Regionaldirektorin äußert sich zu Befürchtungen der Bürgerinitiative Pro Rechbergklinik
Rechbergklinik verliert Schwerpunkt Schmerztherapie
BRETTEN (ch) Schon kurz nach ihrer offiziellen Einweihung im März hat die neu erbaute Brettener Rechbergklinik mit der Schmerztherapie einen ihrer Schwerpunkte eingebüßt. (Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar). Was beim Treffen der Bürgerinitiative Pro Rechbergklinik (BI) am Montagabend noch als Gerücht gehandelt wurde, hat jetzt die gerade aus ihrem Hochzeitsurlaub zurückgekehrte Regionaldirektorin der Regionale Kliniken Holding (RKH), Susanne Stalder, vormals Jansen, auf Nachfrage der Brettener Woche bestätigt: „Das ist Fakt. Uns ist der Schmerztherapeut abhandengekommen“
Bereits zwei Schmerztherapeuten gegangen
Beim Treffen der Bürgerinitiative wurde berichtet, dass bereits der zweite Schmerztherapeut an der Rechbergklinik seinen Dienst quittiert habe. Auch das bestätigt Susanne Stalder. Über die näheren Umstände möchte sie sich nicht äußern. Seitens der Bürgerinitiative hieß es, es habe Streit über einen von dem Arzt beantragten Vaterschaftsurlaub gegeben. Nach Aussage der Regionaldirektorin sind Schmerztherapeuten „sehr schwierig zu bekommen“. Zwei Mal habe man lange gesucht und eine „lange Leidensphase“ durchgemacht. Jetzt sei intern die Entscheidung gefallen, dass man es nicht noch einmal probieren wolle. „Das ist endgültig“, so Stalder. Ein Ersatz sei nicht vorgesehen.
Keine Verlagerung nach Bruchsal geplant
Unter den versammelten BI-Mitgliedern wurde der Verdacht laut, der Schwerpunkt Schmerztherapie könnte in Bretten nur deshalb geschlossen worden sein, um ihn über kurz oder lang nach Bruchsal zu verlagern. Dieses wiederum würde einen schleichenden Attraktivitätsverlust für die Rechbergklinik bedeuten, so die Befürchtung. „Wenn das so ist, müssen wir über das Konzept des gemeinsamen Plankrankenhauses reden“, kündigte der BI-Vorsitzende, Brettens Alt-OB Paul Metzger, an. Die Regionaldirektorin widerspricht: Man habe die Schmerztherapie „nicht abgezogen, sondern mangels personeller Ressourcen eingestellt“. Und weiter: „Es ist nicht geplant, eine multimodale, sprich stationäre Schmerztherapie aufzubauen.“ Vielmehr bleibe es beim bisherigen Zustand, wonach an der Bruchsaler Klinik lediglich ein ambulant behandelnder Schmerztherapeut existiere.
Sechs Betten mehr für Akutversorgung
Dass damit das Konzept des gemeinsamen Plankrankenhauses von Bretten und Bruchsal infrage gestellt würde, kann Susanne Stalder nicht erkennen. Schließlich handele es sich bei der Schmerztherapie um einen „ganz kleinen Anteil“: „Wir reden von nur sechs Betten bei insgesamt 515 Planbetten beider Häuser.“ Zuletzt habe die Schmerztherapie 80 bis 100 Patienten pro Jahr gehabt, die hauptsächlich extern zugewiesen worden seien. Auf die Frage, ob sie die Sorge der BI nachvollziehen könne, antwortet die mit einem klaren „Jein“: „Ich weiß, dass Bretten sehr empfindlich ist, wenn etwas wegfällt, und kann es verstehen. Andererseits entstehen nun sechs zusätzliche Betten für die Akutversorgung.“
Schmerztherapie auf Palliativstation nicht betroffen
Allerdings ist Schmerztherapie auch ein wichtiger Bestandteil der Patientenversorgung auf der Palliativstation, die als Alleinstellungsmerkmal der Rechbergklinik gilt. Dort sei die Schmerztherapie weiterhin gewährleistet, versichert die Regionaldirektorin. Auch die Palliativmediziner seien in Schmerztherapie ausgebildet, außerdem kooperiere man weiter mit der Brettener Zweigpraxis des Karlsbader Schmerztherapeuten Dr. Jan-Eric Ensslin, der auch Belegarzt an der Klinik sei. „Es ist nicht so, dass wir in Bretten keine Schmerztherapie mehr haben“, so Stalder.
Künftiger Fachkräftemangel absehbar
Patienten, die eine stationäre Schmerztherapie benötigen, sollen künftig an das Zentrum für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie der ebenfalls zum RKH-Verbund gehörenden Orthopädischen Klinik in Markgröningen überwiesen werden. Außerdem gibt es laut Stalder Überlegungen, in Neuenbürg im Enzkreis einen Schwerpunkt für Schmerztherapie aufzubauen. Wichtig ist der Regionaldirektorin noch der Hinweis, dass die Kliniken des Landkreises Karlsruhe „noch in sehr komfortabler Situation“ hinsichtlich der personellen Besetzung seien. „Aber auch bei uns wird es zu Fachkräftemangel kommen, und in Orchideenfächern wie der Schmerztherapie ist das schon spürbar.“
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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