstwiesen genießen seit 2020 durch Aufnahme in das Landesnaturschutzgesetz einen besonderen, gesetzlichen Schutz in Baden-Württemberg. Anfang des Jahres wurde der Streuobstanbau gar als immaterielles Kulturerbes in Deutschland in die Liste der Deutschen Unesco-Kommission aufgenommen.

Mit Fachwissen Pflege, Erhalt und Neuanlage von Streuobstwiesen ermöglichen

„Mit der Ausbildung von Fachwarten und der Vermittlung von Fachwissen werden Pflege, Erhalt und Neuanlage von Streuobstbeständen ermöglicht und ein hoher Obstertrag, auch ohne Pestizide, gewährleistet“, sagt Kolb. Wichtiger jedoch sei es die Sehnsucht nach der Schönheit und Vielfalt des Lebensraums Streuobstwiese und seines hohen Erholungswertes zu wecken. „Dann bleiben die restlichen Streuobstbestände auch langfristig erhalten“, sagt Kolb.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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