Scharfe Kritik an Baustellenhäufung
In Walzbachtal und Dürrenbüchig sieht man dem Baustart mit Bangen entgegen

Ab 7. August ballen sich die Baustellen zwischen Walzbachtal und Bretten.  | Foto: Openstreetmap, Visualisierung: Brettener Woche
  • Ab 7. August ballen sich die Baustellen zwischen Walzbachtal und Bretten.
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Region (ger/kuna) Ab Montag, 7. August, müssen sich Verkehrsteilnehmer in der Region auf gravierende Einschränkungen einstellen: Dann werden parallel sowohl der Knotenpunkt der B 35/B 293 am so genannten „Karlsruher Dreieck“ als auch die B 293 zwischen den Ausfahrten Wössingen-Ost und Wössingen-West saniert. Während auf der B 35 der Verkehr immerhin einspurig weiterrollen kann – sofern die Baustellenampel gerade grün anzeigt –, wird die B 293 in besagtem Abschnitt voll gesperrt.

Weiträumige Umleitung

Auch von der B 35 kann man während des ersten Bauabschnitts, der voraussichtlich bis 18. September andauert, nicht in Richtung Walzbachtal auf die B 293 einbiegen. Die Umleitung verläuft dann ab Bretten über die B 294, dann Richtung Sprantal, weiter vorbei an der Deponie „Damenknie“ und über die K 3565. Der Verkehr mit den Zielen Karlsruhe, Pfinztal und Weingarten soll weiträumig über die B 35 nach Bruchsal und von dort über die B 3 nach Karlsruhe geführt werden. Die Arbeiten auf der B 35 sollen bis Anfang Oktober fertiggestellt sein, die Arbeiten auf der B 293 gehen bis Mitte Dezember. Das hat die planende Behörde, das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe, mitgeteilt (die Pressemitteilungen finden Sie hier und hier).

Parallele Baustelle in Wössingen verschärft Situation

Vor allem im Walzbachtaler Ortsteil Wössingen, aber auch in Dürrenbüchig, stoßen die Planungen auf Verunsicherung und Empörung. In der Fragestunde der Walzbachtaler Gemeinderatssitzung Anfang Juli haben eine ganze Reihe Bürger auf das Problem hingewiesen, das durch die gesperrte Ortsdurchfahrt in Wössingen noch verschärft wird. Seit März und voraussichtlich bis Mitte Dezember ist die Wössinger Straße für die Durchfahrt gesperrt, da im Kreuzungsbereich mit der Bruchsaler Straße, Bruch- und Rappenstraße ein Kreisverkehr gebaut wird. Die Anwohner befürchten im Allgemeinen eine Zunahme des Verkehrs, insbesondere des Schwerlastverkehrs, der zum Beispiel vom Zementwerk kommt oder dorthin möchte.

Regierungspräsidium: "Alle Baustellen wurden bei Planung berücksichtigt"

Hatte das RP bei seinen Planungen die Baustelle der Gemeinde im Ort womöglich nicht berücksichtigt, wollte daher die Redaktion der Brettener Woche/kraichgau.news von der Behörde wissen. Doch, bei der Planung der beiden Maßnahmen seien selbstverständlich alle Rahmenbedingungen, so auch die parallele Sperrung der Ortsdurchfahrt Wössingen berücksichtigt worden, versichert die Pressestelle des RP.

Synergieeffekte und weniger Schleichverkehr

Auch die gleichzeitige Sanierung von B 35 und B 293 sei gewollt. „Durch die parallele Ausführung beider Maßnahmen können erhebliche Synergieeffekte genutzt werden: Dadurch, dass eine Durchfahrt bei beiden Maßnahmen nicht möglich ist und der Verkehr sowohl von der B 35 als auch von der B 293 frühzeitig großräumig umgeleitet wird, entstehen in den betroffenen Ortsteilen deutlich weniger Schleichverkehre über Feldwege und den Ortsdurchfahrten“, zeigt sich das RP sicher. Denn: „Von der B 35 kann zunächst kein Verkehr kommen, der dann in Walzbachtal die Sperrung der B 293 durch Wössingen umfahren würde. Umgekehrt kann von der B 293 aus kein Verkehr auf der B 35 ankommen, der dann über Feldwege und durch den Ortsteil Diedelsheim ausweicht.“ Auch Zeit und Geld hätten bei den Planungen eine Rolle gespielt, denn durch die gleichzeitige Umsetzung der beiden Maßnahmen könnten „sowohl die Dauer verkürzt als auch die Kosten reduziert werden“.

Weitere Sanierungsarbeiten auf B 35 geplant

Zur zeitgleichen Sperrung der Ortsdurchfahrt Wössingen teilt das RP weiter mit, dass die B 293 als leistungsfähige Umleitungsstrecke zur Verfügung stehen müsse, da in unmittelbarer Nähe der Maßnahme auf der B 35 in den kommenden Jahren weitere Sanierungsarbeiten anstehen würden. Diese seien an zeitliche Vorgaben geknüpft, weshalb eine Sanierung der B 293 zu einem späteren Zeitpunkt nicht möglich sei. Durch die Baumaßnahmen auf der B 293 und der zeitgleichen Sanierung der Ortsdurchfahrt werde die Dauer der Einschränkungen zudem minimiert. So dauerten die Einschränkungen nur fünf Monate an, bei einer linearen Ausführung wären die Belastungen doppelt so lange, rechnet das RP vor.

"Alle Beteiligten wurden involviert"

Weiterhin erklärt die Behörde, dass alle Beteiligten in die Maßnahmen involviert gewesen seien. Auch in mehreren Verkehrs- und Abstimmungsgesprächen sei darüber informiert worden. Das Verkehrskonzept für die Zeit während der Baumaßnahmen sei in Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden, der Straßenverkehrsbehörde und der Polizei ausgearbeitet worden. Mit Beginn der Arbeiten würden die Verkehrsströme von mehreren Behörden beobachtet, sodass bei Bedarf auch kurzfristig nachjustiert werden könne.

"Einwände fanden keine Berücksichtigung"

Der Walzbachtaler Bürgermeister Timur Özcan erklärt gegenüber dieser Redaktion, dass seine Gemeinde am 16. Dezember 2022 durch eine Videokonferenz zwischen dem RP und den umliegenden betroffenen Gemeinden über die geplanten Baustellen informiert worden sei. „Schon im Rahmen dieses Termins äußerte die Gemeindeverwaltung sofort große Bedenken im Hinblick auf den Verkehr in Walzbachtal“, so Özcan mit Blick auf die parallele Baustelle in der Ortsmitte von Wössingen. „Ich bedauere sehr, dass unsere Einwände keine Berücksichtigung fanden“, erklärt er weiterhin. Auch habe er persönlich in zwei Schreiben an die Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder eindringlich um die Prüfung alternativer Zeitplanungen und insbesondere um keine parallele Ausführung der Maßnahmen gebeten.

Vororttermin für Lösungsfindung

Özcan beschreibt auch, dass er die Bedenken der Anwohner sehr ernst nehmen würde und durch zielgerichtete Maßnahmen eine Verbesserung für die Betroffenen erzielen wolle. Daher habe es auch einen gemeinsamen Termin im Rathaus beziehungsweise vor Ort in den betroffenen Straßen gegeben, zu dem auch Vertreter des RP und des Landratsamtes eingeladen wurden. „Für die pragmatische Unterstützung in der Lösungsfindung vor Ort seitens der Verkehrsbehörde sind wir als Gemeindeverwaltung sehr dankbar“, so der Bürgermeister. „Bei diesem gemeinsamen Termin konnten einige wirksame Maßnahmen festgelegt werden, die wir nun umsetzen.“ Dabei stehe die Sicherung der Gehwege sowie die Reduzierung der Geschwindigkeit im Vordergrund.

Stimmung in Dürrenbüchig "sehr angespannt"

Nicht in die Planungen involviert wurden dagegen die Einwohner von Dürrenbüchig. Der Brettener Stadtteil ist über die B 293 an Bretten und Walzbachtal angeschlossen und befindet sich somit direkt zwischen den beiden Großbaustellen. Ortsvorsteher Frank Kremser erklärt auf Nachfrage, dass die Stimmung in dem Brettener Ortsteil angesichts der kommenden Baustellen „sehr angespannt“ sei, „zumal die Informationen sehr spät und über die Presse kamen.“ Viele Bewohner seien verunsichert, wie sie während der Bauzeit zur Arbeitsstelle, zum Arzt, zum Supermarkt oder zur Krankengymnastik kommen könnten. „Eine Bürgerinformationsveranstaltung vorab hätte hier möglicherweise geholfen“, so Kremser.

"Widersprüchliche Informationslage"

Die Informationslage über die bevorstehenden Baustellen beschreibt er als teilweise widersprüchlich. „Wie alle anderen habe ich von den Maßnahmen durch die erste Pressemitteilung am 20. Juli und die an der Bundesstraße aufgestellten Informationstafeln erfahren“, berichtet Kremser. Anschließend habe er direkt Kontakt mit der Stadt Bretten und mit dem RP aufgenommen, um weitere Details zu erfahren, „da es zu diesem Zeitpunkt widersprüchliche Informationen bezüglich der Baustelle B 293 in Walzbachtal gab.“ Erst durch die Pressemitteilung des RP vom 26. Juli hätten sich diese endgültig geklärt.

Erhebliche Umwege und Umsatzbußen 

Zu den befürchteten Auswirkungen auf Dürrenbüchig meint Kremser: „Dass alle Bewohner, die nicht auf Fahrrad oder S4 umsteigen, teilweise erhebliche Umwege in Kauf nehmen, ist offensichtlich.“ Die Umleitungen hätten außerdem zur Folge, „dass Krankenfahrten, zum Beispiel zur Krankengymnastik, in der Zeit abgesagt werden, da die Umwege von den Krankenkassen offenbar nicht bezahlt werden.“ Außerdem befürchte man im Ort, dass die Gaststätte mit erheblichen Umsatzeinbrüchen zu rechnen habe, da die überregionalen Besucher, die dort regelmäßig zu Gast seien, möglicherweise den Bereich umgehen.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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