Großes Lob für Klinikpersonal
RKH Kliniken ziehen erste Bilanz in der Corona-Krise

 „Ich hoffe und wünsche, dass dieses Feiern der Helden nicht nur ein vorübergehendes Strohfeuer ist, sondern dass wir nach der Krise gemeinsam über eine Veränderung des Gesundheitswesens nachdenken“, sagt Professor Jörg Martin. | Foto: rkh
  • „Ich hoffe und wünsche, dass dieses Feiern der Helden nicht nur ein vorübergehendes Strohfeuer ist, sondern dass wir nach der Krise gemeinsam über eine Veränderung des Gesundheitswesens nachdenken“, sagt Professor Jörg Martin.
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Bretten/Bruchsal (kn) Die RKH Kliniken, zu denen auch die Rechbergklinik Bretten und das Fürst-Stirum-Klinikum in Bruchsal gehören, haben in der Corona-Krise eine erste Bilanz gezogen. Mit Blick auf die Situation in Ländern wie China, Südkorea und Italien habe man bei der Regionale Kliniken Holding (RKH) schon im Februar den Entschluss gefasst, die Klinikeinsatzleitung (KEL) zu aktivieren. Die KEL ist ein Krisenstab, in der die Top-Führungskräfte aller Berufsgruppen und Klinikstandorte unter der Leitung der Geschäftsführung vertreten sind. Sie tagt seit dem 2. März täglich per Videokonferenz.

Umfassende vorbeugende Maßnahmen

Bei den KEL-Treffen werden laut der RKH seither in Abstimmung mit den medizinischen, pflegerischen und administrativen Bereichen innerhalb der Kliniken und im Austausch mit den Gesundheitsämtern und den Krisenstäben der Landratsämter Maßnahmen geplant und koordiniert. "Neben einer vorausschauenden Personal-, Material- und Bettenplanung wurden und werden zahlreiche Entscheidungen getroffen, um bestmöglich auf den Massenanfall an Covid-19-Patienten vorbereitet zu sein", heißt es in einem Schreiben der Holding. Dazu zählten bislang die Absage aller Veranstaltungen, eine schrittweise Reduzierung der Besucherströme, ein Zurückfahren des Behandlungs- und Operationsprogramms, die Unterstützung der Kreisärzte und Kreisgesundheitsämter bei der Errichtung von Corona-Teststellen und die Einrichtung von Auffangeinheiten für Bewohner aus Pflegeheimen.

Zeitweise über 40 Patienten beatmet

„Nur durch solche manchmal unpopulären Entscheidungen und die sehr gute Zusammenarbeit aller an der Patientenversorgung beteiligten Akteure in den Landkreisen konnte die Corona-Krise bisher so gut bewältigt werden“, ist sich RKH-Geschäftsführer Professor Dr. Jörg Martin sicher. Innerhalb der RKH Kliniken wurde die Versorgung der stationären Covid-19-Patienten primär in zwei Zentren gebündelt: Zum einen, im Klinikum Ludwigsburg, zum anderen, in der Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal. „Eine adäquate Versorgung von Covid-19-Patienten erfordert eine geeignete Ausstattung und Erfahrung. Dies konnten wir nur durch die Konzentration der Beatmungskapazitäten und des fachlichen Wissens an zwei Orten sicherstellen“, betont Martin. In den kleineren Krankenhäusern der RKH würden zwar Corona-Patienten aufgenommen, aber zeitnah – insbesondere wenn eine Beatmung notwendig sei - in eines der beiden Zentren verlegt. Insgesamt stehen im RKH Klinikverbund bis zu 150 Beatmungsplätze zur Verfügung. Zeitweise wurden über 40 Covid-19-Patienten gleichzeitig beatmet.

Ältere Menschen im Fokus der neuesten Maßnahmen

Die letzten beiden großen Maßnahmen der RKH waren die Einrichtung einer Pflegeeinheit für ältere Menschen nach Abschluss ihres stationären Aufenthalts in der Orthopädischen Klinik Markgröningen und einer Auffangeinheit für am Virus erkrankte Pflegeheimbewohner im Krankenhaus Marbach. Schon vor dem Ausbruch des Coronavirus sei es für Krankennhäuser immer schwieriger geworden, ältere Patienten nach Abschluss ihrer stationären Behandlung wegen des allgemeinen Mangels an Plätzen in Pflegeheimen oder wegen unzureichender häuslicher Umgebung zu entlassen.Diese Situation habe sich nun durch die Coronakrise verschärft, so Martin. Erschwerend komme hinzu, dass sich Pflegeheime wegen der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus um die Verlegung von erkrankten Heimbewohnern bemühen, die keine stationäre Krankenhausversorgung benötigen.

Großes Lob für Klinikpersonal

Doch auch in der RKH plant man schon jetzt die Exit-Strategie. Dabei soll das Behandlungs- und Operationsprogramm kontrolliert wieder hochgefahren werden. "Wann wir damit starten, hängt von der weiteren Entwicklung ab. Wann wir allerdings die Besucherregelungen lockern, kann man noch nicht sagen“, betont Professor Martin. Ein besonderes Lob spricht der Krankenhaus-Manager dem Klinikpersonal aus. „Dass wir diese Krise bisher so gut bewältigt haben, ist einzig und allein der Motivation und herausragenden Leistung aller RKH-Mitarbeiter zu verdanken. Sie ziehen in vorbildlicher Weise an einem Strang."

Feiern der Helden darf "kein Strohfeuer sein"

In den letzten Wochen hatten die RKH Kliniken viele Dankesbekundungen und Spenden erhalten und wurden für ihren Einsatz als Helden bezeichnet.„Ich hoffe und wünsche, dass dieses Feiern der Helden nicht nur ein vorübergehendes Strohfeuer ist, sondern dass wir nach der Krise gemeinsam über eine Veränderung des Gesundheitswesens nachdenken“, so Martin weiter. Zudem müsse den Kliniken eine vollständige Refinanzierung der Coronakrise gewährleistet werden. "Auch außerhalb einer Krisenzeit herrsche Personalmangel, gehen die Beschäftigten an ihre Grenzen. Hier bedarf es eines Umdenkens und einer Änderung der Anreizsysteme im Gesundheitswesen." Zudem könne es nicht sein, dass es den Kliniken an lebensnotwendigen Medikamenten und Schutzmaterialien mangele, weil diese nur in ganz wenigen Ländern auf der Welt hergestellt würden. So müsse man sich über neue und innovative Versorgungsstrukturen, schnellere Digitalisierung und eine verstärkte Produktion von Materialien in Europa Gedanken machen.

Mehr finden Sie auf unserer Themenseite Coronavirus.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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