Nach 14 Jahren als Chef der Stadt Bretten
Oberbürgermeister Martin Wolff in den Ruhestand verabschiedet

Oberbürgermeister Martin Wolff erhielt von der Regierungspräsidentin Sylvia Felder seine Entlass-Urkunde. | Foto: kuna
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Bretten (kuna) Nach 14 Jahren im Amt verabschiedet sich Martin Wolff (Freie Wähler) als Oberbürgermeister von Bretten in den Ruhestand. Nur noch ein Wochenende und der letzte Arbeitstag am Montag, 30. September, trennen den 67-Jährigen von seinem neuen Lebensabschnitt als Pensionär. In einer feierlichen Zeremonie in der Stadtparkhalle würdigten am Freitag, 27. September, Vertreter der Stadt sowie zahlreiche politische Wegbegleiter die Amtszeit von Wolff und ließen seine Verdienste Revue passieren.

Der Oberbürgermeister als Seiltänzer

Martin Wolff bekleidete das Amt des Oberbürgermeisters seit Februar 2010. Martin Knecht, ehrenamtlicher OB-Stellvertreter und CDU-Gemeinderat, erinnerte in seiner Rede an die Entwicklungen, die Bretten seit diesen Jahren durchlief. Er verglich das Amt des Oberbürgermeisters mit einem Seiltänzer: Als OB habe er das dünne, schwankende Seil einer Kommune bestiegen und dabei sinnvolle Entscheidungen für die Stadt getroffen, visualisierte Knecht. Dabei hob er beispielhaft das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) sowie das Einfädeln der Gartenschau 2031 hervor.

Finanzielle Disziplin des scheidenden OB

Besonders betonte Knecht die finanzielle Disziplin während Wolffs Amtszeit. Konsequente Sparmaßnahmen hätten nicht nur die Schulden der Stadt reduziert, sondern auch das Anlagevermögen gesteigert. „Während über 60 Prozent der Kommunen keinen ausgeglichenen Haushalt mehr hinkriegen, trifft das auf Bretten noch nicht zu“, unterstrich Knecht und verwies dabei auf die aktuellsten Meldungen aus dem Städtetag, die eine drastische finanzielle Situation in vielen Städten und Gemeinden von Baden-Württemberg ausmachten. Aber auch in Krisenzeiten, etwa während der Flüchtlings- oder Coronakrise, habe Wolff schnell reagiert und so manche Nächte durchgearbeitet, um die Vorgaben von Land und Bund in die Tat umzusetzen.

"Sehr menschlich geprägte Führungspersönlichkeit"

Knecht lobte den scheidenden OB als „sehr menschlich geprägte Führungspersönlichkeit“, die stets Offenheit und Klarheit im Umgang mit dem Gemeinderat an den Tag gelegt habe – „kein Parteiengemauschel, kein Nachtreten“.

Wichtige Investitionen vorangetrieben

„Der Satz ‚In Bretten läuft nichts‘ ist sichtbar widerlegt“, stellte Knecht fest. Wolff habe die Stadt in vielerlei Hinsicht vorangebracht, sei es durch den Glasfaserausbau, die Weiterentwicklung des Mellert-Fibron-Areals oder Investitionen in Feuerwehr, ärztliche Versorgung, Sport- und Bildungseinrichtungen sowie den Hochwasserschutz.

Geist des Zusammenhaltes vorgelebt

Regierungspräsidentin Sylvia Felder überreichte Wolff im Anschluss seine Entlass-Urkunde. Sie würdigte ihn als einen OB, der den Geist des Zusammenhaltes vorgelebt und sich stets mit Tatkraft für die Stadt eingesetzt habe. Wolff sei „jederzeit und für alles“ ansprechbar gewesen und habe die Kompetenzen eines Rathauschefs, wie sie in der Gemeindeordnung festgehalten sind, mit Inhalt gefüllt.

Bewerbung für Gartenschau als Erfolg für die Stadt

Thomas Nowitzki, Bürgermeister von Oberderdingen und Vizepräsident des Gemeindetags Baden-Württemberg, sprach über die Herausforderungen des (Ober-)Bürgermeisteramtes. Mit einem Zitat von Martin Luther machte er deutlich: „Wenn der Bürgermeister seine Pflicht tut, werden kaum vier da sein, die ihn mögen.“ Dies sei eine ernüchternde Charakterisierung des Amtes, gestand er ein. Mut, Tatkraft und Unerschrockenheit seien unverzichtbare Eigenschaften, ebenso wie ein starkes familiäres Umfeld. Besonders hob Nowitzki hervor, dass Wolff es geschafft habe, die Gartenschau 2031 nach Bretten zu holen – ein großer Erfolg für die Stadt und die gesamte Region.

Als erfahrener Segler die Stadt durch windige Zeiten gebracht

Auch Knut Bühler, der erste Landesbeamte des Landkreises Karlsruhe, richtete seine Dankesworte an Wolff und zeigte sich erfreut, dass dieser dem Landkreis als Kreisrat erhalten bleibe. Die Bruchsaler Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick lobte die stets gute Zusammenarbeit und den persönlichen Draht, den sie schnell mit Wolff geknüpft habe. Als erfahrener Segler habe er die Stadt gut durch windige Zeiten gebracht, sagte sie, nun sei er im sicheren Hafen angelangt. 

Grußworte von den Landtagsabgeordneten

Weitere Grußworte kamen von den Landtagsabgeordneten des Wahlkreises Bretten, Andrea Schwarz (Grüne), Christian Jung (FDP) und Ansgar Mayr (CDU), die auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Wolff hinwiesen. Der Wittenberger Oberbürgermeister Torsten Zugehör war ebenfalls angereist und witzelte: „Ein großer Teil ist mit einem weinenden Auge hier – ein paar wenige sind da, um zu schauen, ob du wirklich gehst.“

"Eine Eins mit Sternchen"

Auch aus den Reihen der Rathausmitarbeitenden gab es Dankesworte. Michaela Krimmel, Personalrätin der Stadt, betonte, dass Wolff durch seine klare Vision und Fachlichkeit viel für Bretten bewegt habe. Der geschäftsführende Schulleiter Wolfgang Halbeis lobte Wolff mit den Worten: „Eine Eins mit Sternchen.“ Dank vieler Projekte und Innovationen habe die Stadt seinen Stempel erhalten.

Kirchen danken dem scheidenden OB

Dekanin Ulrike Trautz und Pfarrer Harald Maiba dankten Wolff, ganz im Sinne der gelebten Ökumene. Trautz zitierte den Brettener Reformator Melanchthon: „Der Mensch ist zum Gespräch geboren“, ein Leitsatz, der laut Trautz auch Wolff in seiner Amtsführung begleitet habe.

Viel für das Peter-und-Paul-Fest geleistet

Thomas Lindemann sprach im Namen der Vereine – über 200 gibt es in der Stadt. Besonders erwähnte er das Engagement Wolffs für das Peter-und-Paul-Fest, für das Bretten viel seiner Arbeit zu verdanken habe. Auch Vertreter der Städtepartnerschaften erinnerten an die jahrelange gute Zusammenarbeit mit dem scheidenden OB.

Humorvolle Persiflagen

Mit humorvollen musikalischen Beiträgen bereicherte Bernd Neuschl den Abend, der Wolffs Ruhestand unter anderem als Max Raabe („Kein Bürger ruft an, kein Stadtrat interessiert sich für mich“) oder als Reinhard Mey über geplante Wohnmobilreisen nach Frankreich („Über dem Rhein darf der Weingenuss grenzenlos sein“) persiflierte. 

Bretten zukunftsfähig machen

In seinem Schlusswort blickte Wolff dann selbst noch einmal auf die Höhepunkte seiner 14-jährigen Amtszeit zurück. Seine Hauptmotivation sei es stets gewesen, Bretten zukunftsfähig zu machen, etwa durch den Ausbau des Glasfasernetzes und des touristischen Angebots mit der Ansiedelung des Kletterwaldes und der Badischen Weinstraße – auch wenn es in der Stadt selbst keinen Weinbau gibt, wie Wolff schmunzelnd anmerkte.

Erfreuliche Nachrichten für die nähere Zukunft

Er verwies zudem auf das voll belegte Gesundheitszentrum auf der Sporgasse, das Anfang nächsten Jahres eröffnet werde, sowie auf den Weihnachtsmarkt, der 2024 wieder eine Eislaufbahn erhalten werde. In der Pforzheimer Straße würden im bereits sanierten Bauabschnitt in Kürze Bäume gepflanzt werden. Und auch die Planungen für die Umgehungsstraße seien so weit fortgeschritten, dass bald das Planfeststellungsverfahren beginne, so Wolff mit Blick auf Regierungspräsidentin Felder.

Böllerschüsse markieren den Abschluss

Musikalisch wurde die Verabschiedung vom Jazz-Ensemble der Jugendmusikschule sowie von Thomas Rothfuß mit seinem Lied "Bretten, meine Stadt" begleitet. Den krönenden Abschluss bildeten der Auftritt des Fanfarenzugs, der Böllerschützen und des Spielmannszugs der Bürgerwehr im Stadtpark. 
 
Mit der Verabschiedung von Martin Wolff endet eine Ära in der Brettener Stadtverwaltung. Am Dienstag, 1. Oktober, wird sein Nachfolger Nico Morast (CDU) das Amt übernehmen. Der 39-Jährige war zuvor 13 Jahre Bürgermeister von Massenbachhausen. In einer öffentlichen Gemeinderatssitzung um 18 Uhr im Hallensportzentrum „Im Grüner“ wird Morast verpflichtet, vereidigt und offiziell in sein neues Amt eingeführt.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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