„Frieden und Freiheit sind keine Selbstläufer“: Gespräch mit dem Europaabgeordneten Daniel Caspary
(ch) Letzte Woche hat die Europäische Union mit den Römischen Verträgen ihre Anfänge vor 60 Jahren gefeiert. Dabei wird die europäische Idee seit einiger Zeit durch grassierende Uneinigkeit und populistische Bewegungen in Frage gestellt. Wir haben den Europaabgeordneten Daniel Caspary, der kürzlich beim CDU-Stadtverband Bretten zu Gast war, nach den Folgen für die europäischen Errungenschaften gefragt.
Herr Caspary, manche meinen, auf Europa können wir verzichten. Ohne Europa ginge es uns besser. Was sagen Sie dazu?
In Europa läuft bestimmt nicht alles perfekt. Aber uns in Deutschland wird es nur dann gut gehen, wenn es unseren Nachbarn gut geht und wir im europäischen Verbund die großen Herausforderungen unserer Tage gemeinsam zu lösen versuchen.
Was habe ich als kleiner Mann denn von Europa?
Wer seine Großeltern fragt, der weiß, dass Frieden und Freiheit keine Selbstverständlichkeiten sind. Die meisten Vorteile des geeinten Europas nehmen wir heute als selbstverständlich hin: die Reisefreiheit, die freie Wohnsitz- und Arbeitsplatzwahl, den Auszubildenden- und Studentenaustausch, die gemeinsame Währung, die auch den Urlaub in anderen EU-Ländern erleichtert, billiges Mobiltelefonieren auch im europäischen Ausland, keine lästigen Wartezeiten mehr an den Grenzen, es gibt viele Beispiele für europäische Errungenschaften, die wir ohne die Europäische Union auch wieder verlieren würden.
Sie sind seit vielen Jahren Abgeordneter für die CDU im Europäischen Parlament. Was haben Sie für die Menschen im Kraichgau erreicht?
Die wenigsten wissen, dass es zum Beispiel das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum, kurz ELR genannt, mit dem viele Maßnahmen auch in Kraichgau-Gemeinden finanziell unterstützt werden, nur gibt, weil es einen europäischen Regional- und Strukturfonds gibt. In jedem ELR-Projekt steckt etwa zur Hälfte europäisches Geld. Und bei der Frage, wie dieses Geld verteilt wird, habe ich mich im EU-Parlament massiv für die ländlichen Regionen eingesetzt.
Oder nehmen Sie die bekannten Firmen E.G.O. und Blanco. Im Ausschuss für Internationalen Handel arbeite ich maßgeblich daran mit, dass diese Firmen aus aller Herren Länder Vorprodukte und Rohstoffe beziehen können und die fertigen Produkte möglichst weltweit verkauft werden dürfen. Davon profitieren nicht nur die genannten Firmen, sondern die hiesigen Mitarbeiter, Zulieferer und damit die ganze Region. Dass derzeit das Europäische Institut für Transurane auf dem Gelände des KIT Campus Nord in Karlsruhe ein neues Forschungslabor für rund 40 Millionen Euro bekommt, durfte ich ebenso mit beeinflussen.
(Die Fragen stellte Chris Heinemann)
Den Bericht über Casparys Auftritt bei der Brettener CDU lesen Sie hier
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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